26. Mai 2011

Marginalie: Aktuelles zum Attentat von Tucson. Erinnern Sie sich noch an die Schmutzkampagne gegen Sarah Palin?

Erinnern Sie sich noch an das "Attentat von Tucson"? Es trug sich am 8. Januar dieses Jahres zu. Ein junger Mann, Jared Loughner, schoß bei einem Einkaufszentrum in der Nähe von Tucson im US-Bundesstaat Arizona auf die Abgeordnete der demokratischen Partei Gabrielle Giffords und anschließend wahllos auf Umstehende. Sechs Menschen kamen dabei ums Leben, während Giffords überlebte.

Diese Tat führte zu einer politischen Kampagne, in der versucht wurde, die Schuld an dem Attentat Sarah Palin anzulasten. "Spiegel-Online" berichtete damals:
Zwei Tage nach dem Attentat vor einem Einkaufszentrum in Tucson läuft die Debatte auf Hochtouren. Der Vorwurf von Anhängern der demokratischen Partei Barack Obamas: Ein "Klima des Hasses", wie der Nobelpreisträger Paul Krugman in der "New York Times" anprangert, habe zu dem Attentat geführt - maßgeblich geschürt von Verbalattacken konservativer Politiker. (...)

Im Mittelpunkt der Debatte steht die Republikanerin Sarah Palin. Kritiker werfen ihr vor, sie habe die Wut des Schützen Jared Lee Loughner mit einer missverständlichen Grafik befeuert: eine von Palins Strategen designte US-Landkarte in tiefblau, veröffentlicht unter anderem auf Palins Facebook-Profil. Die Karte zur Kampagne "Take back the 20" nahm im vergangenen Jahr 20 Demokraten ins Visier, die zur Wiederwahl standen, darunter auch die bei dem Attentat schwer verletzte Giffords. Die politischen Gegner standen - so der optische Eindruck - im Fadenkreuz eines Zielfernrohrs.
Es war eine infame Kampagne; denn es gab nicht den geringsten Hinweis darauf, daß Sarah Palin "die Wut des Schützen Jared Lee Loughner ... befeuert" hatte; ja daß er überhaupt dieser politisch nahestand oder auch nur die ins Feld geführte Landkarte jemals gesehen hatte.

Es war eine klassische Schmutzkampagne, die in den USA von Medien wie der führenden linken Internetzeitung Huffington Post, in England beispielsweise vom linken Guardian und in Deutschland, wen wundert es, von der "Süddeutschen Zeitung" veranstaltet wurde.

Ich habe damals dazu einen Artikel geschrieben und auf die bis ins Detail gehenden Parallelen zwischen diesem Attentat und den Attentaten von schizophrenen Tätern auf Wolfgang Schäuble und Oskar Lafontaine aufmerksam gemacht. Eine offizielle Diagnose gab es damals noch nicht; aber doch eben genug Hinweise darauf, daß auch Jared Loughner schizophren ist; daß er nicht von Sarah Palin aufgehetzt, sondern - wie die Attentäter in den beiden deutschen Fällen - das Opfer paranoider Wahnvorstellungen war.



Loughner wurde vor Gericht gestellt; und gestern nun fällte der Richter Larry A. Burns eine Entscheidung: Er erklärte, daß Loughner aufgrund einer Schizophrenie nicht verhandlungsfähig sei und unterbrach den Prozeß. Diese Entscheidung geht auf die Gutachten von zwei Experten zurück, der Psychologin Dr. Christina Pietz und des Psychiaters Dr. Matthew Carroll. Dazu die New York Times:
Dr. Pietz conducted 12 interviews with Mr. Loughner over nine hours. She found that his thoughts were random and disorganized and that he suffered delusions and offered nonsensical answers to her questions. She diagnosed schizophrenia.

Similarly, Dr. Carroll found after five interviews over seven hours that Mr. Loughner experienced delusions, bizarre thoughts and hallucinations and appeared to suffer from paranoid schizophrenia, the judge said. Dr. Carroll considered whether Mr. Loughner was faking a mental illness but reported that he showed no signs of that, the judge said.

Dr. Pietz führte 12 Gespräche von insgesamt neun Stunden mit Loughner. Sie fand, daß seine Gedanken ungeordnet und wirr sind, daß er an Wahnvorstellungen leidet und auf ihre Fragen unsinnige Antworten gab. Sie diagnostizierte eine Schizophrenie.

Ähnlich fand Dr. Carroll nach fünf Gesprächen von insgesamt sieben Stunden Dauer, daß Loughner Wahnvorstellungen, bizarre Gedanken und Halluzinationen hat und daß er - sagte der Richter - an einer paranoiden Schizophrenie leidet. Dr. Carroll zog in Betracht, daß Loughner eine Geisteskrankheit vortäuscht, aber laut dem Richter fand er in seinem Gutachten kein Anzeichen hierfür.
Die angebliche Verstrickung von Sarah Palin in dieses Attentat hat Schlagzeilen gemacht und ihr Ansehen beschädigt. Was sich jetzt herausgestellt hat - und was (siehe meinen Artikel) damals jeder schon hätte vermuten können, der sich die Mühe machte, die Tatmerkmale mit denen anderer schizophrener Täter zu vergleichen -, das wird keine Schlagzeilen machen.

Abläufe wie dieser sind der Grund, warum solche Schmutzkampagnen immer wieder veranstaltet werden: Sie sind schlicht erfolgreich. Die Diffamierung macht Schlagzeilen; die spätere Richtigstellung nicht. Semper aliquid haeret sagte man im Alten Rom, in dem es Dergleichen auch schon gab - etwas bleibt immer hängen.
Zettel



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