5. April 2013

Ursachenvermutung bei Wohnhausbränden?

Bei einem Wohnhausbrand im württembergischen Backnang starben vor knapp einem Monat acht Personen, allesamt Mitglieder einer Einwandererfamilie aus der Türkei. So weit, so tragisch die aus den Medien bekannten Tatsachen.
  
Über die Ursachen dieser Feuersbrunst wurde alsbald heftig spekuliert. Während die Ermittler zunächst von einem technischen Defekt infolge unsachgemäßer Reparaturen ausgingen, wurde von anderen Beobachtern ein rechtsradikaler Anschlag als Auslöser der Flammen in Erwägung gezogen.
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Nun ist die Staatsanwaltschaft zu dem Ergebnis gelangt, dass der Brand wohl auf eine glimmende Zigarette und damit auf Unachtsamkeit der Bewohner zurückzuführen ist. So traurig das auch klingen mag: Die allermeisten Wohnungsbrände entstehen nicht ohne jegliche Mitverantwortung ihrer Opfer. Eine Broschüre der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf bezeichnet „Unkenntnis, Leichtsinn oder sogar Fahrlässigkeit“ als „eigentliche Ursache der Feuer“ (Seite 4).
  
Somit ist es statistisch durchaus zu rechtfertigen, dass die Polizei bei einem Wohnungsbrand nicht vorschnell Fremdverschulden oder gar ein Attentat vermutet. Anders sieht dies der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat. Nach einem Brand in einem mehrheitlich von Türken und türkischstämmigen Deutschen bewohnten Haus in Köln, bei dem zwei Menschen ums Leben gekommen sind, meinte Kolat gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger, in Deutschland werde bei solchen Vorfällen „erst mal verniedlicht.“ Er wünscht sich ein Ermittlungsmuster wie in England, wo man bei Bränden in überwiegend von Migranten bewohnten Häusern „automatisch von einem rassistischen Anschlag“ ausgehe, „um dann zu schauen, ob doch etwas anderes dahintersteckt.“
  
Was auch immer Kolat mit dieser Forderung nach einem Pauschalverdacht bezwecken mag: Einen Beitrag zur Besonnenheit leistet er in der durch die Vorbereitungen zum NSU-Prozess aufgeheizten Atmosphäre damit nicht.


 Noricus


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