Doch der Reihe nach: Heribert Schwan, ein doch eher linker Journalist, wurde im Jahr 2001 von Helmut Kohl als Auftragsschreiber für seine Memoiren engagiert. Im Zuge dieses Verhältnisses entstanden wohl um die 600 Stunden an Tonbandaufnahmen, die dann in drei Bänden von Kohls Memoiren („Erinnerungen“) Niederschlag fanden. Die Bücher erschienen dann selbstredend unter dem Autorennamen Helmut Kohl, es war eben eine Auftragsarbeit. Als Maike Kohl-Richter in Kohls Leben mehr und mehr Platz einnahm, kam es schließlich zum Bruch und der letzte anstehende Band wurde nicht mehr verfasst.
Doch der Reihe nach: Heribert Schwan, ein doch eher linker Journalist, wurde im Jahr 2001 von Helmut Kohl als Auftragsschreiber für seine Memoiren engagiert. Im Zuge dieses Verhältnisses entstanden wohl um die 600 Stunden an Tonbandaufnahmen, die dann in drei Bänden von Kohls Memoiren („Erinnerungen“) Niederschlag fanden. Die Bücher erschienen dann selbstredend unter dem Autorennamen Helmut Kohl, es war eben eine Auftragsarbeit. Als Maike Kohl-Richter in Kohls Leben mehr und mehr Platz einnahm, kam es schließlich zum Bruch und der letzte anstehende Band wurde nicht mehr verfasst.
Nun könnte
die Geschichte hier ein Ende finden, aber Heribert Schwan möchte ja auch ganz
gerne etwas mehr Geld verdienen und kam dann auf die Idee den Inhalt der
Tonaufnahmen für eigene Bücher zu verwenden. Das wiederum gefiel Herrn Kohl so
nun gar nicht, deshalb erwirkte er einen Gerichtsbeschluss, die Tonbänder
zurückzuerhalten. Dies geschah dann auch. Nur wäre Herr Schwan nicht Herr
Schwan, wenn er nicht vorher -hach, was bin ich schlau- schriftliche Kopien von
dem Material gemacht hätte und dieses dem Zugriff der deutschen Justiz entzogen
hätte. Und natürlich hat er diese Kopien nicht als Selbstzweck gefertigt
sondern um jetzt ein „Enthüllungsbuch“ über den Kanzler schreiben zu
können, in dem er haufenweise aus diesen
Tonbändern zitiert.
Im
Wesentlichen bietet dieses Buch wohl vor allem eines: Jede Menge nicht
autorisierte Zitate eines Mannes, der nicht einmal drei Jahre zuvor einen
extremen öffentlichen Absturz erlebt hatte und nicht einmal ein Jahr zuvor
seine Frau durch Suizid verloren hatte. Das sich entsprechend emotionale wie
unfaire Zitate auf den Tonbändern finden ist naheliegend und nicht wirklich
überraschend. Es gibt auch wenig Einblick in die historische Figur Helmut Kohl,
wie ja gerne von Schwan und Konsorten verbreitet, denn ein Mensch der aus Zorn
und Schmerz heraus seinem Ärger Luft macht, zeigt eigentlich nur, dass er eben
Zorn und Schmerz verspürt, den er nicht anders kanalisieren kann. Was aber
wichtiger ist: Es war in dieser Form nie für die Öffentlichkeit bestimmt. Wäre
es für eben jene bestimmt gewesen, so hätten sich derlei Zitate bereits in den
ersten drei Bänden der Memoiren gefunden. Das haben sie aber nicht, weil Kohl –
naheliegenderweise – solche Zitate vor Veröffentlichung nicht freigab. Wenn ein
Mensch starke Emotionen erlebt, dann sagt sich manches schnell in einem
Gespräch dahin, was man gerade später so nicht stehen lassen will.
Ich denke
dieses ganze Machwerk ist am Ende nichts weiter als ein massiver Bruch eines
Vertrauensverhältnisses, das sich eigentlich aus einem Geschäft ergeben hat.
Kohl durfte damit rechnen, dass sein gesprochenes Wort als solches erst einmal
vertraulich behandelt würde, das Gericht hat diese Sicht der Dinge ebenso
bejaht. Die Vertraulichkeit von mündlichen Gesprächen ist ein Wert, der nun
massiv geschleift wird. Und er wird geschliffen weil das Opfer Helmut Kohl heißt.
Die selben Leute, die sich jetzt gar nicht satt zitieren können (schönen Gruss
von der Konfettikanone der Demokratie) würden einen unglaublichen Aufstand
machen, wenn beispielsweise die Privatssphäre von Willy Brandt oder Helmut
Schmidt geschliffen würde.
Und der
Korken geht auch leider nicht wieder auf die Flasche. Das Buch ist geschrieben
und selbst wenn es eingezogen werden sollte, hat der Spargel bereits seine
Freude gehabt und alleine durch den Streisand-Effekt ist das Buch einfach
öffentlich. Ich denke man täte gut daran es schlicht zu ignorieren. Wenn man
selber Wert darauf legt, dass nicht alles was man in Wut und Rage so von sich
gibt oder denkt an die Öffentlichkeit gelangt, sollte man auch Helmut Kohl das
Recht einräumen in seinen eigenen vier Wänden nicht belauscht zu werden.
Ich kann nur hoffen, dass sich solcherlei Brüche wenigstens insofern rumsprechen, dass der eine oder andere Prominente vielleicht in Zukunft einen Bogen um den Heyne Verlag macht, der den ganzen Budenzauber veranstaltet und das in ebendieser Zukunft ein paar Leute wissen, wie Journalisten vom Schlage Heribert Schwan mit privaten Gesprächen umgehen.
Llarian
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