2. Juli 2014

Die Misere mit der Jugend. Ein kurzer Gedankensplitter.


In der FAZ ist gestern ein Artikel erschienen, der mir sehr gut geeignet erscheint, um die heutigen Probleme der "deutschen Mentalität" (so es eine gibt) zu beschreiben. Der Inhalt ist von seiner Tendenz nicht wirklich überraschend, allerdings sind seine Zahlen nach meinem Dafürhalten ziemlich alarmierend, wenn nicht rundheraus erschreckend. Verkürzt kann man sagen, dass der Artikel beschreibt, dass sich vom akademischen Nachwuchs heute nahezu ein Drittel (die Hälfte, wenn man Wissenschaft dazu nimmt) als Primärziel den Staatsdienst vorstellt, mehr als in die freie Wirtschaft streben.
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Jetzt kann man natürlich, so wie auch viele Kommentatoren bei der FAZ das tun, das nicht besonders dramatisch finden, bzw. nur eine logische Konsequenz dessen, dass die heutige Jugend eben praktisch veranlagt ist und ihre Verwirklichung eher in einer Familie (zu der der öffentliche Dienst wohl nach Meinung vieler eher zu passen scheint), als in ihrem Job sieht.
Ich finde das eine nahezu verheerende Einstellung. Wenn man jung ist, dann hat man das Gefühl man kann die Welt aus den Angeln heben, zumindest sollte man das einmal empfunden haben. Und nicht wenige tun dann anschließend genau das, sie streben in Karriere, sie entwickeln neue Dinge, sie schaffen Werte, Ideen, Produkte. Eine Gesellschaft lebt von den Impulsen die die Jugend ihr gibt, die meisten Professoren räumen freimütig ein, dass sie die besten Ideen gehabt haben, bevor sie 30 wurden. Es liegt in der Natur der Sache in jungem Alter mit einer gewissen Frechheit und Neugier an die Dinge zu gehen und so die Veränderungen zu bewirken, die eine Gesellschaft wie frisches Blut benötigt. Und es macht Spass mit solchen Leuten zu arbeiten, denen, die noch etwas erreichen wollen, die neugierig auf die Welt sind und in voller Überheblichkeit danach trachten der Welt ihren Stempel aufzudrücken (übrigens ist das keine reine Altersfunktion, nur nimmt dieser Drang bei vielen mit dem Alter ab).
Der öffentliche Dienst entwickelt keine neuen Ideen. Er schafft auch keine Werte, keine Produkte, er bringt die Gesellschaft nicht weiter. Das ist auch nicht seine Aufgabe, er verwaltet, er regelt, er dirigiert, aber er schafft nichts. 
Wenn nahezu die Hälfte der deutschen Jugend nach dem Staatsdienst strebt (ein Drittel in den reinen), dann hat die Gesellschaft ein Motivationsproblem und ein Innovationsproblem. Ich erwarte einfach von einem Studenten mehr als nur die Idee einen 8-16 Uhr Job anzustreben um dort Aktenmikado zu spielen. Dafür müssen wir als Gesellschaft auch nicht zig Milliarden rausschmeissen.
Natürlich bin ich mir darüber bewusst das ein Land wie Deutschland auch einen öffentlichen Dienst braucht (über die Größe kann man streiten). Und natürlich muss da auch mal jemand arbeiten, der mal einen Höhrsaal von innen gesehen hat. Ich kenne auch Leute, die so quasi als Betriebsunfall (Frau schwanger geworden, Geld muss her) dort gelandet sind. Oder bei denen es halt wirklich von der Qualifikation gut gepasst hat. 
Aber das sollte nicht das Ziel sein. Es darf nicht das Ziel sein. Wir leben in einer Gesellschaft in der immer weniger das produzieren was die anderen verbrauchen. Das kann irgendwann nicht mehr funktionieren.

Llarian


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