Eigentlich hätte heute ein Feiertag gewesen sein müssen.
Eigentlich. Nämlich dann, wenn man nicht den "Tag der deutschen Einheit", der seit 1954 der 17. Juni war, ab 1990 auf den 3. Oktober gelegt hätte. Also auf den Tag des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland.
Das war aus meiner Sicht ein Fehler.
Ein Nationalfeiertag sollte an ein großes, auch emotional besetztes Ereignis erinnern. Das war der Volksaufstand am 17. Juni. Das war der Tag der Maueröffnung am 9. November.
Aber der 3. Oktober war nur der Tag eines formalen Aktes. Am 2. Oktober hatte die Volkskammer den Beitritt beschlossen, und zum nächstmöglichen Termin, also am folgenden Tag, trat er in Kraft.
Es heißt, man habe den 9. November vermeiden wollen, weil das auch der Jahrestag unerfreulicher Ereignisse in der deutschen Geschichte ist. Welch ein Kleinmut! Gerade dieser "deutsche Schicksalstag" hätte sich doch dazu geeignet, über die Geschichte unseres Volks mit ihren Höhen und Tiefen, mit ihren Leistungen und Verirrungen, auch mit ihren Verbrechen nachzudenken.
Und dabei das zu feiern, was bei jedem Nationalfeiertag im Vordergrund steht: Das Positive in dieser gemeinsamen Geschichte. Der 17. Juni war etwas Positives, nämlich ein Beweis des Freiheitswillens unseres Volks; der 9. November 1989 war es. Nicht der 3. Oktober 1990.
Der 3. Oktober als Nationalfeiertag hat im Grunde keinen Inhalt. Was sollen denn eigentlich die Festredner feiern? Daß die Volkskammer sich bereitgefunden hat, dem Willen des Volks zu folgen und den Beitritt zu erklären? Sie hatte ja keine Wahl. Die Entscheidung für die Einheit war im Herbst 1989 gefallen, nicht am 3. Oktober 1990.
Wer einmal den Quatorze Juillet in Frankreich oder die Feiern zum Schweizer Nationalfeiertag am 1. August erlebt hat, oder den Königinnentag in Holland am 30. April, der kann darüber, wie wir Deutsche unseren Nationalfeiertag begehen, nur den Kopf schütteln.
Ich habe das Trauerspiel ein einziges Mal erlebt; damals sind wir eigens hingefahren, nach Hannover zur "Feier" 1998. Eine Art Budengasse mit allerlei Schnickschnack; herumstehende Politiker, miese Stimmung. Man merkte, daß niemand wußte, was es denn da eigentlich zu feiern gab; daß man lustlos eine Pflichtübung absolvierte.
Mag sein, daß es später in anderen Hauptstädten anders war. Aber diese kollektive Freude, wie sie einen Nationalfeiertag in anderen Ländern kennzeichnet, habe ich bei keiner der Feiern am 3. Oktober wahrgenommen.
In Hannover regnete es damals, und es war kalt. Gut möglich, daß das Mißglückte an diesem neuen Nationalfeiertag auch etwas mit der Jahreszeit zu tun hat. Nationalfeiertage legt man vernünftigerweise in den Frühling oder Sommer, nicht in den Herbst.
Das freilich hätte auch gegen den 9. November gesprochen. Man hätte eben beim 17. Juni bleiben sollen.
Dann wäre wahrscheinlich auch das nicht eingetreten, was Markus Meckel "erschreckend" nannte, nämlich das verbreitete Unwissen über das, was am 17. Juni gewesen war.
Ein Unwissen, das so weit geht, daß eine Tageszeitung es wagen kann, ihren Bericht über Stellungnahmen zum 17. Juni mit dieser Überschrift zu versehen: "Anti-DDR-Hetze am 17. Juni".
Eigentlich. Nämlich dann, wenn man nicht den "Tag der deutschen Einheit", der seit 1954 der 17. Juni war, ab 1990 auf den 3. Oktober gelegt hätte. Also auf den Tag des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland.
Das war aus meiner Sicht ein Fehler.
Ein Nationalfeiertag sollte an ein großes, auch emotional besetztes Ereignis erinnern. Das war der Volksaufstand am 17. Juni. Das war der Tag der Maueröffnung am 9. November.
Aber der 3. Oktober war nur der Tag eines formalen Aktes. Am 2. Oktober hatte die Volkskammer den Beitritt beschlossen, und zum nächstmöglichen Termin, also am folgenden Tag, trat er in Kraft.
Es heißt, man habe den 9. November vermeiden wollen, weil das auch der Jahrestag unerfreulicher Ereignisse in der deutschen Geschichte ist. Welch ein Kleinmut! Gerade dieser "deutsche Schicksalstag" hätte sich doch dazu geeignet, über die Geschichte unseres Volks mit ihren Höhen und Tiefen, mit ihren Leistungen und Verirrungen, auch mit ihren Verbrechen nachzudenken.
Und dabei das zu feiern, was bei jedem Nationalfeiertag im Vordergrund steht: Das Positive in dieser gemeinsamen Geschichte. Der 17. Juni war etwas Positives, nämlich ein Beweis des Freiheitswillens unseres Volks; der 9. November 1989 war es. Nicht der 3. Oktober 1990.
Der 3. Oktober als Nationalfeiertag hat im Grunde keinen Inhalt. Was sollen denn eigentlich die Festredner feiern? Daß die Volkskammer sich bereitgefunden hat, dem Willen des Volks zu folgen und den Beitritt zu erklären? Sie hatte ja keine Wahl. Die Entscheidung für die Einheit war im Herbst 1989 gefallen, nicht am 3. Oktober 1990.
Wer einmal den Quatorze Juillet in Frankreich oder die Feiern zum Schweizer Nationalfeiertag am 1. August erlebt hat, oder den Königinnentag in Holland am 30. April, der kann darüber, wie wir Deutsche unseren Nationalfeiertag begehen, nur den Kopf schütteln.
Ich habe das Trauerspiel ein einziges Mal erlebt; damals sind wir eigens hingefahren, nach Hannover zur "Feier" 1998. Eine Art Budengasse mit allerlei Schnickschnack; herumstehende Politiker, miese Stimmung. Man merkte, daß niemand wußte, was es denn da eigentlich zu feiern gab; daß man lustlos eine Pflichtübung absolvierte.
Mag sein, daß es später in anderen Hauptstädten anders war. Aber diese kollektive Freude, wie sie einen Nationalfeiertag in anderen Ländern kennzeichnet, habe ich bei keiner der Feiern am 3. Oktober wahrgenommen.
In Hannover regnete es damals, und es war kalt. Gut möglich, daß das Mißglückte an diesem neuen Nationalfeiertag auch etwas mit der Jahreszeit zu tun hat. Nationalfeiertage legt man vernünftigerweise in den Frühling oder Sommer, nicht in den Herbst.
Das freilich hätte auch gegen den 9. November gesprochen. Man hätte eben beim 17. Juni bleiben sollen.
Dann wäre wahrscheinlich auch das nicht eingetreten, was Markus Meckel "erschreckend" nannte, nämlich das verbreitete Unwissen über das, was am 17. Juni gewesen war.
Ein Unwissen, das so weit geht, daß eine Tageszeitung es wagen kann, ihren Bericht über Stellungnahmen zum 17. Juni mit dieser Überschrift zu versehen: "Anti-DDR-Hetze am 17. Juni".
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