16. August 2015

Serien in Zettels Raum: Umweltschutz reloaded. Die Sache mit dem Dosenpfand.


Können Sie sich noch an das Dosenpfand erinnern, lieber Leser ? Natürlich können Sie das, schliesslich werden Sie Tag für Tag damit konfrontiert (zumindest wenn Sie ihren Wohnsitz noch in Deutschland haben).

Aber können Sie sich auch noch an den Hintergrund des Dosenpfandes erinnern ? Nun, das "Einwegpfand" wurde bereits 1991 (also vor fast einem Vierteljahrhundert !) als Teil der Verpackungsverordnung Gesetz. Federführend war damals Klaus Töpfer (wer sich nicht mehr erinnern kann, Klaus Töpfer war so eine Art schwarzer Trittin, der heute -glücklicherweise- nicht mehr allzu grossen Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen kann). Allerdings wurde das "Pfand" tatsächlich erst 2003 Realität, unter Töpfers Pendant Jürgen Trittin. Die ursprüngliche Regelung war erlassen worden mit dem Ziel die zunehmende Verpackung von Getränken in Einweggebinden einzudämmen, und die Quote von Mehrwegflaschen zu stabilisieren. Darum griff der "Dosenpfand" auch erst ab dem Unterschreiten einer bestimmten Quote (72 %) bei Mehrwegflaschen. Dies war 2003 dann der Fall, und entgegen der Meinung der meisten Experten für Abfallwirtschaft, wurde das Gesetz dann eben umgesetzt (böse Zungen würden sagen, es war der größte Moment der Grünen in ihren 7 Jahren der Regierungsbeteiligung).
Nun leben wir also jetzt seit 12 Jahren mit diesem Gesetz, bzw. mit seiner Umsetzung. Also eine gute Gelegenheit sich einmal über den Erfolg des Gesetzes Gedanken zu machen. Nun, die Mehrwegquote hat sich tatsächlich seit 2003 signifikant geändert: Sie ist massiv gefallen. Sie liegt heute bei etwas über 40%, und das eigentlich auch nur deshalb, weil der Deutsche sein Bier immernoch aus der Glasflasche vorzieht und selbiges in der Kunststoffflasche eher selten erwirbt (was allerdings kaum etwas mit dem Pfand zu tun haben dürfte). Durch den Siegeszug der PET-Flaschen werden selbst Getränke, die früher geradezu standardmäßig als Mehrwegglasflasche in den Handel kamen (beispielsweise Coca-Cola oder Mineralwasser), heute mehrheitlich als Einweg-Flasche angeboten. Das hat auch nicht zuletzt damit zu tun, dass viele Supermärkte im Zuge des Einwegpfandes die Mehrwegflaschen rausgeworfen haben, weil sie keine Lust (und keinen Platz) hatten, um zwei Rückgabesysteme nebeneinander aufzustellen.
Man könnte auch sagen: Das Gesetz ist auf ganzer Linie gescheitert. Es hat viel Geld gekostet (so ca. 1,5 Milliarden Euro) für unsinnige Automaten, die Flaschen zertrümmern, die der brave Michel parallel zu seinem normalen Müll sammelt und brav in den Supermarkt zurückbringt. (Hat sich eigentlich mal jemand gefragt welche Wohlstandsverluste es wohl alleine summiert den Müll sinnlos tagelang separat aufzubewahren und anschließend in den Supermarkt zurückzubringen?)
Das eigentliche Ziel die Mehrwegquote zu erhöhen oder wenigstens zu stabilisieren ist komplett verfehlt worden, tatsächlich wurde die Quote dadurch noch einmal erheblich gesenkt. 

Und was bedeutet das nun? Das man ein sinnloses, teures, absolut nichts bringendes Gesetz dann vielleicht endlich mal aufhebt? Nein. Warum auch? Die Industrie hat sich mit dem Grüssen des Gesslerhuts angefreundet und produziert halt fleissig "Rücknahmeautomaten".  Der Verbraucher hat sich mit selbigem Hut arrangiert und fährt nun seinen Müll spazieren. Und die Grünen freuen sich daran, dass Deutschland einen Schritt weiter Richtung Ökoland getan hat. Oder das, was man dort darunter versteht. 

Gut, das wir die Umwelt geschützt haben.

Llarian

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