24. Januar 2012

Zettels Meckerecke: Nach der kollektiven Besoffenheit der Kater. Die Folgen der "Energiewende" werden allmählich greifbar

Besoffenheit hat meist einen Kater zur Folge. Der Kater nach der kollektiven Besoffenheit, in der Deutschland im Frühjahr 2011 eine "Energiewende" beschlossen hat, stellt sich jetzt allmählich ein.

Strom kann man bekanntlich nur in geringem Umfang speichern. Es gibt Batterien, es gibt Pumpspeicherwerke. Im wesentlichen aber funktioniert die Stromversorgung so, daß durch Anpassung bei der Stromerzeugung immer gerade soviel Strom produziert wird, wie es der aktuellen Nachfrage entspricht.

Nun hat Deutschland im Frühjahr vergangenen Jahres die Weichen für zwei Entwicklungen gestellt: Erstens wurde das in Deutschland erzeugte Stromangebot insgesamt verknappt, indem Kernkraftwerke abgeschaltet wurden. Zweitens soll die Stromversorgung künftig zunehmend aus Quellen kommen, bei denen die Anpassung an die laufende Nachfrage schwierig bis unmöglich ist. Wieviel Windenergie erzeugt wird, bestimmt nicht der aktuelle Stromverbrauch, sondern die aktuelle Windstärke. Wieviel Solarstrom ins Netz fließt, hängt nicht vom Bedarf ab, sondern vom Sonnenschein.

Deutschland leistet sich, mit anderen Worten, den Wahnwitz, auf einem für unsere Wirtschaft zentralen Gebiet die Versorgung mutwillig zu verschlechtern. Und zwar nicht vorübergehend, sondern langfristig. Nicht als aktuelles Problem, sondern als eine Weichenstellung für eine schlechtere Zukunft.

Das dürfte ein für eine Industrienation einmaliger Vorgang sein. Eine für die Wirtschaft und den Wohlstand des Landes fundamentale Entscheidung wurde nicht nach technischer Rationalität und ökonomischer Vernunft getroffen, sondern aus einem "Bauchgefühl" der Angst heraus, gekoppelt mit der Wahnvorstellung, Deutschland sei berufen, ein Vorbild für die Welt abzugeben. Eine Welt, die - in einer irrationalen, quasi-religiösen Vorstellung - von der Apokalypse einer "Klimakatastrophe" bedroht sei.

Die Folgen beginnen jetzt sichtbar zu werden.



Heute ist in der FAZ unter der Überschrift: "Folgen der Energiewende - 60.000 Euro fürs Stromabschalten" zu lesen:
Industriebetriebe sollen künftig Geld dafür bekommen, dass ihnen im Notfall der Strom abgestellt werden kann. (...)

Die Abschaltverordnung ist eine Folge der im vergangenen Jahr von der Bundesregierung ausgerufenen "Energiewende". Mit dem forcierten Ausbau der Ökostromerzeugung außerhalb der Verbrauchszentren bei gleichzeitigem Abschalten von Kernkraftwerken nahe den Verbrauchern klagen die Hochspannungsnetzbetreiber vermehrt über Probleme, Netzstabilität und Versorgungssicherheit aufrecht erhalten zu können.
Wenn Maßnahmen einer Regierung, wenn von einem Parlament beschlossene Gesetze dazu führen, daß auf dem betreffenden Gebiet eine solche massive Verschlechterung eintritt, dann zieht man sie dafür normalerweise zur Verantwortung. Der Wähler bringt dann mit seiner Stimmabgabe zum Ausdruck, was er von einer solchen miserablen Politik hält.

Aber hier wird das wohl nicht passieren. Denn zum einen ist der Wahnwitz der "Energiewende" ja eine Gemeinschafts­produktion aller im Bundestag vertretenen Parteien (selbst die FDP hat leider - und zwar sogar laut - mit den Wölfen geheult; siehe "Verblendet". Der solare Gau. Nebst einer Erinnerung an den 30. Juni 2011; ZR vom 15. 1. 2012).

Und zum anderen ist diese "Wende" den Deutschen nun schließlich nicht von den Parteien oktroyiert worden. Im Gegenteil - die kollektive Besoffenheit, weil in Japan ein Reaktorunfall (Zahl der Todesopfer: null) passiert war, schwappte durchs ganze Volk und bestimmte das Verhalten der Parteien und der Regierung; sogar einer Kanzlerin, die promovierte Physikerin ist und die kurz zuvor noch für eine Verlängerung der Laufzeiten von KKWs eingetreten war. Tu l'as voulu, Georges Dandin.­
Zettel



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