22. Dezember 2008

Zettels Meckerecke: Wie suchtgefährdet ist Sabine Bätzing? Über Kontrollsucht und die Droge Macht. Tabak, Alkohol. Wo bleiben Sex, Jogging, Kaffee?

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, hat sich - Näheres kann man bei den Kollegen von B.L.O.G. in den aktuellen Artikeln von Rayson und von SteffenH lesen und diskutiert finden - einen neuen Streich ausgedacht:

Nachdem die tapfere Rittersfrau dem Lindwurm Rauchen kräftige Hiebe zugefügt hat, richtet sie ihr nimmermüdes Schwert jetzt gegen den Drachen Alkohol. Die Steuern auf alkoholische Getränke möchte sie gern kräftig erhöht sehen, unsere unermüdliche Kämpferin. Bier so teuer wie in Schweden, das scheint ihr Traum zu sein.

Jedenfalls ergibt sich diese Vermutung aus dem "Entwurf eines nationalen Aktionsprogramms", so wie darüber die "Leipziger Volkszeitung" berichtete. Inzwischen gibt es dazu ein Dementi, das freilich keines ist.

"Nicht abgestimmt" sei das "Papier", heißt es in dem "Dementi". Das haben nun freilich Entwürfe so an sich. Sonst wären sie ja Beschlüsse. Und:
Es solle lediglich wissenschaftlich untersucht werden, welchen Einfluss der Preis von Alkohol auf das Konsumverhalten hat: "Darüber hinaus werden keine steuerpolitische [sic] Maßnahmen erwogen."
In der "Leipziger Volkszeitung" hatte es geheißen:
Preisanhebungen infolge von Steuererhöhungen könnten einen "unmittelbaren und relevanten Effekt auf die Senkung des Alkoholkonsums ausüben", schreibt Bätzing in dem Papier. In Schweden zum Beispiel kassiert der Staat rund zwei Euro pro Liter Bier, in Deutschland etwa zehn Cent. In Irland verlangt der Fiskus etwa 1,90 Euro pro Flasche Wein. Deutschland erhebt keine Weinsteuer.
Von erwogenen Maßnahmen ist da nicht die Rede. Bätzing läßt dementieren, was nicht behauptet worden war.

Nur nachgedacht wird, nur geforscht werden soll. Man wird doch noch untersuchen dürfen, welchen Einfluß der Preis auf den Konsum hat, nicht wahr. Die Folgerungen werden sich dann schon einstellen.

Diese Drogenbeauftragte wird allmählich zu einem öffentlichen Ärgernis.



"Drogenbeauftragte" ist nicht das erste "Auftrags-" Amt von Sabine Bätzing. Seit 1997 ist sie, so lesen wir in ihrem Lebenslauf, pardon, ihrer "Vita", Bildungsbeauftragte des Kreisverbands Altenkirchen der SPD.

Dort ist sie, so ist zu vermuten, zuständig für die Förderung der Bildung - vermutlich vorrangig der politischen Bildung - der Mitglieder der SPD im Kreisverband Altenkirchen. Wofür aber ist sie als Drogenbeauftragte zuständig?

Natürlich nicht für die Förderung von Drogen. Irgendwo wohl für den Kampf dagegen. Nur, was sind eigentlich "Drogen"? Und wieso gibt es eigentlich ein Amt - angesiedelt beim Bundesministerium für Gesundheit -, das sich mit "Drogen" befaßt?

Sie finden, lieber Leser, da gebe es doch nichts zu fragen? Eine Droge, das weiß doch jeder, ist Tabak, eine Droge ist Alkohol? Und der Kampf gegen das Rauchen und Trinken, das ist folglich der Auftrag, der diesem Amt erteilt wurde?

Nein. Keineswegs.



Eine Droge ist laut Duden (Fremdwörterbuch. 5. Auflage, S. 200)
1. Rauschgift 2. (durch Trocknen haltbar gemachter) pflanzlicher od. tierische Stoff, der als Arznei-, Gewürzmittel u. für technische Zwecke verwendet wird
.Das englische Äquivalent "drug" definiert die Wikipedia als
... any chemical substance other than a food or device that affects the function of living things. Drugs can be used to treat illness, relieve a symptom or modify a chemical process in the body for a specific purpose.

... jede chemische Substanz (kein Nahrungsmittel), die das Funktionieren von Lebendigem beeinflußt. Drogen können verwendet werden, um Krankheiten zu behandeln, ein Symptom zu lindern oder die chemischen Prozesse im Körper für einen bestimmten Zweck zu modifizieren.
Das ist, ebenso wie die Definition unter Punkt 2. im Duden, die weite Definition einer Droge. Die enge ist "Rauschgift".

Mit den Problemen des Rauschgift- Konsums soll sich das Amt des Drogenbeauftragen befassen. So war es jedenfalls am Anfang gedacht gewesen.

Zur Drogenbeauftragten der Bundesregierung wurde 1998 die Abgeordnete der "Grünen" Christa Nickels ernannt. Sie war zunächst, bei der Bildung der rotgrünen Koalition, zur Parlamentarischen Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit berufen worden und erhielt bald danach diese zusätzliche Amtsbezeichnung.

An Tabak oder Alkohol dachte damals ganz offensichtlich niemand. Christa Nickels sollte sich um "Drogen" in der ersten der beiden im Duden genannten Bedeutungen des Worts kümmern, also um Rauschgift. Laut Wikipedia setzte sie "die bundesweite Einführung sogenannter 'Fixerstuben' durch. Eine Legalisierung von Cannabis, die sie selbst befürwortet, konnte sie nicht durchsetzen".



Der Konsum, der Vertrieb illegaler Rauschgifte muß bekämpft werden. Er muß das jedenfalls solange, wie sie illegal sind; denn aus ihnen entsteht Beschaffungs- Kriminalität, aus dem Drogengeschäft speist sich weitere Kriminalität.

Ob es vorteilhaft wäre, bestimmte illegale Rauschifte zu legalisieren, ist eine schwierige Frage. Solange sie illegal sind, kann man ihren Konsum, kann man den Handel mit ihnen jedenfalls nicht hinnehmen; so wenig, wie der Staat Steuerhinterziehung oder Kreditbetrug hinnehmen darf. Illegales zu tun kann nicht geduldet werden; sonst gibt sich der Rechtsstaat selbst auf.

Schwer Rauschgiftabhängige sind darüber hinaus nicht mehr in der Lage, eigenverantwortlich zu entscheiden. Sie können sich in den meisten Fällen nicht allein aus ihrer Sucht lösen, auch wenn sie das wollen. Hier ist also die Hilfe anderer erforderliche. Privater Helfer, vielleicht auch des Staats.

Ob es eines "Drogenbeauftragten" bedarf, um diese staatlichen Bemühungen zu koordinieren, darüber mag man streiten. Was aber im vergangenen Jahrzehnt aus diesem Amt geworden ist, welche Kompetenzen die diversen Inhaberinnen dieses Amts allmählich an sich gezogen haben, das ist ein Skandal.



Tabak ist ein Genußmittel und kein Rauschgift. Alkohol ist ein Genußmittel und kein Rauschgift. Auch Schokolade und Kaffee sind keine Rauschgifte, sondern Genußmittel.

Der Genuß von Tabak ist gesundheitsschädlich in dem Sinn, daß er das Risiko für bestimmte Erkrankungen erhöht. In diesem Sinn gesundheitsschädlich sind zum Beispiel auch das Sonnenbaden, das Essen von Kuchen und das Schnarchen.

Der Genuß von Alkohol ist in kleinen Mengen gar nicht schädlich, in größeren ebenso wie die genannten Verhaltensweisen. Eine kleine Minderheit derer, die Alkohol trinken, wird allerdings süchtig. Da es keine Prohibition gibt, führt dies aber weder zur Beschaffungs- Kriminalität, noch zu den sonstigen mafiösen Begleiterscheinungen. Es ist ein medizinisches Problem.

Es ist ein Problem der Sucht. Es gibt auch Menschen, die spielsüchtig sind, die süchtig nach Jogging sind, die sexsüchtig sind, arbeitssüchtig, eßsüchtig, magersüchtig; und so weiter und so fort. Man kann da so viel finden, wie man finden möchte. Menschen neigen nun einmal dazu, die Kontrolle über für sie lustvolle Handlungen mehr oder weniger vollständig aufzugeben.

Für mich sind Bücher eine Droge. Ich bin lesesüchtig; zu meinem Glück ist anscheinend noch niemand auf den Gedanken gekommen, mich vor den Folgen meiner Sucht zu bewahren; zum Beispiel durch eine Sondersteuer auf Bücher.



Und es gibt die vermutlich wirkmächtigste, triebhafteste Sucht von allen: die Machtsucht, die Sucht des Kontrollierens, des Beherrschens. Fast jede Sucht stößt bald an physiologische, manchmal auch an pekuniäre, an administrative Grenzen. Die Lust an der Macht, die sehr schnell zur Sucht wird, kann grenzenlos befriedigt werden.

Die Droge Macht ist nahezu unbegrenzt verfügbar. Mehr Macht, noch mehr Kontrolle anderer, noch mehr Herrschaft kann man immer anstreben. Bis man Papst geworden ist und nun nur noch wünschen kann, der liebe Gott zu werden, wie im Märchen von den Fischer un siine Fru.

Diese Sucht hat offenbar die kleine Verwaltungsanstellte mit dem Abschluß einer Fachhochschule Sabine Bätzing erfaßt, die es immer weiter nach oben gespült hat, bis sie nun über unser aller Süchte regieren darf, oder vielmehr gegen sie.

Freilich ist auch sie nur ein kleines Licht, nur ein Rädlein in einem Apparat. Es ist der Apparat der Machtsüchtigen, die in dem Bemühen, ihre Sucht zu befriedigen, dann, wenn wir ihnen nicht entgegentreten, nicht ruhen werden, bis sie jeden unserer Lebensbereiche unter ihre Kontrolle gebracht, bis sie uns alle zu gehorsamen Untertanen gemacht haben.

Gehorsam und gesund. Zufrieden und gesund, wie der Bauer die Schweine im Stall gern hat, die grunzend ihren hochwertigen, höchst gesunden Ernährungsbrei mampfen.



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