Gestern wurde das neue Städteranking der "Wirtschaftswoche" publiziert. Die meisten Medien berichten darüber so ähnlich wie der "Tagesspiegel":
Fällt Ihnen an diesem Ranking etwas auf?
Natürlich liegt der Süden vorn; wie auch anders. Aber dann kommt schon die erste Überraschung: Der Osten liegt keineswegs mehr hinten. Unter den zehn schlechtesten Städten ist nur eine (Halle/Saale) in der ehemaligen DDR gelegen. Und Dresden ist in der Spitzengruppe.
Auch sonst gibt es kaum offensichtliche Merkmale, die die zehn besten und die zehn schlechtesten Städte jeweils miteinander gemeinsam haben. Bis auf eines; und das ist nun schon interessant:
Jaja, gewiß. Korrelationen sollte man nicht naseweis als Kausalitäten interpretieren. Die Korrelation zwischen der Zahl der Störche und der Geburtenrate, Sie wissen schon.
War die Henne früher da als das Ei? Sind die Städte an der Spitze erfolgreich, weil sie von der CDU regiert werden? Oder wählen die Leute dort die Union, weil es ihnen gut geht?
Oder ist - das hört man meist von Denjenigen, die sich den tieferen Durchblick zutrauen - weder die eine noch die Kausalität maßgeblich, sondern es sind bestimmte objektive Standortfaktoren - das schöne Wetter und die Nähe der Alpen in München, der Untergang des Bergbaus in Oberhausen; dergleichen?
Da kann man viel spekulieren; das eine oder andere vielleicht auch in detaillierten empirischen Analysen herauszufinden versuchen. Dies gern zugestanden, scheinen mir hier die Dinge aber doch ziemlich einfach zu liegen:
Die sogenannten "Standortfaktoren" sind teils Folklore, teils veränderbar. Daß München boomt, weil dort das Wetter gut und die Alpen nah sind, ist eine ebenso putzige Vorstellung, wie daß Münster auf Platz zwei liegt, weil man dort in den Allwetterzoo gehen kann. Und der "Strukturwandel", weg vom alten Bergbau, von der alten Schwer- und Werftindustrie ist ja längst Geschichte.
Also, das können wir getrost ausklammern. Es bleiben die Henne und das Ei: Wählt man in den Städten mit Spitzenpositionen im Ranking konservativ, weil es einem dort gut geht und man also mit den Verhältnissen zufrieden ist? Oder geht es den Menschen dort gut, weil sie eine konservative Regierung gewählt haben?
Ich denke, es ist hier so, wie fast immer bei solchen Henne- Ei- Scheinproblemen: Es gibt eine Wechselwirkung. Wir haben es mit einer Art Spirale des Wohlstands zu tun:
Wirtschaftsfreundliche Regierungen erhöhen den allgemeinen Wohlstand; mit wachsendem Wohlstand wählen die Leute eine wirtschaftsfreundliche Partei. Dies trägt zur weiteren Erhöhung des Wohlstands bei, und so fort.
Und umgekehrt: Geht es den Leuten schlecht, ist die Arbeitslosigkeit in einer Stadt hoch, hängen also viele Einwohner am Tropf von Transferleistungen oder befürchten sie das, dann hat die SPD, dann haben neuerdings auch im Westen die Kommunisten in der betreffenden Stadt und Region ihre Klientel.
Wo sie gewählt werden und regieren dürfen, dort geht es den Leuten auch weiter schlecht. Also wählen sie weiter diejenigen Parteien, von denen sie sich die reichlicheren Transferleistungen versprechen.
So dreht sich bei den einen Städten die Spirale nach oben, bei den anderen nach unten. Die Ranking- Liste sortiert sich nach unions- regierten Städten oben und links regierten Städten unten.
Sie finden, daß ich jetzt fürchterlich vereinfache? Ja, das tue ich. Die meisten Wahrheiten sind fürchterlich einfach.
Zum fünften Mal in Folge hat München sich als Stadt mit der größten Wirtschaftskraft in Deutschland behauptet. In dem am Freitag veröffentlichten Vergleich der 50 größten Städte Deutschlands belegte die bayerische Hauptstadt erneut Platz eins - vor Münster, Frankfurt am Main, Karlsruhe und Düsseldorf. Ganz unten rangiert Berlin.Die vollständige Liste der fünfzig Städte findet man, zusammen mit vielen Einzelheiten der Bewertung, in der "Wirtschaftswoche". (Für die jeweiligen Einzelheiten den Städtenamen anklicken).
Fällt Ihnen an diesem Ranking etwas auf?
Natürlich liegt der Süden vorn; wie auch anders. Aber dann kommt schon die erste Überraschung: Der Osten liegt keineswegs mehr hinten. Unter den zehn schlechtesten Städten ist nur eine (Halle/Saale) in der ehemaligen DDR gelegen. Und Dresden ist in der Spitzengruppe.
Auch sonst gibt es kaum offensichtliche Merkmale, die die zehn besten und die zehn schlechtesten Städte jeweils miteinander gemeinsam haben. Bis auf eines; und das ist nun schon interessant:
Mit zwei Ausnahmen (München und Mannheim) werden die zehn Städte an der Spitze von der Union regiert. Mit zwei Ausnahmen (Hamm und Wuppertal) werden die zehn Städte am Ende der Rangliste von der SPD regiert. Und die Ausnahmen sind im Grunde keine. Wuppertal hat erst seit dem Erdrutsch- Sieg der CDU bei den Kommunalwahlen in NRW 2004 eine CDU- Stadtregierung; davor regierte vierzig Jahre die SPD. Und auch in Hamm ist der jetzige CDU- Oberbürgermeister der erste nach einer Reihe von drei SPD- Oberbürgermeistern.
Jaja, gewiß. Korrelationen sollte man nicht naseweis als Kausalitäten interpretieren. Die Korrelation zwischen der Zahl der Störche und der Geburtenrate, Sie wissen schon.
War die Henne früher da als das Ei? Sind die Städte an der Spitze erfolgreich, weil sie von der CDU regiert werden? Oder wählen die Leute dort die Union, weil es ihnen gut geht?
Oder ist - das hört man meist von Denjenigen, die sich den tieferen Durchblick zutrauen - weder die eine noch die Kausalität maßgeblich, sondern es sind bestimmte objektive Standortfaktoren - das schöne Wetter und die Nähe der Alpen in München, der Untergang des Bergbaus in Oberhausen; dergleichen?
Da kann man viel spekulieren; das eine oder andere vielleicht auch in detaillierten empirischen Analysen herauszufinden versuchen. Dies gern zugestanden, scheinen mir hier die Dinge aber doch ziemlich einfach zu liegen:
Die sogenannten "Standortfaktoren" sind teils Folklore, teils veränderbar. Daß München boomt, weil dort das Wetter gut und die Alpen nah sind, ist eine ebenso putzige Vorstellung, wie daß Münster auf Platz zwei liegt, weil man dort in den Allwetterzoo gehen kann. Und der "Strukturwandel", weg vom alten Bergbau, von der alten Schwer- und Werftindustrie ist ja längst Geschichte.
Also, das können wir getrost ausklammern. Es bleiben die Henne und das Ei: Wählt man in den Städten mit Spitzenpositionen im Ranking konservativ, weil es einem dort gut geht und man also mit den Verhältnissen zufrieden ist? Oder geht es den Menschen dort gut, weil sie eine konservative Regierung gewählt haben?
Ich denke, es ist hier so, wie fast immer bei solchen Henne- Ei- Scheinproblemen: Es gibt eine Wechselwirkung. Wir haben es mit einer Art Spirale des Wohlstands zu tun:
Wirtschaftsfreundliche Regierungen erhöhen den allgemeinen Wohlstand; mit wachsendem Wohlstand wählen die Leute eine wirtschaftsfreundliche Partei. Dies trägt zur weiteren Erhöhung des Wohlstands bei, und so fort.
Und umgekehrt: Geht es den Leuten schlecht, ist die Arbeitslosigkeit in einer Stadt hoch, hängen also viele Einwohner am Tropf von Transferleistungen oder befürchten sie das, dann hat die SPD, dann haben neuerdings auch im Westen die Kommunisten in der betreffenden Stadt und Region ihre Klientel.
Wo sie gewählt werden und regieren dürfen, dort geht es den Leuten auch weiter schlecht. Also wählen sie weiter diejenigen Parteien, von denen sie sich die reichlicheren Transferleistungen versprechen.
So dreht sich bei den einen Städten die Spirale nach oben, bei den anderen nach unten. Die Ranking- Liste sortiert sich nach unions- regierten Städten oben und links regierten Städten unten.
Sie finden, daß ich jetzt fürchterlich vereinfache? Ja, das tue ich. Die meisten Wahrheiten sind fürchterlich einfach.
Mit Dank an Sherman the German. Für Kommentare zu diesem Artikel gibt es einen Thread in "Zettels kleinem Zimmer". Dort findet man auch eventuelle Aktualisierungen und Ergänzungen.