10. März 2011

Stratfors Analysen: Geht es am morgigen Freitag in Saudi-Arabien los?

Vor gut einer Stunde habe ich von Stratfor eine sogenannte Red Alert erhalten, eine Eilmeldung von besonderer Wichtigkeit: In der Stadt Katif im Osten Saudi-Arabiens, die einen hohen schiitischen Bevölkerungsanteil hat, eröffnete heute die Polizei das Feuer auf eine Ansammlung von mehreren hundert Demonstranten und setzte Schockgranaten gegen sie ein. Über Opfer ist nichts bekannt.

Für den morgigen Tag der Freitagsgebete haben verschiedene Oppositionsgruppen Demonstrationen angekündigt. Die Aufrufe für diesen "Tag des Zorns" werden u.a. über Facebook verbreitet. Initiatoren sind eine "Koalition der Freien Jugend" und eine Gruppe, die sich Hanyn-Revolution nennt. Hanyn wird mit Nostalgie übersetzt.

Dies sind sunntische Gruppen aus Dschiddah und Riad. Als bedrohlicher für die Regierung in Riad stuft Stratfor aber die Schiiten im ölreichen Osten des Landes ein (siehe dazu Die aktuelle Lage in den arabischen Ländern und im Iran. Teil 2: Jordanien und Bahrain; ZR vom 20. 2. 2011, sowie "Bahrain ist wichtiger als Libyen"; ZR vom 8. 2. 2011).

Bisher hat sich die saudische Regierung gegenüber dem Brodeln in dieser Region des Landes zurückgehalten. Die heutigen Schüsse signalisieren das Ende dieser Politik. Offenbar erwartet man sich von dem harten Vorgehen eine Abschreckungswirkung; ebenso könnte dadurch aber der Protest angefacht werden.

Um die für morgen erwarteten Unruhen zu unterdrücken, hat Riad 15.000 Mann Nationalgarde in die Ostprovinz verlegt; für kritische Örtlichkeiten wurde eine Ausgangssperre verhängt. Stratfor sieht dennoch ein hohes Potential für Zusammenstöße nach den morgigen Freitagsgebeten.

Ölspekulanten reagieren bereits auf diese Situation. Die Pipelines zum Ölhafen Ras Tanura — dem größten der Welt mit einer täglichen Kapazität von 5 Millionen Barrel - verlaufen direkt durch Katif.



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