30. August 2016

Sex, Lügen und Video. Ein kleiner Gedankensplitter zum Fall Gina-Lisa.

Eine bittere Pille für "Team Gina-Lisa", das Amtsgericht Berlin-Tiergarten verurteilte die C-Prominente Gina-Lisa Lohfink zu einer Strafe von 80 Tagessätzen wegen falscher Verdächtigung. Damit geht ein eigentlich vom Ergebnis her ziemlich irrelevanter Prozess (80 Tagessätze entsprechen nicht einmal einer Vorstrafe) in der ersten Runde vorerst zuende. Das Gericht lies am Ende wenig Zweifel an seiner Überzeugung daran, das nicht nur keine Vergewaltigung stattgefunden hat, sondern auch das Frau Lohfink bewusst gelogen hat, um eine falsche Verurteilung ihrer früheren Liebhaber zu erreichen.
Schön zu sehen ist jetzt in diesen Tagen, wie sehr sich diejenigen, die sich in den letzten Monaten (erfolgreich) um die "Nein-heisst-Nein" Verschärfung des Strafrechtes bemüht haben, und dabei auch durchaus auf der Welle von Frau Lohfink gereist sind, bemühen, möglichst viel Abstand zwischen sich und Frau Lohfink zu bringen. Eine besondere Schadenfreude (darf man das sagen?) mag man bei der Frage empfinden, was wohl Frau Schwesig, wenn sie aus ihrem Urlaub zurückkehrt, wohl sagen wird, wenn man sie auf ihre öffentliche Einmischung in einen Prozess ansprechen wird, zugunsten einer Partei, die jetzt verurteilt wurde. Es dürfte noch einmal eine ziemliche Ohrfeige sein, obschon die Beschädigung ihres Amtes ja schon vorher gegeben war und sich jetzt allenfalls noch einmal deutlich unterstrichen hat.
Aber ab von dem Gegreine, lässt einen der Fall doch mit ein paar Fragen und Gedanken zurück, die einem, auch und gerade im Zusammenhang mit der neuen Verschärfung, in den Sinn kommen. 
Die wichtigste ist wohl: Wäre es für Männer eine gute Idee sich beim Sex grundsätzlich zu filmen? Die Frage in sich mag doof sein, aber stellen wir uns einfach mal die Gegenfrage und fragen uns: Wie wäre das ganze wohl ausgegangen, wenn es die Videos nicht gäbe? Ein ganz ähnlich gelagerter Fall wird hier berichtet. Und auch hier die Frage: Wie wäre das Ganze ausgegangen, wenn es das Video nicht gegeben hätte? Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen und sagen: Ist halt Pech, es gehört zum allgemeinen Lebensrisiko, auch unschuldig verurteilt zu werden. Und das ist auch nicht völlig falsch. Aber dennoch lassen einen solche Fälle mit einem unsicheren Gefühl über die Grenzen des Rechtsstaates zurück. 
Eins ist mal sicher: Der ganze Fall hat unserem Rechtswesen nicht gut getan. Er legt den Finger in die Wunde der problematischen Beweisführung, der einseitigen Vorannahme, der grundsätzlichen Projekten des Opferstatus auf weibliche Personen. Gäbe es den Videobeweis nicht, hat man, gerade unter der neuen Verschärfung, eine zunehmend gute Chance unschuldig verurteilt zu werden. Das ist nicht gerade ein wünschenswerter Zustand. 
Ebenso bedenklich finde ich, wie wenig man aus dem Fall Kachelmann gelernt hat. Kachelmann? Ja, Kachelmann. Der Mann, der, nach ausgiebiger Beschädigung seines Lebens, dann am Ende frei gesprochen wurde. Und dem es dann, nach ebenso zähem Kampf, gelang der Bildzeitung, nicht zuletzt für ihre Alice-Schwarzer Berichterstattung ein sattes, sechsstelliges Schmerzensgeld abzunehmen. Die selbe Alice Schwarzer, die derzeit auch wieder öffentlich rumpöbelt, dass es so unfair ist, dass man nicht jedem selbsterklärtem Opfer automatisch glaubt. Nur mit dem Unterschied, dass Alice Schwarzer mit ihrer Weltsicht nicht alleine steht, sondern diesmal "Team Gina Lisa" hinter sich weiss. Das man diesen Personen immer noch öffentliche Aufmerksamkeit schenkt, statt einfach zu ignorieren, belegt recht eindrucksvoll, dass der Fall Kachelmann genau null Reflektion bewirkt hat. Kachelmann selber (oder ersatzweise seine Frau) "erfand" dafür das Wort Opfer-Abo, was es dann zum Titel "Unwort des Jahres" schaffte und wurde erneut vielfach dafür kritisiert. Nun, was würde wohl besser auf den Fall Gin-Lisa passen als genau dieses Wort? Opfer-Abo. Nur das dieses Opfer es versucht hat, zwei in der Beziehung unschuldige Männer, der Freiheit und ihres weiteren Lebensweges zu berauben. Opfer. Ein Opfer das kamerawirksam in Tränen ausbricht, aber kein Problem hat ihr vermeintliches Trauma in jedes Mikrophon zu sprechen, das ihr hingehalten wird.
Es ist so unglaubwürdig das es qualmt, aber es ist egal, denn sie hat eben jenes Abo, dessen Name so politisch inkorrekt ist.
Vielleicht noch ein abschliessender Gedanke: Es gibt durchaus Straftäter, die ihre Unschuld weiter beteuern. Auch Vergewaltiger. Einige davon sind sicher auch unschuldig (reine Statistik). Wir verdammen sie in der Regel alle. Kein verurteilter Vergewaltiger bekommt auch nur ein bischen Bonus, weil er seine Unschuld weiter betont. Und keinem wird deswegen geglaubt. Wo ist der Unterschied ? Wenn es den Opfer-Bonus nicht geben soll, wo liegt er dann ?

Llarian

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