Der Bischof von Augsburg und Militärbischof der Bundeswehr, Dr. Walter Mixa, hat eine wahre Philippika gegen den Atheismus verfaßt und sie in seine diesjährige Osterpredigt eingebaut. Hier ist ein Auszug aus dem Bericht darüber auf seiner WebSite:
Denn man muß ja nicht unbedingt, wie Karlheinz Deschner das mit grimmiger Gründlichkeit getan hat (seine "Kriminalgeschichte des Christentums" ist inzwischen bei Band 9 angekommen), den Blick auf die Geschichte richten, um das Offensichtliche zu belegen: Daß Massenmorde, begangen im Namen der Religion, ein ubiquitäres Phänomen sind; Massenmorde von Atheisten hingegen ein relativ neues und auch geographisch begrenztes. Man kann auch in der Gegenwart bleiben und sich den Iran und das Afghanistan der Taliban ansehen; beide ja nicht unbedingt atheistische Regimes.
Die Hypothese, daß die Verbrechen der Kommunisten und der Nazis deren Atheismus geschuldet seien, ist schon deshalb indiskutabel, weil die Nazis ja keineswegs atheistisch waren. "Gottgläubig" stand in der Nazizeit im Paß derer, die aus der Kirche ausgetreten waren; "Deutsche Christen" nannten sich die protestantischen Nazis.
Und daß die Verbrechen des Kommunismus dem Atheismus und nicht der marxistisch- leninistischen Ideologie geschuldet seien, ist eine Behauptung, die man einem Dorfgeistlichen durchgehen lassen kann, aber nicht einem Bischof und promovierten Theologen. Die Sowjets waren Atheisten und Massenmörder, weil sie Marxisten- Leninisten waren; sie wurden nicht aus Atheismus zu Marxisten- Leninisten.
So, wie es dieser grobschlächtig denkende Bischof an den Mann zu bringen versucht hat, ist das also kein Thema für eine OsterfragerEi. Aber man muß ja nicht mit Mixas Keule aus dem Hinterwald auf dieses Thema einprügeln. Man kann es auch so formulieren, daß es ein interessantes, ein die Diskussion herausforderndes Thema ist: Welcher Zusammenhang besteht eigentlich zwischen Religion und moralischem Verhalten?
Religionen umfassen in der Regel Vorschriften. Nicht durchweg enthalten sie die Forderung, etwas zu glauben. In den meisten Religionen geht es eher darum, etwas zu tun oder zu unterlassen - zu bestimmten Zeiten zu beten, bestimmte Speisen zu vermeiden, den Göttern zu opfern; dergleichen. Einige Religionen, wie der Buddhismus und der Konfuzianismus, mögen mehr Wert auf die Anleitung zur Lebensführung legen als auf das Einhalten von Vorschriften; aber überwiegend sind Religionen doch präskriptiv.
Das ist auch die Moral; sie schreibt uns vor, was wir tun sollen und was wir nicht tun dürfen. Insofern gibt es einen offensichtlichen Zusammenhang; jedenfalls auf dieser äußerlichen Ebene.
Aber wie sieht es auf den anderen, wie sieht es auf der inhaltlichen, wie auf der motivationalen Ebene aus? Handeln Menschen nur dann, oder jedenfalls überwiegend dann, moralisch, wenn sie dies aus einer religiösen Überzeugung heraus tun? Liefert nur die Religion eine feste Basis dafür, verbindliche moralische Regeln aufzustellen? Oder läßt sich Moral auch allein aus der Vernunft heraus begründen; etwa aus dem Kategorischen Imperativ?
Wie steht es mit den evolutionären Wurzeln moralischen Verhaltens? Stimmt es überhaupt, daß Menschen ihrer biologischen Natur nach dazu neigen, sich schlecht und böse zu verhalten, und daß sie erst durch den Zwang der Moral, oder eben sogar erst durch denjenigen der Religion, auf den Weg des Guten gelenkt werden?
Ja, gewiß, das sind große Fragen; Fragen noch dazu, mit denen wir in der Schule beim "Besinnungsaufsatz" gequält und überfordert wurden. Aber es sind ja doch auch ernsthafte, vielleicht sogar wissenschaftliche Fragen. Fragen, die wir nicht beiseite schieben sollten; schon, um nicht Schlichtdenkern wie dem Bischof Mixa das Feld zu überlassen.
Wie immer bei der OsterfragerEi bitte ich um Antworten. Wie immer gibt es dazu einen Thread in "Zettels kleinem Zimmer". Wer seine Meinung beisteuern möchte, sich dort aber nicht anmelden mag, der kann mir gern auch eine Mail schicken; ich füge sie dann in den Thread ein. Die Adresse sehen Sie, wenn sie rechts oben auf das kleine Bild von Zettels Haus klicken und dann unter Contact auf Email.
"Wo Gott geleugnet oder bekämpft wird, da wird bald auch der Mensch und seine Würde geleugnet und missachtet. Eine Gesellschaft ohne Gott ist die Hölle auf Erden", sagte Mixa bei seiner Predigt am Sonntag in der Augsburger Marienkathedrale. (...) "Die Unmenschlichkeit des praktizierten Atheismus haben im vergangenen Jahrhundert die gottlosen Regime des Nationalsozialismus und des Kommunismus mit ihren Straflagern, ihrer Geheimpolizei und ihren Massenmorden in grausamer Weise bewiesen", sagte der Augsburger Bischof.Starker Tobak. So stark, daß es mir als Agnostiker schwerfällt, so etwas ernst zu nehmen.
Denn man muß ja nicht unbedingt, wie Karlheinz Deschner das mit grimmiger Gründlichkeit getan hat (seine "Kriminalgeschichte des Christentums" ist inzwischen bei Band 9 angekommen), den Blick auf die Geschichte richten, um das Offensichtliche zu belegen: Daß Massenmorde, begangen im Namen der Religion, ein ubiquitäres Phänomen sind; Massenmorde von Atheisten hingegen ein relativ neues und auch geographisch begrenztes. Man kann auch in der Gegenwart bleiben und sich den Iran und das Afghanistan der Taliban ansehen; beide ja nicht unbedingt atheistische Regimes.
Die Hypothese, daß die Verbrechen der Kommunisten und der Nazis deren Atheismus geschuldet seien, ist schon deshalb indiskutabel, weil die Nazis ja keineswegs atheistisch waren. "Gottgläubig" stand in der Nazizeit im Paß derer, die aus der Kirche ausgetreten waren; "Deutsche Christen" nannten sich die protestantischen Nazis.
Und daß die Verbrechen des Kommunismus dem Atheismus und nicht der marxistisch- leninistischen Ideologie geschuldet seien, ist eine Behauptung, die man einem Dorfgeistlichen durchgehen lassen kann, aber nicht einem Bischof und promovierten Theologen. Die Sowjets waren Atheisten und Massenmörder, weil sie Marxisten- Leninisten waren; sie wurden nicht aus Atheismus zu Marxisten- Leninisten.
So, wie es dieser grobschlächtig denkende Bischof an den Mann zu bringen versucht hat, ist das also kein Thema für eine OsterfragerEi. Aber man muß ja nicht mit Mixas Keule aus dem Hinterwald auf dieses Thema einprügeln. Man kann es auch so formulieren, daß es ein interessantes, ein die Diskussion herausforderndes Thema ist: Welcher Zusammenhang besteht eigentlich zwischen Religion und moralischem Verhalten?
Religionen umfassen in der Regel Vorschriften. Nicht durchweg enthalten sie die Forderung, etwas zu glauben. In den meisten Religionen geht es eher darum, etwas zu tun oder zu unterlassen - zu bestimmten Zeiten zu beten, bestimmte Speisen zu vermeiden, den Göttern zu opfern; dergleichen. Einige Religionen, wie der Buddhismus und der Konfuzianismus, mögen mehr Wert auf die Anleitung zur Lebensführung legen als auf das Einhalten von Vorschriften; aber überwiegend sind Religionen doch präskriptiv.
Das ist auch die Moral; sie schreibt uns vor, was wir tun sollen und was wir nicht tun dürfen. Insofern gibt es einen offensichtlichen Zusammenhang; jedenfalls auf dieser äußerlichen Ebene.
Aber wie sieht es auf den anderen, wie sieht es auf der inhaltlichen, wie auf der motivationalen Ebene aus? Handeln Menschen nur dann, oder jedenfalls überwiegend dann, moralisch, wenn sie dies aus einer religiösen Überzeugung heraus tun? Liefert nur die Religion eine feste Basis dafür, verbindliche moralische Regeln aufzustellen? Oder läßt sich Moral auch allein aus der Vernunft heraus begründen; etwa aus dem Kategorischen Imperativ?
Wie steht es mit den evolutionären Wurzeln moralischen Verhaltens? Stimmt es überhaupt, daß Menschen ihrer biologischen Natur nach dazu neigen, sich schlecht und böse zu verhalten, und daß sie erst durch den Zwang der Moral, oder eben sogar erst durch denjenigen der Religion, auf den Weg des Guten gelenkt werden?
Ja, gewiß, das sind große Fragen; Fragen noch dazu, mit denen wir in der Schule beim "Besinnungsaufsatz" gequält und überfordert wurden. Aber es sind ja doch auch ernsthafte, vielleicht sogar wissenschaftliche Fragen. Fragen, die wir nicht beiseite schieben sollten; schon, um nicht Schlichtdenkern wie dem Bischof Mixa das Feld zu überlassen.
Wie immer bei der OsterfragerEi bitte ich um Antworten. Wie immer gibt es dazu einen Thread in "Zettels kleinem Zimmer". Wer seine Meinung beisteuern möchte, sich dort aber nicht anmelden mag, der kann mir gern auch eine Mail schicken; ich füge sie dann in den Thread ein. Die Adresse sehen Sie, wenn sie rechts oben auf das kleine Bild von Zettels Haus klicken und dann unter Contact auf Email.
Titelvignette: Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote (Ausschnitt). Copyrightfrei.