24. Januar 2009

Kurioses, kurz kommentiert: Schwans Klage. Schwanengesang

Gesine Schwan, die SPD-Kandidatin für das Bundespräsidentenamt, beklagt sich über mangelnden Rückhalt in der eigenen Partei. (...) In den Planungen der Parteizentrale von SPD-Chef Franz Müntefering für das Superwahljahr spiele nach ihrem Eindruck die Bundespräsidentenwahl am 23. Mai bislang so gut wie keine Rolle.

Aus einer Vorabmeldung zum aktuellen "Spiegel" 5/2009

Kommentar: Noch einmal ein Schwanengesang. Ja, welche Rolle soll sie denn in diesen Planungen spielen? Spätestens das jetzige Desinteresse der SPD-Führung an der Kandidatur Schwans belegt doch das, was den meisten von vornherein klar gewesen war: Der Sinn dieser Kandidatur, die von Andrea Nahles eingefädelt worden war, sollte es sein, die Volksfront für den September dieses Jahres vorzubereiten.

Nun sind diese Planungen, nachdem der von Nahles geführte Beck weg ist, offensichtlich auf 2013 verschoben worden. Für die SPD ist damit die Volksfront, die sich bei der Abstimmung über Schwan erstmals auf Bundesebene etablieren sollte, jetzt eher genierlich; könnte sie doch Zweifel an Münteferings und Steinmeiers Schwüren nähren, auf keinen Fall nach der Bundestagswahl mit den Kommunisten anzubändeln.



Und was ist an dieser Meldung kurios? Kurios ist, wie "Spiegel- Online" zählt:
Tatsächlich sind die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung äußerst knapp. Dort kommen CDU/CSU und FDP auf 606 Stimmen. Nötig ist in den ersten beiden Wahlgängen die absolute Mehrheit von 613 Stimmen. Dazu könnten Köhler die zehn Stimmen der Freien Wähler aus Bayern verhelfen. SPD, Grüne und Linke kommen zusammen auf bis zu 603 Stimmen.
War da nicht der Kandidat Peter Sodann? Offenbar geht auch der "Spiegel" stillschweigend davon aus, daß er nur für die Show aufgestellt wurde und im entscheidenden Wahlgang wieder zurückgezogen werden soll.

Oder vielleicht doch nicht? Denn für die Kommunisten könnte sich jetzt die Frage stellen, warum sie eigentlich unbedingt Gesine Schwan wählen sollen, wenn die SPD ihnen auf Bundesebene so ostentativ die kalte Schulter zeigt. Wo läge unter diesen neuen Bedingungen noch der Vorteil für sie?

Und dann ist da ja noch der Kandidat Sodann mit seinen Eigenheiten. Zwingen kann ihn niemand, seine Kandidatur für den zweiten oder dritten Wahlgang zurückzuziehen. Sich hinzustellen und das trotzig nicht zu tun - das würde zu Peter Sodann passen.



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