27. Juni 2008

Zitat des Tages: Spargel auf dem Mars

We basically have found what appears to be the requirements, the nutrients, to support life whether past, present or future. (...)The sort of soil you have there is the type of soil you’d probably have in your back yard.

(Im Prinzip haben wir gefunden, was nach dem Erforderlichen, nach den Nährstoffen für die Möglichkeit von Leben in der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft aussieht. (...) Die Art Boden, die man dort vorfindet, ist die Sorte Boden, die Sie vermutlich in ihrem Garten haben.)

Samuel P. Kounaves von der Tufts University, der die chemischen Analysen der von der Marssonde "Phoenix" gesammelten Bodenproben leitet, gestern in einer telefonischen Pressekonferenz, über die heute die New York Times berichtet.

Der Artikel beginnt mit der folgenden schönen Feststellung: "Stick an asparagus plant in a pot full of Martian soil, and the asparagus might grow happily". Stecken Sie einen Spargel- Schößling in einen Topf, gefüllt mit Marsboden, und der Spargel dürfte prächtig gedeihen.

Kommentar: Der Grund für diese bemerkenswerte Schlußfolgerung ist, natürlich, die Zusammensetzung des Marsbodens, die "Phoenix" analysiert hat. Der pH-Wert liegt zwischen 8 und 9, und Spargel mag solch einen basischen Boden. Magnesium, Chloride, Natrium und Kalium hat "Phoenix" ebenfalls in den Bodenproben gefunden.

In einem anderen Experiment wurde eine Bodenprobe auf 1800 Grad erhitzt. Dabei trat Wasserdampf aus; es muß also einmal dort (oder in Boden, der dorthin geweht wurde) Wasser gegeben haben.

Heute freilich ist der Mars kalt, hat eine nicht sehr angenehme CO2-Atmosphäre und wird von ultravioletter Strahlung bombardiert.

Phoenix hat nicht die Aufgabe, unmittelbar nach Leben zu suchen, sondern zu klären, ob es an seinem Landeplatz die Voraussetzungen für Leben gab und/oder gibt.

Geklärt ist das noch nicht; noch viel weniger ist die Existenz von Leben nachgewiesen oder diese Möglichkeit widerlegt.

Insofern war man in den Anfängen der Raumfahrt nachgerade lachhaft optimistisch. Ich erinnere mich an die ersten erfolgreichen Marslandungen der USA, die der Viking-Sonden im Jahr 1976, als bald nach der erfolgreichen Landung in der Presse Berichte auftauchten, es sei Leben auf dem Mars nachgewiesen worden und sich darüber eine lebhafte wissenschaftliche Kontroverse entspann.

Das ist jetzt mehr als dreißig Jahre her, und noch immer ist offen, ob es jemals auf dem Mars Leben gegeben hat und ob es gar jetzt noch in irgendeiner Form - etwa unterirdisch, gegen die Weltraumstrahlung geschützt - existiert.

Inzwischen planen die USA ernsthaft, eine bemannte Mission zum Mars zu schicken.

Meine Meinung dazu, und überhaupt zur Bemannten Raumfahrt, habe ich in diesem Artikel und dann noch einmal in hier dargelegt: Ich halte sie für eine gigantische Verschwendung von Geld, deren einzige Rechtfertigung es ist, daß sie mehr Phantasien anregt als unbemannte Sonden und dadurch mehr Prestige, also mehr Macht verspricht und somit mit mehr finanziellen Mitteln rechnen kann.

Was bereits für die ISS und für die - jetzt wieder von den USA und vermutlich auch von China geplanten - bemannten Flüge zum Mond gilt (der erste ist bereits terminiert, für den Juni 2019), das gilt erst recht für einen bemannten Flug zum Mars: Er wird Unmengen an Geld verschlingen, er wird Menschenleben gefährden, und er wird ungleich weniger an Erkenntnissen bringen als unbemannte Sonden, selbst wenn für sie nur ein Bruchteil dieser Geldmittel aufgebracht werden würde.



Daß es eine spannende Frage ist, ob es auf dem Mars Leben gegeben hat oder noch gibt, steht außer Frage. Denn wenn bereits in unserem Sonnensystem ein belebter Planet keine Singularität ist, dann wächst die Wahrscheinlichkeit, daß auch zahlreiche Planeten außerhalb unseres Sonnensystems ("Exoplaneten") Leben beherbergen. Rund hundert Milliarden Galaxien, jede mit rund hundert Milliarden Sternen, bieten dafür dann viel Platz.



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