Es gibt als eisern verschriene Innenminister, die nach ihrem
Aufstieg in das Amt des Staats- oder Regierungschefs eine versöhnlichere Seite
an sich entdecken. Dies war etwa bei Günther Beckstein der Fall: Als Leiter des
bayerischen Innenressorts mit Epitheta wie „fränkischer Hardliner“ oder
„schwarzer Sheriff“ bedacht, wurde er im Amt des Ministerpräsidenten dieser Reputation keineswegs gerecht; vielmehr entpuppte er sich als Duz-Freund Claudia Roths.
Solche Wandlungen sucht man in der politischen Karriere von
Nicolas Sarkozy vergebens: Ob im Hôtel de Beauvau oder im Élysée-Palast (dem Sitz
des französischen Innenministers bzw. Präsidenten), der gelernte Jurist
bediente sich in aller Regel einer direkten, umschweiflosen
Sprache. Sein Bild vom Kärcher-Einsatz in der Pariser banlieue schaffte es sogar bis in die deutsche Presse.
Eine andere Äußerung Sarkozys hat allerdings nicht nur die internationalen Medien konsterniert, sondern es sogar zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag und zum Titel eines Gesellschaftsspiels gebracht; überdies hat sie (allerdings in fremder Wiederholung) kürzlich sogar den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) beschäftigt.
Erzählen wir die Geschichte von Beginn an: Auf der Landwirtschaftsmesse Salon international de l’agriculture entspann sich anno 2008 zwischen einem handschlagunwilligen Besucher (B) und dem damaligen Präsidenten Sarkozy (S) folgender Dialog:
Mit dieser symbolischen Sanktion nicht einverstanden, rief der belangte Demonstrant nach Erschöpfung des innerstaatlichen Instanzenzuges den EGMR an, der mit Urteil vom 14. März folgende salomonische Ansicht zum Besten gab: Die – wenn auch bedingte – Bestrafung verletze zwar das Recht auf freie Meinungsäußerung (Artikel 10 Europäische Menschenrechtskonvention - hier die deutsche Übersetzung); dem Anspruch des Beschwerdeführers auf eine gerechte Entschädigung sei jedoch bereits mit der Feststellung dieses Vertragsverstoßes Genüge getan.
Blickt man auf die grundlegenden Werte der Französischen Revolution, so dürfte das Straßburger Verdikt zumindest im Sinne der liberté und der égalité, der Freiheit und der Gleichheit, ausgefallen sein. Ob es sich auch um die fraternité, die Brüderlichkeit, verdient macht, darüber ließe sich wohl trefflich, aber ohne Verwendung von Verbalinjurien streiten.
Eine andere Äußerung Sarkozys hat allerdings nicht nur die internationalen Medien konsterniert, sondern es sogar zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag und zum Titel eines Gesellschaftsspiels gebracht; überdies hat sie (allerdings in fremder Wiederholung) kürzlich sogar den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) beschäftigt.
Erzählen wir die Geschichte von Beginn an: Auf der Landwirtschaftsmesse Salon international de l’agriculture entspann sich anno 2008 zwischen einem handschlagunwilligen Besucher (B) und dem damaligen Präsidenten Sarkozy (S) folgender Dialog:
B : Touche-moi pas !S : Casse-toi alors.B : Tu me salis !S : Casse-toi alors, pauv’ con.
B: Rühr mich nicht an!S: Dann verzieh dich doch.
B: Du machst mich schmutzig!
S: Dann verzieh dich doch, du armer Trottel.
(Bei Schimpfwörtern wird schmerzhaft deutlich, dass
Übersetzen Stückwerk ist. Der altphilologisch bewanderte Leser argwöhnt zu Recht, dass sich con vom lateinischen cunnus herleitet und in seiner eigentlichen Bedeutung wie dieses das weibliche Genital bezeichnet. Ob der übertragene Sinn "dumm", "Dummkopf" und dergleichen wirklich als vulgaire zu kennzeichnen ist, wie dies hier und hier geschieht, erscheint höchst fraglich: Der Petit Robert lässt es jedenfalls seit Anfang der 90er-Jahre bei einem familier bewenden, was grosso modo dem deutschen umgangssprachlich korrespondiert. Ganz ähnlich sieht es auch die 2. Auflage (1991) des Dictionnaire du français non conventionnel von Jacques Cellard und Alain Rey, die beide mehr oder minder intensiv an den lexikographischen Werken des genannten Verlages beteiligt waren. Eine derbere Übersetzung als "Trottel" scheint deshalb ungeachtet der erotischen Etymologie nicht geboten.)
Das nach solchen Situationen übliche Verteidigungsmittel des Dementis hat Sarkozy wegen Zwecklosigkeit nicht einmal versucht. Immerhin war sein verbaler Ausfall auf Video gebannt worden. Konsequenzen hatte diese doch eher unpräsidiale Sprachverwendung für das seinerzeitige Staatsoberhaupt nicht.
Anders verhielt es sich bei einem Mann namens Hervé Eon, der circa sechs Monate nach dem geschilderten Zwischenfall Sarkozy mit dessen nunmehr berühmt-berüchtigter Wortspende konfrontierte, und zwar in Form eines Kartonplakats. Monsieur Eon wurde wegen Verunglimpfung des Präsidenten der Republik mit einer Geldstrafe von 30 Euro belegt, welche das Gericht überdies zur Bewährung aussetzte.
Das nach solchen Situationen übliche Verteidigungsmittel des Dementis hat Sarkozy wegen Zwecklosigkeit nicht einmal versucht. Immerhin war sein verbaler Ausfall auf Video gebannt worden. Konsequenzen hatte diese doch eher unpräsidiale Sprachverwendung für das seinerzeitige Staatsoberhaupt nicht.
Anders verhielt es sich bei einem Mann namens Hervé Eon, der circa sechs Monate nach dem geschilderten Zwischenfall Sarkozy mit dessen nunmehr berühmt-berüchtigter Wortspende konfrontierte, und zwar in Form eines Kartonplakats. Monsieur Eon wurde wegen Verunglimpfung des Präsidenten der Republik mit einer Geldstrafe von 30 Euro belegt, welche das Gericht überdies zur Bewährung aussetzte.
Mit dieser symbolischen Sanktion nicht einverstanden, rief der belangte Demonstrant nach Erschöpfung des innerstaatlichen Instanzenzuges den EGMR an, der mit Urteil vom 14. März folgende salomonische Ansicht zum Besten gab: Die – wenn auch bedingte – Bestrafung verletze zwar das Recht auf freie Meinungsäußerung (Artikel 10 Europäische Menschenrechtskonvention - hier die deutsche Übersetzung); dem Anspruch des Beschwerdeführers auf eine gerechte Entschädigung sei jedoch bereits mit der Feststellung dieses Vertragsverstoßes Genüge getan.
Blickt man auf die grundlegenden Werte der Französischen Revolution, so dürfte das Straßburger Verdikt zumindest im Sinne der liberté und der égalité, der Freiheit und der Gleichheit, ausgefallen sein. Ob es sich auch um die fraternité, die Brüderlichkeit, verdient macht, darüber ließe sich wohl trefflich, aber ohne Verwendung von Verbalinjurien streiten.
Noricus
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