11. April 2012

Marginalie: Rick Santorums Rückzug

Warum ist Rick Santorum so plötzlich aus dem Rennen um die Präsidentschaft ausgeschieden, ohne die Vorwahlen in seinem Heimatstaat Pennsylvania am 24. April abzuwarten?

In den US-Medien diskutiert man vor allem zwei mögliche Motive:

Erstens die Krankheit seiner dreijährigen Tochter Isabella. Sie leidet an einer seltenen Krankheit, Trisomie 18 (Edwards-Syndrom), und mußte am Wochenende wieder ins Krankenhaus gebracht werden. Santorum hatte bereits in der vergangenen Woche wegen der Tochter seinen Wahlkampf unterbrochen.

Zweitens könnte gerade die bevorstehende Vorwahl in Pennsylvania eine Rolle gespielt haben. Santorum lag zuletzt in den Umfragen gleichauf mit Romney. Ein Ausscheiden nach einer eventuellen Niederlage in seinem Heimatstaat wäre dem Eingeständnis einer bitteren Niederlage gleichgekommen. Den Rückzug zum jetzigen Zeitpunkt kann Santorum hingegen mit erhobenem Haupt antreten.

Das Video von der Rede, in der er sein Ausscheiden mitteilte, können Sie zum Beispiel bei der New York Times sehen. Er sagte, die Entscheidung sei im Familienkreis "am Küchentisch" gefallen; was dafür sprechen könnte, daß die Krankheit seiner Tochter in der Tat ein wesentlicher Faktor war.

Resignativ klang die Rede nicht. Kommentatoren vermuten schon seit Längerem, daß Santorum, seit seine Chancen gegen Romney immer geringer geworden sind, bereits auf die Wahl 2016 hinarbeitet. Nach einer zweiten Amtsperiode Obamas könnten die USA in der Tat reif für einen Konservativen wie ihn als Präsidenten sein.

Am Bemerkenswertesten war, daß etwas fehlte, was eigentlich zum Ritual eines solchen Rückzugs gehört: Die Ankündigung, er werde fortan Romney unterstützen. Der Graben zwischen den beiden scheint wohl wirklich tief zu sein. Er sagte lediglich, er wolle dazu beitragen, daß Obama durch einen republikanischen Präsidenten abgelöst wird.

Warum hat Santorum seinen Wahlkampf nur "suspendiert" und noch nicht völlig eingestellt? Weil er - so schreibt das Internetmagazin Slate - dadurch noch weiter Spenden sammeln darf, die er zur Begleichung seiner Schulden aus dem bisherigen Wahlkampf braucht.­
Zettel



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