Das
kommt unerwartet, möchte ich mal behaupten:
Präsident
Obama will vor der Durchführung einer militärischen
Strafaktion gegen das Regime Baschar al-Assads in Syrien, wegen des Einsatzes von
Giftgas im Bürgerkrieg, die Autorisierung des Kongresses erhalten.
Ob er die Bekommt ist ungewiss. Gut möglich, dass dem nicht so sein wird.
Ihm
ist die Tragweite dieser Entscheidung sicher bewusst und die Verantwortung sie allein zu tragen, zu groß. Das kann als Eingeständnis eines politischen Fehlers
gewertet werden, den er mit der öffentlichen Ziehung einer roten
Linie an die Adresse Assads beging.
Solch
eine Kurskorrektur ist hart für den mächtigsten Mann der Welt.
Es kann aber auch die Möglichkeit der Korrektur eines Fehlers eröffnen. Einen möglicherweise falschen Weg weiterzugehen, den der Präsident wohl gar nicht ernsthaft in Erwägung
gezogen hatte einzuschlagen. Ein Fehler sollte nicht die Basis für einen weiteren bilden.
Assad hat für Obama wohl unerwartet gehandelt und
die Beziehungen zu dem früheren Feind des jahrzehntelang andauernden
kalten Krieges, stehen mit dieser Entscheidung in unmittelbarem
Zusammenhang.
Russland und Assads Syrien stellen diesen Zusammenhang her.
Man
muss es nicht als Verlagerung von Verantwortung an den Kongress durch
Obama interpretieren. Man kann es auch als Zugehen auf den Kongress
betrachten, in dem mehr als 180 Mitglieder in einem Brief an Obama genau auf eine solche Abstimmung drängten. Und es gibt auch
republikanische Kongressabgeordnete, welche der Übertragung von
Verantwortung an den Kongress durch Obama, angesichts der Schwere der Entscheidung, Respekt zollen.
Ist
Assad für den Angriff verantwortlich, und danach sieht es aus, muss die Vorgehensweise
Russlands als Zuspitzung gewertet werden, wenn nicht als
Konfrontation.
Solange
diese auf einer Stellvertreterebene geführt wird, ist diplomatisch
noch alles möglich – theoretisch.
Nach einer direkten Beteiligung
Amerikas am Krieg in Syrien, und so wird auch ein begrenzter
Militärschlag vom Generalstabschef Dempsey gewertet, ist die
Situation eine andere.
Dann stellt sich die Frage einer ebenfalls
direkten Beteiligung des Verbündeten des syrischen Regimes,
Russland.
Es ständen sich Amerika und Russland in einem Krieg
gegenüber.
Bevor
es zu solch einer Situation kommt, müsste nicht erst einmal geklärt werden, ob Amerika, wenn es weitgehend allein handelt, überhaupt einen Verbündeten oder
Partner, so wie Russland, in diesem Krieg hat?
Ob es
die Freie Syrische Armee ist. Ob diese als losgelöst von den beiden
al-Qaida Gruppen al-Nusra-Front und al-Qaida in Irak betrachtet
werden kann.
Siehe auch dazu:
"Das Dilemma des Westens in Syrien"
Ohne einen solchen Partner muss Amerika klarstellen, in wie fern es im Namen der Weltgemeinschaft handelt, wenn nicht nur die Unterstützung des Sicherheitsrates fehlt, sondern auch die der Arabischen Liga. Sowie die des Vereinigten Königreiches, nach der Abstimmungsniederlage David Camerons im Unterhaus über eine Beteiligung Großbritanniens.
"Das Dilemma des Westens in Syrien"
Ohne einen solchen Partner muss Amerika klarstellen, in wie fern es im Namen der Weltgemeinschaft handelt, wenn nicht nur die Unterstützung des Sicherheitsrates fehlt, sondern auch die der Arabischen Liga. Sowie die des Vereinigten Königreiches, nach der Abstimmungsniederlage David Camerons im Unterhaus über eine Beteiligung Großbritanniens.
Handelt
Amerika auf eigene Rechnung, greift es als Staat in den Krieg ein und
erst danach als Verteidiger humanitärer Werte und Grundlagen. Und vor allem nicht im Namen der Weltgemeinschaft.
Die
Beweise für die Verantwortung Assads müssen öffentlich gemacht,
der Gebrauch von Massenvernichtungswaffen durch das Assad-Regime gegen das eigene Volk, belegbar sein.
Dann könnte diplomatischer Druck zur internationalen Kontrolle der
syrischen Massenvernichtungswaffen aufgebaut werden, mit dem Ziel, den
Missbrauch durch Syrien festzustellen und es zur Abrüstung aller
Massenvernichtungswaffen zu zwingen, wie einst den Irak. Wie das geschieht und ob diplomatischer Druck ausreicht, ist eine Frage die m.E. später beantwortet werden sollte.
Eine
militärische Aktion mit dem Ziel der Entmachtung des syrischen
Regimes ist solange keine Option, bis es Partner in Syrien für den
Westen gibt, denen überhaupt zugetraut werden kann, eine Befriedung des Landes
herbeiführen zu können. Dass heißt nicht dies im Vorhinein zu wissen. Das war nicht im Irak möglich und wird es erst recht nicht in Syrien sein.
Nur kann dieses Vorhaben nicht gegen Russland
gelingen.
Diese Geschichte des Irak wird sich so nicht wiederholen. Aber es kann durchaus noch schlimmer kommen. Aus der Sicht Syriens und Russlands wird schon seit längerem weniger gegen Rebellen gekämpft, als vielmehr gegen al-Qaida.
Das rechtfertigt zwar nicht den Einsatz von Massenvernichtungswaffen, sollte aber bei der Beurteilung der Gesamtsituation nicht außer Acht gelassen werden.
Denn es ist keine Propaganda.
© Erling Plaethe. Für Kommentare bitte hier klicken.