Überall in der ehemaligen Sowjetunion leben russischstämmige Menschen. Ihre Vorfahren wurden, in den Ländern die der Sowjetimperialismus annektierte, angesiedelt, um die Identifikation der unterdrückten Völker zur eigenen Nation und Kultur zu brechen.
So sank, lt. Wikipedia, in der Estnischen SSR die Zahl der Esten von 88% vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges auf 61,5% im Jahre 1989, während die Zahl der Bürger mit ostslawischem kulturellen Hintergrund im gleichen Zeitraum von 8,2% auf 35,2% stieg.
Der Prozess der Russifizierung begann schon im russischen Zarenreich und wurde flankiert vom orthodoxen Staatskirchentum.
Wie auch in diesen Tagen orthodoxe Geistliche in mitten russischer Besatzer auf der Krim zu sehen sind. Bei denen es sich übrigens ebenfalls um russische Orthodoxe handeln müsste. Dazu aber später mehr.
Wladimir Putin könnte mit seiner für 2015 geplanten Gründung einer Eurasischen Union eine Wiederauflage der Sowjetunion anstreben, sagte im Dezember 2012 Hillary Clinton.
Unter diesem Blickwinkel betrachtet, ist nicht nur der Georgienkrieg 2008 Teil dieser Bestrebung durch Putins Russland, sondern vor allem seine derzeit im Vollzug befindliche Annexion der Krim, wo auf Regierungsgebäuden bereits von Militärs die russische Flagge gehisst wird.
Die
Ukraine hat sich bisher der Eurasischen Union verweigert und mit
einem Assoziierungsabkommen mit der EU geliebäugelt, recht
halbherzig allerdings.
Unter Janukowitsch war nicht ganz klar, ob er den Preis für eine
Mitgliedschaft in Putins Klub nach oben treiben oder der EU
unannehmbare Zugeständnisse abringen wollte. Oder ob er nur der
Opposition vorgaukeln wollte, dass die Ukraine in der EU nicht
willkommen ist. Worum es ihm aber vor allem ging, war, seine
Selbstbereicherung sicherzustellen.
Das
vorhersehbare Scheitern des Abkommens mit der EU und einem einer
Kleptokratie vorstehenden Diktator führte letztlich zu den Unruhen
und dem Sturz Janukowitschs.
Putin
scheint allerdings keine Ablehnung einer Einladung in seine neue
Sowjetunion zu akzeptieren. Entweder die auserwählten Länder treten
freiwillig ein, oder er hilft nach.
Mit
Erpressung, Bestechung oder militärischer Gewalt. Er nutzt das ganze
Repertoire was imperialistische Mächte zur Erweiterung ihres
Territoriums zu gebrauchen pflegen.
Der
Westen und ausdrücklich auch die USA stehen dem beängstigend
hilflos gegenüber. Und weil er nichts tun kann um der Ukraine zu helfen und Putin das weiß, wird die Einverleibung der
Krim durch Russland über kurz oder lang akzeptiert werden. Das wird dann auch für die Südostukraine gelten.
In ihr
befindet sich das wirtschaftliche Zentrum der Ukraine, der Westen ist
stark landwirtschaftlich geprägt.
DieUkraine ist aber nicht nur in wirtschaftlich unterschiedlich
ausgerichtete Teile gespalten. Ein nahezu identisches Bild ergibt
sich, wenn man die etnische Herkunft (russisch oder ukrainisch) und
die Stimmenverteilung (für oder gegen Janukowitsch) betrachtet.
Es
ist allerdings mehr als fraglich ob es sich der Westen, insbesondere Europa,
überhaupt leisten kann, dem Treiben Putins nichts handfestes d.h.
auch militärisches entgegenzusetzen. Der NATO-Generalsekretär Rasmussen warnte heute:
"Europe's peace is at risk"
"Europas Frieden ist in Gefahr"
Wie
eingangs beschrieben, gibt es auch im Baltikum mit Litauen, Lettland
und Estland drei ehemalige Sowjetrepubliken deren Beitritt zur EU von
Russland als feindlicher Akt des Westens aufgefasst wurde und wird.
So
wie im Ergebnis von Putins Georgienkrieg die de facto Annexion
Südossetiens und Abchasiens nicht die letzte gewesen ist, wird auch möglicherweise sein Landraub in der Ukraine nicht der letzte sein.
Staaten
wie die im Baltikum oder wie Polen werden sich fragen ob die NATO
überhaupt willens und im stande ist, ihre Grenzen zu schützen, wenn
Putin außer leeren Drohungen und Appeasement nichts entgegengesetzt wird.
So
hart das klingen mag, aber die Ukraine ist der letzte Mosaikstein
bevor Putin eine direkte Konfrontation mit der EU wagen kann.
Seit
Obama im Amt ist, legt Russland die diplomatischen und militärischen
Schwächen des Westens bloß. Schon im Fall Georgiens hätte vielleicht auch
eine militärische Antwort optional zur Verfügung stehen müssen –
verknüpft mit den diplomatischen Bemühungen. Zumal Russland das Waffenstillstandsabkommen seinerseits nicht vollständig umgesetzt hat.
Russland
agiert nicht nur aus einer Perspektive der Macht wenn es um seine
politischen und wirtschaftlichen Ambitionen geht, sondern auch in
Bezug auf die orthodoxe Kirche:
But the Russian Orthodox Church has blocked it from gaining recognition as a part of the global Orthodoxy. The move was political, said Kyiv Patriarchate spokesman Archbishop Yevstratiy. "Russia wants to use the church to retain its influence over Ukraine."
Aber die russisch orthodoxe Kirche blockiert (die ukrainische orthodoxe Kirche) ihre Anerkennung als Teil der globalen Orthodoxie. Dieser Schritt ist politisch, sagt der Sprecher des Kiewer Patriarchen, Erzbischof Yevstratiy. „Russland will die Kirche benutzen um seinen Einfluss über die Ukraine zurückzuerlangen.“
Der
Westen ist für Russland weniger ein Partner als vielmehr ein Feind.
Von dem man sich „zurückholen“ will, was als Besitz betrachtet
wird.
Auf
die Unabhängigkeit der ehemaligen Sowjetrepubliken pfeift Putin
schon deshalb, weil er seine Union und die der Europäer gleichsetzt.
Die ehemaligen Sowjetrepubliken und Länder des "sozialistischen Lagers" sind nach seiner Logik so oder so nicht unabhängig,
und es ist für sie wie für Putins Russland einfach das Beste, sie
sind es in der Eurasischen Union anstatt in der EU.
Mit erkennbarem Vergnügen konstatieren deshalb Kremelpostillen den
wachsenden Widerstand in den Ländern der EU gegenüber einem
bürokratischen Moloch.
Folgendes sollte also endlich wahrgenommen werden, bevor die EU niemand mehr
ernst nimmt:
Die
Notwendigkeit für die EU sich deutlicher als bisher zu unterscheiden
in der Struktur und der Betonung der Selbstbestimmung, sowie
gleichzuziehen in der Entschlossenheit zur Verteidigung (nicht zur Aggression, wie es Russland gerade tut). Und wenn dies nur darin
bestehen sollte, den einst geplanten Raketenabwehrschirm zu
installieren und die Grenze des Baltikums und Polens gegen Russland massiv zu
sichern.
© Erling Plaethe. Für Kommentare bitte hier klicken.