31. Oktober 2016

Happy Reformation

Jedes Jahr wieder führen Strenggläubige den Kreuzzug gegen die Halloween-Unsitte. Zum Beispiel mit einem Aufkleber: "Ich bin evangelisch", steht da drauf, und "ich feiere am 31. Oktober den Reformationstag". Und damit klar ist, was nicht gefeiert werden darf ist zentral eine Gruppe verkleideter Kinder abgebildet, mit rotem Verbotszeichen darüber.

Das kommt rüber wie "Ich bin evangelisch, und bin deswegen ein intoleranter Spießer". Selber den Reformationstag zu feiern ist eine Sache. Aber weder in der Bibel noch bei Luther wird man Belege finden, daß man wegen Reformation den Kindern ihren Spaß nicht mehr gönnen darf.

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Klar, man kann darüber streiten, ob der gesammelte Packen billigster Süßigkeiten besonders gesund ist. Und natürlich ist es nicht ok, daß manche Rowdys Halloween als Ausrede für Eierwürfe und Vandalismus nehmen. Angesichts einer ansonsten überaus braven Jugend sollte das aber verkraftbar sein.
Und umgekehrt lohnt auch nicht darüber zu diskutieren, an welche alten Bräuche à la "Rübengeistern" hier angeknüpft wird. Oder ob Halloween tatsächlich keltische Wurzeln hat (eher nicht). Es diskutiert ja auch keiner, ob der Weihnachtsbaum und der Osterhase originales Christentum repräsentiert oder erst durch die Kirchenväter eingeführt wurde. Spaß an gewissen Bräuchen kann man haben, auch wenn diese nicht im Glauben fundiert sind - und diese stören den echten Glauben auch nicht.

Nur bei wenigen Leuten ist auch glaubhaft, daß sie wirklich religiöse Bedenken gegen Halloween haben. Schließlich spielte der Reformationstag auch bei Protestanten schon lange keine besondere Rolle mehr.
Aber Halloween ist halt über die pösen Amis zu uns gekommen, gilt unchristlichen Hatern in üblicher Eintracht von links- und rechtsaußen als Teil des Cola- und Hollywood-"Kultur-Imperialismus". Und wenn die Kinder an solch undeutschem Gewese auch noch Spaß haben - dann drehen manche Leute halt frei.

Also sollte gelten: Süßes für die Kinder, Saures für die Halloween-Gegner.

R.A.

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