17. Februar 2013

"Ross und Reiter müssen genannt werden" Über das Essen von Pferdefleisch und 179.000 verdächtige Lasagnen


"Ross und Reiter müssen genannt werden", hat laut "heute.de" Renate Künast gefordert. Überschrift des Artikels, in dem das steht: "179.000 verdächtige Lasagnen in Deutschland".

Reden wir über Roß und Esser.



Pferdefleisch ist billiger als Rindfleisch, weil die Nachfrage geringer ist. Wer ein billigeres Produkt irreführend als ein teureres vermarktet, der ist ein Betrüger. Das ist ungefähr, wie wenn jemand "Gucci-Taschen" anbietet, die in Wahrheit in Hongkong gefertigt wurden.

Der Gebrauchswert ist freilich derselbe. In die gefälschte Tasche paßt soviel wie in die von Gucci; sie sieht auch, wenn sie gut gefälscht ist, nicht billiger aus. Aber Betrüger haben ihren Schnitt gemacht.

Wer eine der "179.000 verdächtige Lasagnen" gegessen hat, dem hat sie vermutlich geschmeckt, und geschadet hat ihm das auch nicht. Er hat nur mehr bezahlt, als er für eine Lasagna mit Pferdefleisch hätte bezahlen müssen, das als solches deklariert worden wäre.



Die Abneigung gegen Pferdefleisch ist bemerkenswert. Eselsfleisch ist von einer solchen Abneigung eigenartigerweise nicht betroffen. Salami aus Eselsfleisch wird als eine besondere Delikatesse verkauft.

Es gibt die Theorie, daß die Abneigung gegen Pferdefleisch etwas mit der Verehrung des Pferds durch die Germanen zu tun habe. Vielleicht. Das Pferd sozusagen als die Heilige Kuh unserer Vorfahren.

Eher wohl liegt sie daran, diese Abneigung, daß man zu einem Pferd eine persönliche Beziehung entwickeln kann. Karl May und Rih und Hatatitla; Hans Günter Winkler auf Halla.

Wir essen keine Hunde und keine Katzen. Sie sind Tiere zum Liebhaben, nicht zum Verspeisen. Das ist unlogisch. Schweine sind nicht dümmer als Hunde und haben sehr wahrscheinlich keine geringeres Gefühlsleben. Sie haben nur das Pech, sich weniger zum Knuddeln zu eignen.

Noch absurder ist es bei Vögeln. Dieselben Deutschen, die gern Hähnchen grillen, empören sich, wenn in Italien Singvögel gegessen werden. Der Grenzfall ist ungefähr die Wachtel.



Wenn man das Essen von Fleisch ablehnt, weil man nicht zum Leid der Tiere beitragen möchte, dann ist das respektabel und konsequent. Zwischen den einen und den anderen Tieren Unterschiede zu machen, ist irrational. Jedenfalls, was die höheren Wirbeltiere angeht.
Zettel



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