Erst ein Quartal dieses Jahres ist um, und schon dürfte das Wort des Jahres feststehen: "Abwrackprämie". (Als Unwort des Jahres schlage ich "Umweltprämie" vor). Zum heutigen Wort des Tages hat es die Abwrackprämie schon gebracht.
Was sich da abspielt, das haben sich die SPD-Politiker wohl nicht träumen lassen, die die Abwrackprämie schon schon im November 2008 ins Spiel gebracht hatten:
Vom "Abwrack- Wahn" konnte man gestern in "Zeit- Online" lesen; anderswo wird von einer "Abwrackhysterie" geschrieben. Die Regierung rechnet derzeit mit 1,2 Millionen Anträgen, rund das Doppelte dessen, was erwartet worden war.
Was aufgrund einer Schätzung der Zahl der Autos in Deutschland, die schrottreif sind, erwartet worden war. Aber ganz offensichtlich werden ja nicht nur diese jetzt verschrottet. Sondern viele Autobesitzer schicken ein Auto in die Schrottpresse, das noch Jahre hätte fahren können.
Das war von vornherein abzusehen gewesen. Als im Januar diese Abwrackprämie beschlossen wurde, habe ich es hier beschrieben und kritisiert. Was die Bundesregierung da subventioniert, das ist eine unglaubliche Verschwendung von Volksvermögen. Dieselbe Regierung, die uns per Dosenpfand bedrängt, leere Dosen nicht einfach wegzuwerfen, fördert gezielt das "Wegwerfen" von Hunderttausenden fahrtüchtiger Autos. Ex und hopp.
Nun gut, das ist Politik. Wir Bürger aber sind doch im allgemeinen vernünftig? Wir überlegen uns, was wir tun, wir schätzen dessen Folgen realistisch ab?
Hier nicht. Denn offensichtlich ist bei vielen Bürgern der Wunsch, nur ja nicht die Prämie zu verpassen, so groß, daß sie sich völlig irrational verhalten.
Sie überlegen erstens nicht, daß sie Geld sparen, wenn sie ihr altes Auto länger fahren, solange es noch fahrtüchtig ist. Mag sein, daß sich am Ende der Kauf eines Neuwagens doch rechnet, aber diese Überlegung wird meist gar nicht angestellt.
Zweitens sieht es so aus, daß viele unbedingt die Verschrottungsprämie haben wollen, obwohl sie für ihr Auto, würden sie es verkaufen oder in Zahlung geben, einen höheren Preis als 2500 Euro erzielen könnten. Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeug- Hersteller VDIK schätzt, daß mindestens die Hälfte aller Fahrzeuge, die für die Abwrackprämie in Frage kommen, noch einen Marktwert von mehr als 2500 Euro hatten. Für viele davon wird jetzt trotzdem ein Antrag gestellt. Dazu gestern "Zeit Online":
Was ist da los? In "Spiegel- Online" stellte gestern Reinhard Mohr, in der Kulturredaktion des gedruckten "Spiegel" zuständig für Tiefsinn allgemein und Achtundsechziger Tiefsinn im Besonderen, dazu allerlei tiefsinnige Überlegungen an, die in dieser Passage kulminieren:
Was sich da abspielt, das haben sich die SPD-Politiker wohl nicht träumen lassen, die die Abwrackprämie schon schon im November 2008 ins Spiel gebracht hatten:
Vom "Abwrack- Wahn" konnte man gestern in "Zeit- Online" lesen; anderswo wird von einer "Abwrackhysterie" geschrieben. Die Regierung rechnet derzeit mit 1,2 Millionen Anträgen, rund das Doppelte dessen, was erwartet worden war.
Was aufgrund einer Schätzung der Zahl der Autos in Deutschland, die schrottreif sind, erwartet worden war. Aber ganz offensichtlich werden ja nicht nur diese jetzt verschrottet. Sondern viele Autobesitzer schicken ein Auto in die Schrottpresse, das noch Jahre hätte fahren können.
Das war von vornherein abzusehen gewesen. Als im Januar diese Abwrackprämie beschlossen wurde, habe ich es hier beschrieben und kritisiert. Was die Bundesregierung da subventioniert, das ist eine unglaubliche Verschwendung von Volksvermögen. Dieselbe Regierung, die uns per Dosenpfand bedrängt, leere Dosen nicht einfach wegzuwerfen, fördert gezielt das "Wegwerfen" von Hunderttausenden fahrtüchtiger Autos. Ex und hopp.
Nun gut, das ist Politik. Wir Bürger aber sind doch im allgemeinen vernünftig? Wir überlegen uns, was wir tun, wir schätzen dessen Folgen realistisch ab?
Hier nicht. Denn offensichtlich ist bei vielen Bürgern der Wunsch, nur ja nicht die Prämie zu verpassen, so groß, daß sie sich völlig irrational verhalten.
Sie überlegen erstens nicht, daß sie Geld sparen, wenn sie ihr altes Auto länger fahren, solange es noch fahrtüchtig ist. Mag sein, daß sich am Ende der Kauf eines Neuwagens doch rechnet, aber diese Überlegung wird meist gar nicht angestellt.
Zweitens sieht es so aus, daß viele unbedingt die Verschrottungsprämie haben wollen, obwohl sie für ihr Auto, würden sie es verkaufen oder in Zahlung geben, einen höheren Preis als 2500 Euro erzielen könnten. Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeug- Hersteller VDIK schätzt, daß mindestens die Hälfte aller Fahrzeuge, die für die Abwrackprämie in Frage kommen, noch einen Marktwert von mehr als 2500 Euro hatten. Für viele davon wird jetzt trotzdem ein Antrag gestellt. Dazu gestern "Zeit Online":
Allerdings scheinen viele der Antragsteller gar nicht überprüft zu haben, ob ihr Wagen nicht eigentlich noch mehr als 2500 Euro wert ist. (...) Deshalb warnte jetzt schon die Entsorgungsbranche die Bürger, übereilt alte Autos zu verschrotten. Nur um noch die 2500 Euro zu bekommen, würden Fahrzeuge inzwischen "blind" in die Verschrottung gegeben.
Was ist da los? In "Spiegel- Online" stellte gestern Reinhard Mohr, in der Kulturredaktion des gedruckten "Spiegel" zuständig für Tiefsinn allgemein und Achtundsechziger Tiefsinn im Besonderen, dazu allerlei tiefsinnige Überlegungen an, die in dieser Passage kulminieren:
Die Deutschen, gebrannte Kinder von Inflations-, Arbeitslosigkeits-, Revolutions- und Kriegswirren aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sublimieren ihre Erregungsängste ganz anders [als die Franzosen; Zettel]. Ihre Revolte ist die Abwrackprämie, die geordnete und staatlich reglementierte Metamorphose von alt zu neu. Ohne Antrag läuft hier nichts, dafür gibt es auch etwas gratis: Die Veränderung eines misslichen Jetzt- Zustandes in ein Stück Zukunft auf vier Rädern.Ach nein, lieber Reinhard Mohr. Ich fürchte, es ist viel banaler. Was wir erleben, ist die Addition von - vielleicht auch noch die Wechselwirkung zwischen - zwei Effekten, die der Sozialpsychologie wohlbekannt sind:
So sind wir Menschen halt. Wir verhalten uns bei derartigen Entscheidungen, wie überhaupt, sehr oft irrational. Falls es Sie interessiert - in der Wikipedia finden Sie eine Liste solcher Fehler und Irrtümer, zusammen mit Links zu vielen, vielen Artikeln, in denen sie erläutert werden.Was alle haben wollen, möchte man auch haben. Aus der alten DDR wird berichtet, daß dort, wo eine Schlange stand, viele Bürger sich zunächst einmal einfach anstellten, ohne zu wissen, was es überhaupt gab. Danach konnte man sich dann immer noch erkundigen. Wenn viele sich anstellten, dann war es das jedenfalls offenbar wert, sonst würden sie sich ja nicht anstellen.
Zu diesem Effekt kommt jetzt, bei der Abwrackprämie, auch noch Torschlußpanik hinzu. Jeder weiß, daß das Programm demnächst beendet oder reduziert wird; gestern war schon von einer Halbierung auf 1250 Euro die Rede. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.Etwas geschenkt zu bekommen, ist attraktiver, als es dem realen Wert des Geschenkten entspricht. Jeder kennt das vom Marktschreier: Er bietet erst seinen Aal für einen bestimmten Preis an. Und dann legt er "kostenlos" noch eine Makrele und einen Hering drauf. Der Kunde freut sich über das Schnäppchen und greift zu. Hätte der Marktschreier gleich denselben Preis für alle drei Fische verlangt, dann hätte der Kunde es sich vielleicht anders überlegt.
So auch hier: Was die Abwrackprämie so unwiderstehlich macht, ist, daß es Geld vom Staat gibt. Bar auf die Kralle. Wenn man hingegen sein Altauto an einen Händler verkauft, dann bekommt man ja - psychologisch betrachtet - nichts geschenkt, sondern nur den Gegenwert für das, was einem gehört.
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