Meine Homosexualität ist ein Geschenk Gottes
Ich bin Stolz darauf schwul zu sein
wird Tim Cook zitiert, seines Zeichens Konzernchef von Apple. In den sozialen Netzwerken und Medien wird er dafür goutiert.
Bei mir stellte sich folgender Gedanke ein:
Was wäre wenn,…… irgendein Politiker, Konzernlenker, irgendein Mensch des öffentlichen Lebens mit folgendem Statement an die Öffentlichkeit träte: "Ich bin stolz darauf heterosexuell zu sein. Meine Heterosexualität ist ein Geschenk Gottes."
Ich wage vorauszusagen, dass es mediale und öffentliche Kritik und Empörung hageln würde, über Diskriminierung und das dahinter liegende Verachtens würdige Menschenbild. Der Untergang der freien und offenen Gesellschaft wäre mediales Dauerthema. Man würde assoziieren (und das womöglich nicht einmal zu Unrecht), dass der Sprecher solcher Zeilen Ressentiments hegt; Ressentiments gegen Menschen mit anderen Lebensentwürfen als seinem eigenen.
Warum nur ist dieser Gedanke "anders herum" gedacht völlig tabu - ausgeschlossen? Was bedeutet es wirklich, wenn ein Mensch des öffentlichen Lebens, öffentlichkeitswirksam wertend zu seiner eigenen sexuellen Orientierung Stellung nimmt?
Es ist der Wunsch nach der Konformität des eigenen Lebensentwurfes, welcher nur sich selbst sieht und keinerlei Empathie mit dem hat, welcher anders ist als man selbst – unabhängig von der sexuellen Orientierung, welche man mit seinem Statement präferiert. Man ist bereit Konformität als Vielfalt und Intoleranz als Toleranz gelten zu lassen, solange es nur die eigenen Vorstellungen sind, welche goutiert werden.
Christiane Hanna Henkel, dachte diesen Gedanken "anders herum" in diesem kurzen Beitrag in der NZZ. Sie kritisierte Tim Cook unter Anderem mit den Worten:
Dieser Schritt mag aus Cooks persönlicher Perspektive nachvollziehbar sein. Aus einer professionellen Perspektive hingegen ist er ein Fehltritt: Es ist erstens ein Missbrauch von Macht und zeugt zweitens von Arroganz. [...] Cook schreibt zudem, dass er seine Homosexualität als Geschenk Gottes sieht. Was heisst das im Umkehrschluss? Sind Heterosexuelle oder generell Mehrheiten weniger «beschenkt»? Auch sieht er in seiner sexuellen Orientierung einen Grund, stolz zu sein. Das tönt überheblich, schliesslich ist die sexuelle Orientierung so wie etwa Hautfarbe oder Geschlecht nicht ein Verdienst, sondern naturgegeben.
Der Chefredakteur der NZZ, Markus Spillmann, sah sich darauf hin genötigt mit folgenden Worten den Beitrag von Frau Henkel zu relativieren; die FAZ zitierend über Markus Spillmann:
Er bedaure, dass der Artikel publiziert worden sei. "Die Kritik an diesem Schritt, wie immer sie begründet sein mag, zeugt […] von mangelnder Toleranz und einem nach wie vor stigmatisierenden Umgang mit Schwulen und Lesben."
Man vertausche in dem Artikel von Frau Henkel das Wort "homosexuell" mit dem Wort "heterosexuell" und lese ihn noch einmal, um festzustellen welche Selbstverständlichkeiten sie da schreibt.
Falsch herum gedacht scheinen Selbstverständlichkeiten allerdings zum Entschuldigungsgrund zu werden. Es ist nicht so, dass Frau Henkel verurteilt wird für das was sie tut. Sie wird verurteilt dafür, dass sich ihre Gedanken ausserhalb des Rahmens bewegen, der öffentlich als notwendige Konformität innerhalb der Gesellschaft erachtet wird.
"Die Freiheit stirbt in kleinen Schritten" schrieb einst Friedrich August von Hayek.
So klein sind diese Schritte, dass man sie nicht bemerkt, sich irgendwann umdreht und dann darüber erstaunt ist, welch weiten Weg man schon zurückgelegt hat.
So weit, dass man sich für Selbstverständlichkeiten entschuldigen muß, wenn man sie in die falsche Richtung empfindet.
So weit, dass man andere dafür verurteilt, nicht zu denken wie man selbst und damit das zu tun, was man den "ewig gestrigen", den Spießern und "leicht verführbaren Kleingeistern" so gerne vorwirft.
nachdenken_schmerzt_nicht
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