6. Dezember 2011

Marginalie: Warum funktioniert die Einheitswährung Dollar, aber nicht die Einheitswährung Euro? Drei Faktoren

Als man den Euro einführte, hatten viele den Dollar vor Augen: Eine funktionierende Währung in einem vergleichbar großen, ebenfalls heterogenen Wirtschaftsgebiet. Auch in den USA gibt es zwischen den einzelnen Bundesstaaten große Unterschiede in der Wirtschaftskraft. Warum haben sie nicht - jedenfalls nicht im europäischen Umfang - das Problem, das die Eurozone plagt?

Es ist - das ist ja wieder und wieder analysiert worden; Helmut Schmidt hat das gerade erst überzeugend auf dem SPD-Parteitag getan - im Kern dasselbe Problem, das die Ex-DDR mit der Einführung der DM hatte: Die wirtschaftlich schwächeren Länder können ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht durch Abwertung ihrer Währung verbessern. Der Vorsprung der Starken wird umgekehrt nicht durch Aufwertung ihrer Währungen in Grenzen gehalten. Das Ungleichgewicht wächst damit.

Warum ist das nicht auch beim US-Dollar in Bezug auf die US-Bundesstaaten so? Eine interessante Antwort gibt der Harvard-Ökonom Martin Feldstein:

Erstens sind die USA faktisch ein einziger Arbeitsmarkt. Wenn irgendwo die Arbeitslosigkeit steigt, dann wandern zahlreiche Arbeitnehmer dorthin, wo es Arbeit gibt. In Europa ist das aufgrund der Unterschiede in Sprache und Kultur, der unterschiedlichen Sozial- und Gewerkschaftssysteme nur sehr bedingt der Fall.

Zweitens gehen in den USA die Steuern überwiegend an die Zentralregierung in Washington. Geht es einem Bundesland wirtschaftlich schlecht, dann fließen von dorther weniger Steuern; andererseits erhält es mehr Mittel aus Washington. Dadurch findet tendenziell, wenn auch nicht vollständig, ein ständiger Ausgleich statt.

Und drittens sind, anders als die Länder Europas, die Staaten der USA durch ihre Verfassungen verpflichtet, ausgeglichene Haushalte vorzulegen. Schulden dürfen nur für Infrastruktur-Maßnahmen gemacht werden. Selbst das nach amerikanischen Maßstäben hochverschuldete Kalifornien hat im Augenblick nur einen Gesamt-Schuldenstand (general obligation debt) von 4 Prozent seines Bruttosozialprodukts.



Im Euro-Raum fehlen diese Mechanismen. Eine gewisse Angleichung wird jetzt, so Feldstein, durch Deutschland versucht, das die Haushalts- und Steuerpolitik der anderen Länder zu kontrollieren versucht. Aber dies werde die genannten Probleme nicht lösen und Spannungen und Konflikte verschärfen, die bereits jetzt in der Eurozone existieren.
Zettel



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