3. September 2007

Randbemerkung: Lafontaine in Cuba - "Relaciones de amistad y colaboración"

Wer die Front wechselt, der tut gut daran, sich deutlich auf die Seite zu stellen, die nun die seine geworden ist. Man liebt den Verrat, den Verräter nicht immer. Also müssen sie sich bewähren, die Überläufer.

Solch ein Überläufer ist Oskar Lafontaine. Man könnte ihn einen Quisling nennen; freilich ist das Wort ein wenig in Vergessenheit geraten. Jedenfalls ist er, wie einst Otto Grotewohl, ein ehemaliger Sozialdemokrat, der nun in einer kommunistischen Partei ist.

Dort muß er sich bewähren. Und es scheint, daß er sozusagen zur Frontbewährung geschickt wird; oder sich vielleicht auch freiwillig dorthin gemeldet hat.



Die jetzt mal wieder umgetaufte PDS hat den Kontakt zu den anderen kommunistischen Parteien immer sehr intensiv gepflegt.

Sie ist mit den Kommunistischen Parteien Europas (u.a. der Kommunistischen Partei Österreichs, der Kommunistischen Partei Frankreichs, der Kommunistischen Partei Ungarns, der italienischen Rifondazione Comunista, der Kommunistischen Partei Spaniens) nicht nur verbündet, sondern diese kommunistischen Parteien der einzelnen europäischen Länder haben sich sogar mit anderen zu einer gemeinsamen europäischen Partei zusammengeschlossen.

Welchen Spitzenmann beauftragen nun die deutschen Kommunisten mit der Pflege der Kontakte zu anderen Kommunistischen Parteien? Lothar Bisky? Der scheint eher für die Glückwünsche zum Beispiel für Italiens Kommunisten zuständig zu sein, wenn diese bei Wahlen gut abgeschnitten haben.

An die Front aber schicken die deutschen Kommunisten, so scheint es, ihren Jung- Genossen Oskar.

Im letzten französischen Präsidentschafts- Wahlkampf war er es, der nach Frankreich entsandt wurde, um der kommunistischen Kandidatin Buffet zu helfen. Und vergangene Woche war es wieder nicht Bisky, sondern Lafontaine, der nach Cuba reiste.



Sehr viel ist hier in Deutschland über diesen Besuch nicht berichtet worden. Um Genauerers zu erfahren, habe ich mich deshalb bei der staatlichen cubanischen Nachrichtenagentur, der "Prensa Latina" umgesehen. Dort lesen wir über den Besuch Lafontaines (Auszüge; Übersetzung von mir):
Dirigente de izquierda alemán desaprueba amenazas de EE.UU. a Cuba

La Habana, 30 ago (PL) El copresidente del partido La Izquierda de Alemania, Oskar Lafontaine, apuntó hoy aquí que su visita a Cuba es un gesto de solidaridad, y se mostró preocupado por el enfrentamiento de Estados Unidos con la isla.

Como partido de izquierda seguimos el recursar de las amenazas de Estados Unidos a Cuba, manifestó el político alemán, durante un encuentro con el miembro del Buró Político del Comité Central del Partido Comunista de Cuba (PCC) José Ramón Machado. (...)

Por su parte, Machado (...) aprecia el gesto solidario de los izquierdistas germanos, y consideró que la visita contribuirá a estrechar más las relaciones de amistad y colaboración que existen entre ambos partidos.

Führer der deutschen Linken verurteilt Drohungen der USA gegen Cuba

Havanna, 30. August (PL) Der Ko-Vorsitzende der deutschen Partei "Die Linke", Oskar Lafontaine, hob heute hervor, daß sein Besuch in Cuba eine Geste der Solidarität sei und zeigte sich besorgt über die Vorstöße der Vereinigten Staaten gegen die Insel.

Während eines Zusammentreffens mit dem Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Cubas (PCC), José Ramón Machado, brachte der deutsche Politiker zum Ausdruck, daß auch die Partei "Die Linke" die Drohungen durch die Vereinigten Staaten gegen Cuba zurückweist. (...)

Machado seinerseits (...) lobte die solidarische Geste der deutschen Linken und brachte zum Ausdruck, daß der Besuch dazu beitragen werde, die freundschaftlichen Beziehungen und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Parteien auszuweiten. (...)
Lafontaines Besuch und seine Äußerungen in Cuba sind in Deutschland auf heftige Kritik gestoßen. Mir scheint, diese Kritik (hauptsächlich Lafontaines Äußerungen zu den Menschenrechten in Cuba betreffend) geht an der Sache vorbei.

Ein Führer einer Kommunistischen Partei macht einen "Arbeitsbesuch" bei einem Führer einer befreundeten Kommunistischen Partei. Ja, was soll man da denn anderes erwarten als "Solidarität", als "Relaciones de amistad y colaboración"?

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