20. Mai 2007

Zur Wiedereröffnung von "Zettels Raum": Verbotene Fotos aus Paris ... oh lala!

Wer zwischen den fünfziger und den siebziger Jahren in Paris war, als Mann und ohne weibliche Begleitung (und wenn er als Tourist identifizierbar war), der kennt die Szene:

Es nähert sich ein unauffälliger Herr. Er öffnet seinen Sakko oder Mantel, und es werden Fotos sichtbar. Nein, sichtbar eigentlich nicht, eher ahnbar. Denn schwupp! sind sie wieder weg, der Sakko oder Mantel wieder zu.

Zu dieser kleinen Pantomime sagt der Fremde etwas in derjenigen Sprache, die er als die des Touristen vermutet. Etwa "Schaafe Bilde" oder "Fiilsi Pikschös". Und zugleich wird ihm, dem so angemachten Touristen, ein Stapel Karten, eine Art verdecktes Kartenspiel, zum Kauf hingehalten.



Sie ist vorbei, die Zeit der verbotenen Fotos aus Paris.

Vorbei in unserer Gegenwart, in der "Bravo" zur Freude seiner jugendlichen Leser erheblich Expliziteres druckt als das, was damals in den Pariser Mänteln und Sakkos verborgen hing.

Und doch ist sie auch wieder nicht ganz vorbei, die Zeit der verbotenen Fotos aus Paris. Ich habe welche mitgebracht, und ich zeige sie hier.



Ich war auf dem Weg von der Métro- Station "Halles" zu meinem Hotel in der Rue du Roule. Eine Gegend, in der sich die Milieus treffen und mischen: Ein paar Schritte entfernt die Rue St. Denis, in der Irma la Douce wirkte. Ein paar Schritte in die andere Richtung, zur Seine hin, aber die noble Rue de Rivoli, der Louvre.

Dort also, etwas mehr zur Rotlicht- Seite hin, sah ich eine Szene, die mir interessant erschien. Ein wenig wie aus einem dieser Gangsterfilme, in denen die Gangster mit dem Citroen CV 15/6 durch Paris bretterten.

Also, da standen zwei oder drei Zivilisten, umringt von Polizisten. Einer der Zivilisten schimpfte laut auf Sarkozy, die Polizisten sagten nichts; jedenfalls war aus meiner Entfernung nichts zu hören.

Ich zückte die Kamera, um das zu fotografieren. Gerade hatte ich das erste Bild gemacht, da tönte eine kreischende Stimme aus der Gruppe: "Cessez de fotografier". Ich solle aufhören, zu fotografieren.

Ich dachte, eine Dame aus dem Milieu, die da von der Polizei zerniert war, rief mir das zu, weil sie nicht als Missetäterin fotografiert werden wollte. Aber nein, es war eine Polizistin gewesen.

Die sofort auf mich zustürzte, mit zweien ihrer Kollegen. Einen Augenblick dachte ich, jetzt würden sie mich zu Boden werfen. Aber sie umringten mich nur. Einer wollte meine Kennkarte. Die Polizistin schrie mich an, wie ich dazu komme, Polizei zu fotografieren.

Ich muß wohl ziemlich verdattert ausgesehen haben, wohl auch irgendwie harmlos. Jedenfalls beruhigte sich die Szene allmählich. Ich solle alle Fotos auf der Kamera löschen, wurde verlangt. Das weigerte ich mich zu tun. Dann ließ sich der anscheinend Dienstälteste, ein bulliger Nordafrikaner, dazu herab, es beim Löschen des inkriminierten Fotos zu belassen.

Ich fragte, gegen welches Gesetz ich denn verstoßen hätte. Antwort: In Frankreich sei es generell verboten, Polizisten zu fotografieren. Also habe ich das Foto, überwacht von diesem Polizisten, gelöscht, und nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß es das einzige zu dieser Szene gewesen war, ließ man mich gehen.



Dieses verbotene Foto aus Pjönjang Paris also ist nun gelöscht, für alle Zeit verloren. (Ob es Kameras mit einer Geheimtaste gibt, mit der man in solchen Fällen eine automatische, versteckte Kopie erzeugen kann? Exportmodell für Polizeistaaten?)

Aber danach habe ich, alter Liberaler, mich daran gemacht, erst Recht Polizei zu fotografieren. Natürlich verdeckt, aus sicherer Distanz. Hier sind einige dieser verbotenen Bilder aus Paris: