...diesmal gegen sexistische Darstellungen in der Werbung, die der Justizminister gesetzlich verbieten lassen will. Nun könnte man dies achselzuckend als Ausdruck der malignen Verbieteritis zur Kenntnis nehmen, für die dieser Minister nunmal steht, wenn da nicht seine Begründung wäre: er begründet seine neueste Gesetzesinitiative allen Ernstes mit den Sexualstraftaten rund um die Kölner Silvesternacht; das Gesetz diene dazu, ein "modernes Geschlechterbild" in der Gesellschaft zu verankern.
Wer "sexistische Werbung" sagt und so begründet, meint jedoch jegliche sexualisierte Darstellung im öffentlichen Raum. Wer jegliche sexualisierte Darstellung im öffentlichen Raum meint, zielt auf jegliche Darstellung von Nacktheit im öffentlichen Raum, und wer auf Nacktheit zielt, trifft am Ende die sexuelle Selbstbestimmung der Menschen, insbesondere der Frauen. Und so ist diese Gesetzesinitiative im Ergebnis das, was sie zu bekämpfen vorgibt: zutiefst sexistisch.
Und nicht nur das, sie transportiert darüber hinaus ebenjene rassistischen Stereotype, die sich von rechts ("das sind Wilde") und links ("das sind edle Wilde") kaum unterscheiden, und den Zuwanderer als entweder zu blöd (rechts) oder kulturell fehlgeprägt (links) konstruieren, als daß man von ihm erwarten könne, sich an die zivilisatorischen Standards europäischer Demokratien zu halten, was dann zu solch albernen Gesetzgebungen führt, die am Ende nicht nur ihr Ziel verfehlen, sondern absehbar das glatte Gegenteil erreichen werden. Denn mit dem verschwinden sexualisierter Darstellungen aus dem öffentlichen Raum, steigt auch der Druck auf Frauen, sich weniger "provokant" zu kleiden; sexuelle Übergriffe werden mangels gesellschaftlicher Verankerung sexueller Freizügigkeit wieder mehr den Opfern zugeschrieben werden; am Ende ist wieder der Minirock schuld an der Vergewaltigung.
Bislang hatte ich Befürchtungen, Deutschland könnte sich am Ende unter einer Burka wiederfinden, als völlig übertriebene Polemiken abgetan, und das ist auch jetzt noch so. Umgekehrt mag man sich aber auch nicht vorstellen, wie dieses Land nach, sagen wir, zehn Jahren unter einem Kanzler Maas aussähe.
Andreas Döding
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