31. Mai 2017

Marginalie: Und jetzt wundern sie sich

­Ist es lustig? Oder ist des seltsam? Da haben nicht wenige Politiker, die deutschen vorneweg, seit Monaten wenig anderes zu tun, als Donald Trump zum Leibhaftigen zu erklären, und jetzt wundern sich genau die selben, dass der Leibhaftige ihnen den Stinkefinger zeigt.

Aktuelle "Fake News" kurz kommentiert

­Wie heute durch zahlreiche Presseportale vermeldet wurde, wies der UN Gernalsekretär Atonio Guterres, im Rahmen einer Rede darauf hin, "dass der Klimawandel wissenschaftlich bewiesen ist und eine allgegenwärtige Bedrohung darstellt." Viele Presseportale, wie zum Beispiel Die Zeit online, verbreiteten diese Nachricht.

Dazu ist meines Ermessens folgendes zu sagen:

1) Es kann per definitionem keinen wissenschaftlichen Beweis eines naturwissenschaftlichen Sachverhaltes geben. Entweder hat also Atonio Guterres wissenschaftliche Prinzipien nicht verstanden oder er sagt bewußt etwas Falsches.

2) Der Wandel des Klimas ist erdgeschichtliche Normalität, deren Wahrnehmung auch ohne Beweis auskommt. Mir ist kein ernstzunehmender Wissenschaftler bekannt, der diese Wahrnehmung anzweifeln würde.

3) Die Aussage der Klimawandel stelle eine allgegenwärtige Bedrohung dar direkt neben die Behauptung er sei bewiesen zu platzieren, versucht dieser willkürlichen Behauptung ebenfalls wissenschaftliche Seriosität zu verleihen.

30. Mai 2017

Brauner Wind im Wasserglas

Das diesjährige Basistreffen der Grünen findet im Lutherjahr statt. Und wer sich mit dem großen Reformator näher beschäftigt hat weiß, daß er deftige und kontroverse Wortmeldungen bevorzugte.

Entsprechend schlägt auch die offizielle Lutherbotschafterin der EKD zu:
Zwei deutsche Eltern, vier deutsche Großeltern. Da weiß man, woher der braune Wind weht.

Und prompt kommt die Reaktion, in allen Internetforen rechts oder sehr weit rechts der Mitte wird das Zitat herumgereicht und wortreich Klage geführt, daß Kässmann alle "Biodeutschen" als Nazis verunglimpfen würde. Und Kolumnisten wie Broder schließen sich der Empörung an.

Aber: Stimmt das Zitat überhaupt?

29. Mai 2017

徐志摩 - 再别康橋 - Xu Zhimo, "Erneuter Abschied von Cambridge" (1928)



In Cambridge, direkt hinter der Brücke, über die der Weg vom King's College über die Cam führt, die den Campus der Universität teilt, findet sich seit dem Juli 2008 ein Gedenkstein, auf dem die letzten vier Zeilen eines Gedichts in hanzi, also in chinesischen Schriftzeichen, eingraviert sind. Es handelt sich um eines der bekanntesten Gedichte der modernen chinesischen Lyrik, und um eins der beiden bekanntesten seines Verfassers, Xu Zhimo (1897-1931). Das Gedicht ist seit vielen Jahrzehnten verpflichtende Schullektüre auf chinesischen weiterführenden Schulen in jenem Abschnitt, der bei uns der gymnasialen Mittelstufe entspricht, und man kann ruhigen Gewissens sagen, daß jeder dieser Schüler ein oder zwei Zeilen darauf im Gedächtnis bewahrt. Vollständig lautet das in reimenden Vierzeilern gehaltene Gedicht so:

再别康橋

輕輕的我走了,
正如我輕輕的來;
我輕輕的招手,
作別西天的雲彩。

那河畔的金柳,
是夕陽中的新娘;
波光裡的艷影,
在我的心頭蕩漾。

軟泥上的青荇,
油油地在水底招搖;
在康河的柔波裡,
我甘心做一條水草!

那榆蔭下的一潭,
不是清泉,是天上虹;
揉碎在浮藻間,
沉澱著彩虹似的夢。

尋夢?撐一支長篙,
向青草更青處漫溯;
滿載一船星輝,
在星輝斑斕裡放歌。

但我不能放歌,
悄悄是別離的笙簫;
夏蟲也為我沉默,
沉默是今晚的康橋!

悄悄的我走了,
正如我悄悄的來;
我揮一揮衣袖,
不帶走一片雲彩。

22. Mai 2017

Kleine Meldungen. Heute: Aus dem Willy-Brandt-Haus

Zu den Obliegenheiten, die mit dem Bürgerstatus einher gehen, zählen bekanntlich nicht nur -Rechte, sondern auch -Pflichten, deren oberste seit 211 Jahren bekanntlich die "Ruhe" darstellt. Als "Bürgerjournalist" (vulgo Blogger) erwächst dazu die Pflicht zur Information des geneigten wie aufrechten Publikums, falls sich die Möglichkeit bietet, der Aufklärungsarbeit gerade auch unserer öffentlich-rechtlichen Anstalten die eine oder andere hilfreiche Facette beizufügen. Da der Chronist nicht nur über ein scharfes inneres Auge verfügt, als Kompensation für eine nachgerade fledermausartige Blindnis in der stets überbewerteten Wirklichkeit verfügt, sondern auch über einen nachweisbaren Anflug von 7. Sinn - er hat, es kann auf Anfrage belegt werden, am 1. Mai exakt um 15 Uhr 45 in einem Facebook-Chat den Wahlerfolg der AfD bei den noch im Nebel des Futurs verborgenen Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen auf 7.4 Prozent taxiert - sieht er sich in der glücklichen Lage, zu einer Kleinen Meldung vom heutigen Tage Erhellendes beizusteuern.

Die folgende Meldung rauscht heute, kurz vor der Mittagszeit, kurz verstörend die hautstädtischen Medienoutlets. Unter der Headline "BOMBEN-ALARM UND WIRBEL UM PARTEIPROGRAMM: Riesen-Aufregung in der SPD-Zentrale" meldete etwa das Online-Portal der Zeitung mit den vier Großen Buchstaben:

Riesen-Aufregung in der SPD-Zentrale
SPD-Zentrale zeitweise geräumt - Quelle: Reuters
Inmitten der Beratungen des SPD-Parteivorstandes über das Regierungsprogramm für die Bundestagswahl ist am Montag die Parteizentrale in Berlin evakuiert worden. Um 9.45 Uhr wurde ein verdächtiger Gegenstand in der Poststelle des Willy-Brandt-Hauses gefunden. 
Die Mitglieder des Parteivorstandes und die Mitarbeiter versammelten sich für knapp zwei Stunden außerhalb des Gebäudes auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Parteivorstand sollte ab 10 Uhr eigentlich abschließend über den Entwurf des Regierungsprogramms beraten, über den ein Parteitag am 25. Juni entscheidet.

Weiter hieß es gegen Mittag in der über die Stunden leicht den wechselnden Gegebenheiten angepaßten Meldung:
Die Polizei sperrte das Gebäude ab, aus dem Warnsirenen zu hören waren. 
Hier dürfte womöglich vom Zeitungsschreiber eine voreilige Verbindung insinuiert worden sein. Nach den letzten drei Landtagswahlergebnissen sollte dies für diese Partei der Normalzustand sein.

Beim folgenden Satz:
Daher standen auch Spitzengenossen wie Fraktionschef Thomas Oppermann, Generalsekretärin Katarina Barley oder Arbeitsministerin Andrea Nahles auf dem Bürgersteig.
beschlich den Chronisten das sichere Gefühl, einen Blick in die Zukunft nach dem 24. September erhascht zu haben. Ab etwa 15:00 heute Nachmittag wurde die BILD-Meldung um diese Auskunft ergänzt:

Nach BILD-Informationen soll es sich bei dem Gegenstand um einen Holzkasten handeln, der einer Spendenbox ähnelt. Aus ihm sollen zwei Drähte herausgeguckt haben. Nach einer Überprüfung durch Röntgen konnte eine Gefahr ausgeschlossen werden. „Es sah so aus, als wenn in der Tat ein paar Drähte herausragen würden“, sagte der Polizeisprecher. Ob es sich um einen Scherz gehandelt hat, müssten die weiteren Ermittlungen zeigen.
I call you fake news! Wie dem Chronisten aus gewöhnlich stets gutinformierten Kreisen versichert wurde, liegt hier eine Verwechslung vor. Bei dem "Holzkasten, aus dem Drähte herausguckten," soll es sich demnach um den Genossen Stegner gehandelt haben. Außerdem scheint der Name von Herrn Röttgen (mutwillig?) entstellt worden zu sein. Nun bleibt die Frage: welches denn nun wirklich jener verdächtige Gegenstand war, welcher bei den Genossen, und dies ganz wörtlich verstanden, die Alarmglocken schrillen ließ?

Der Chronist sieht sich hier in der glücklichen Lage, dieses Welträtsel aufzulösen:

Marginalie: Raider muss weg!

Crooked Hillary says we must call on Saudi Arabia and other countries to stop funding hate. I am calling on her to immediately return the $25 million plus she got from them for the Clinton Foundation!

Nun hat also Crooked Don nach gerade einmal 120 Tagen im Amt seine erste Auslandsreise hinter sich (zuvor hat er es nicht einmal über den Mississippi geschafft), und sie führt ihn ausgerechnet ins Land der Scheichs, wo er was getan hat? 

Er hat Saudi-Arabien und andere (islamische) Staaten aufgefordert, die Finanzierung des Terrors zu bekämpfen, und seine Tochter hat eine 100-Millionen-Dollar-Spende für ihre Stiftung eingesammelt.

白左 - oder was heißt eigentlich "linksverstrahlt" auf Chinesisch?

白左 - bái zuǒ.

Manchmal ist es hübsch, wenn man auf einen kleinen Beitrag aufmerksam wird, der durchweg erhellend ist, einen erhellenden Aspekt zu den Facetten des Rauschens der Gegenwart addiert, und den man nicht erweitern oder erläutern muß, weil er den Sachverhalt so bündig faßt, daß einem nur der Hinweis darauf bzw. die Weiterverteilung an die eigene Filterbubble obliegt. Deshalb hier ein solcher Fingerzeig auf einen dieser Fingerzeig, den Michael Klonovsky vor wenigen Tagen auf seinem wie immer lesens- und schätzenswerten Netzlog acta diurna gegeben hat.

Auf der Webseite von openDemocracy widmet sich ein Beitrag dem in chinesischen online-Foren vagabundierenden Terminus baizuo (白左), "or literally the 'white left'" (ich danke Leser *** für den Hinweis). Der Begriff sei erstmals vor etwa zwei Jahren aufgetaucht und gehöre inzwischen zu den am meisten gebrauchten "derogatory descriptions for Chinese netizens to discredit their opponents in online debates". In China kann also jemand geschmäht werden, indem man ihn als "weißen Linken" bezeichnet – ist das nicht skurril? – bzw. diesem Menschen vorwirft, wie ein solcher zu argumentieren. (acta diurna, 16. Mai 2017)
(Als kleine Anfügung sei noch bemerkt, daß es ein hübsches Erlebnis für einen - nicht allzu umtriebigen - Lernenden des Chinesischen ist, den Sinn der Hanzi unverhofft schneller zu erfassen als ihre Übersetzung oder die Transliterierung im Hanyu pinyin. Obwohl es sich um schlicht Triviales handelt: das Zeichen 白, bái gehört zur Grundausstattung der Farbbezeichnungen wie , , / schwarz, rot, gelb  und ist aufgrund der einprägsamen Strichfolge mnemotechnisch ein Selbstläufer; für 左 als Gegensatz zu 右, yòu/rechts, gilt als elementarer Dichotomie desselbe.)

17. Mai 2017

Geoffrey Bayldon, 1924 - 2017



Es gibt Schauspieler, die, obwohl sie auf eine lange Karriere, oft Jahrzehnte überspannend, zurückblicken können, es dennoch nie in die Reihe der markanten, großen Stars geschafft haben - und die trotzdem in manchen Fällen so sehr mit einer bestimmten Rolle identifiziert worden sind, daß man von einem Verschmelzen der schauspielerischen persona sprechen kann. Ihre übrige Karriere als sidekicks, als bit players, supporting actors - also als die markanten Charaktere, die den Hauptakteuren Rahmen und Kontrast verleihen, wirkt daneben nicht nur blaß, sie verschwindet auch auf dem Gedächtnis des zusehenden Publikums. Geoffrey Bayldon, der am vorigen Mittwoch im Alter von 93 Jahren gestorben ist, war so ein Fall. Für jetzt drei oder vier heranwachsende Generationen - für das hier intendierte Publikum kann eine Generation wohl mit höchstens fünf Jahren angesetzt werden - war er, nicht nur in deutschen Sprachraum, sondern auch in seiner englischen Heimat, eins mit Catweazle, dem exzentrischen, grimassierenden und so absolut starrköpfig wie inkompetenten Zauberer, der sich - 1066 and all that - durch einen wie üblich mißratenen Zauberspruch vor der Verfolgung durch normannische Soldaten nicht an einen anderen Ort, sondern eine andere Zeit hext und hinfort, das heißt 13 Folgen lang, als fish out of temporal water seinen vergeblichen Kampf gegen die Unbillen der modernen Technik ausficht.

16. Mai 2017

Friedensuschis fröhlich feifendes Fähnlein. Ein bescheidener Vorschlag



Als vor über einem Jahr an dieser Stelle vom Protokollanten der Vorschlag gemacht wurde, doch bitte die Alten Zöpfe der bundesdeutschen Corporate Identity zu entsorgen und den Gegebenheiten und Gefühlslagen des 21. Jahrhunderts anzupassen, indem man die überkommenen Hymnen dem Matmos der damnatio memoriae überantworte und sich dessen mit frischem, zeitgeistig sandgestrahltem Liedgut gegen die Unbillen der Zeit wappnen sollte, da war noch nicht abzusehen, wie schnell zu "Scherz, Satire, Ironie" (so Christian Dietrich Grabbes Titel von 1822) die tiefere Bedeutung hinzutreten und der - jawoll - Ernstfall eintreten würde. 

14. Mai 2017

Zur Wahl in NRW. Der Arbeitstag der Spin-Doktoren beginnt.

Es ist 17:07, die Zeit bei der ich den Artikel beginne. In nicht ganz einer Stunde werden die ersten Exit-Polls vorliegen, respektive unterliegen sie dann nicht mehr einem Veröffentlichungsverbot. Und in der selben Minute wird dann auch die Arbeitszeit der Spin-Doktoren beginnen.
Denn, völlig unabhängig von ihrem Ausgang, ist die Wahl in NRW eben nur eine von vielen. Und sie liegt natürlich auch im Schatten der weit bedeutenderen Bundestagswahl im Herbst. Zeit, aus dem Ergebnis das Maximale heraus zu holen.

13. Mai 2017

Wahlplakate in NRW. Zum Schluss die FDP.

Jetzt hätte ich gerne zum Abschluss ein schönes Bild von einem der Lindner-Plakate gehabt. Leider habe ich keins, was weniger daran liegt, dass es keine gäbe, sondern eher daran, dass sie nicht so sehr am Straßenrand hängen, sondern auf klassischen Plakatwänden (wo ich nicht immer vorbei komme). Die ganze Kampagne der FDP unterscheidet sich von den meisten der anderen Parteien: Sie ist erheblich professioneller. Beispiele kann man hier sehen. Wenn man sich die meisten Plakate angesehen hat, so kommt man zu zwei Hauptthemen: 1. Die derzeitige Regierung versaut so ziemlich alles (stimmt). 2. Wählen Sie Christian Lindner, um das zu ändern. Prinzipiell wäre das eine sehr schöne Kampagne, die Sprüche sind markant, frech, teilweise witzig und transportieren auch die eine oder andere Idee (siehe das Thema mit den Gründern, was so bei den anderen nicht vorkommt). Nach meinem Geschmack könnten sie etwas mehr liberale Programmatik vertragen, aber sie sind für sich schon sehr gut.

12. Mai 2017

Viele Wähler zurücklassen: Mutter und Vater Staat bei der nordrhein-westfälischen SPD

Am Sonntag wird im bevölkerungsreichsten Bundesland ein neuer Landtag gewählt. Und wie das vor einem Urnengang so ist, besteht direkte Proportionalität zwischen dem Niveau der von Politikerseite getätigten Aussagen und der Länge des Zeitraums bis zur Öffnung der Abstimmungslokale.

Hannelore Kraft, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin, inszeniert sich gerne als Urheberin des Programms oder - kongenial ausgedrückt - Heilsversprechens Kein Kind zurücklassen. Der Name stammt offenkundig aus Übersee, doch das Sozialpädagogen- und Kümmerergeschwurbel, mit dem die Initiative angepriesen wird, ist typisch für die Erben des aufgeklärten Absolutismus: Da ist von zu hohen Schwellen die Rede und sinngemäß davon, dass die Eltern dort abgeholt werden müssen, wo sie stehen. So spricht "Mutter Staat", wie Zettel die obrigkeitlichen Fürsorge-Anmaßungen in seinem Interview mit Cora Stephan treffend nannte.

10. Mai 2017

Wahlplkate in NRW. Afd & Company

Es mag seltsam und unfair erscheinen, einen Beitrag zur AfD mit Wahlplakaten der Republikaner zu versehen. Aber das hat einen simplen Grund: Trotz intensiver Suche ist dieser Autor nicht in der Lage gewesen, ein Wahlplakat der AfD vor die Linse zu bekommen. Sie sind schlicht nicht da. Und da Republikaner und AfD in diesem Wahlkampf zumindest eine Sache gemeinsam haben, wurden sie hier zusammengepackt, doch dazu unten mehr.

9. Mai 2017

Wahlplakate in NRW. Grün würgt.

Nein, die CDU ist immer noch nicht dran, denn die derzeit zweite Regierungspartei sind ja nun die Grünen. Man sollte erwarten, dass man sich, gerade als kleiner Koalitionspartner, versucht zu profilieren und die Erfolge der vergangen vier Jahre Regierung herauszustellen versucht. Wenn denn welche da wären. Denn offenkundig sind diese so knapp bemessen, dass die Grünen die vermutlich sinnloseste Kampagne der ganzen Wahl fahren.

8. Mai 2017

Feu tricolore (7): Der bittere Sieg des Emmanuel Macron

Emmanuel Macron hat die Stichwahl zum französischen Staatspräsidenten mit rund 66 Prozent der Stimmen gewonnen. Mit einem Sieg des 39-Jährigen war nach der ersten Runde des Urnenganges weitgehend gerechnet worden, wenn auch vielleicht nicht in dieser Deutlichkeit. Im Vergleich zu 2002, als sich der sogenannte front républicain gegen Marine Le Pens Vater Jean-Marie und hinter dem gaullistischen Kandidaten Jacques Chirac vereinigte und diesem im second tour ein Traumergebnis von über 82 Prozent bescherte, nimmt sich der Erfolg des neuen Hausherrn des Elysée-Palastes freilich bescheiden aus.

Das Politmagazin Le Point spricht deshalb vom "naufrage du front républicain", also dem "Schiffbruch der republikanischen Front". Denn besonders im linken Elektorat scheint der Slogan "Ni Le Pen ni Macron" ("Weder Le Pen noch Macron") nicht ganz wenige Anhänger zu finden. Aber auch das katholische Lager, das im ersten Durchgang im Gesamtbevölkerungsvergleich überdurchschnittlich stark zu seinem bekennenden Glaubensbruder François Fillon tendierte, dürfte mit beiden in der zweiten Runde verbliebenen Kandidaten nicht ganz glücklich gewesen sein.

美黛 - 意難忘



Die Sonntage immer den Künsten!



- Mei Tai, "Unvergeßliche Erinnerungen" (Yì nánwàng), 1963:

藍色的街燈,明滅在街頭,
獨自對窗,凝望月色,星星在閃耀。
我在流淚,我在流淚,沒人知道我,
啊,啊,誰在唱呀,遠處輕輕傳來,
想念你的,想念你的,我愛唱的那一首歌。
白色的毛衣,遺留在身邊,
抱入懷裡,傳來暗香,此心已破碎。
我在流淚,我在流淚,沒人知道我,
啊,啊,誰在唱呀,遠處輕輕傳來,
想念你的,想念你的,我愛唱的那一首歌。
你我的回憶,該是兩相同,
咫尺天涯,為何不見,此身已憔悴。
我在流淚,我在流淚,沒人知道我,
啊,啊,誰在唱呀,遠處輕輕傳來,
想念你的,想念你的,我愛唱的那一首歌。


Wahlplakate in NRW. Heute mit der Weltrevolution.

Normalerweise sollte nach der SPD nun die CDU kommen. Dummerweise ist deren Kampagne (so man überhaupt davon sprechen kann) derart seicht, dass sie kaum der Kommentierung lohnt. Weit beachtlicher (kein Witz) sind die Plakate der MLPD. MLPD? Ja, genau: Der "Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands". Eine kommunistische Splitterbewegung, die normalerweise in ihren Wahlergenissen selbst unter den "Sonstigen" kaum zu finden ist, und je nach Bundesland so irgendwo um ein Promille der Wahlergebnisse herum liegt.
 

7. Mai 2017

Wahlplakate NRW. Heute von und mit Hannelore Kraft.

In NRW wird in gut einer Woche gewählt was für den geneigten Bürger dieses bevölkerungsreichsten Bundeslandes bedeutet, dass er sich seit einigen Wochen über intensive Wahlwerbung freuen kann. Alle paar Jahre entdeckt die Politik bekanntlich den Bürger wieder und versucht diesen möglichst dazu zu bringen, das Kreuz doch an der richtigen Stelle zu machen. Das mit bekannteste Mittel sind dabei die diversen Plakate mit denen man dann die Innenstadt zukleistert. Nun muss Werbung nicht unbedingt per se schlecht sein. Manche ist witzig, kann unterhalten, andere kann ansprechen und ganz, ganz selten schafft es die Werbung sogar einen zum Nachdenken zu bringen. 
Leider fällt das Gros von dem, was derzeit in NRW stattfindet, unter keine dieser Kategorien. Es fällt eher unter die Kategorie nervig, teilweise sogar ins Ärgerliche. Da aber die Politik meint, damit ihre Botschaft zu transportieren, und das immerhin die Leute sind, die entscheidenden Einfluss auf dieses Land haben, sollte es doch Sinn machen, sich einmal mit der Wahlwerbung zu beschäftigen. Welche Botschaft will man transportieren? Was will man dem Büger sagen?

Marginalie: Political correctness und Beleidigung

­Eine Lächerlichkeit, eigentlich. Allerdings eine Lächerlichkeit, die leider allzu typisch für den öffentlich rechtlichen Rundfunk in Deutschland (der sich in einem Anfall von totale Absurdität gerne als Wächter der demokratischen Gesellschaft verkauft) ist. So hat der ansonsten auch nicht gerade für allzu feinen Humor bekannte Moderator Christian Ehring in der Sendung Extra-3 vom NDR die AfD-Politikerin Alice Weidel in ziemlich direkter Art als "Nazi-Schlampe" bezeichnet. Als Begründung für diese Verbalinjurie führt Ehring, respektive der NDR, die Forderung von Weidel an, die politische Korrektheit gehöre auf den Müllhaufen der Geschichte.

3. Mai 2017

Einmal Weltraum und zurück

Manchmal gibt es Momente, an denen einem unverhofft, und gerade durch diese Unverhofftheit, das vor Augen geführt wird, was Ernst Jünger vor schon fast neunzig Jahren, in seiner Sammlung kurzer Glossen und Prosastücke mit dem Titel Das Abenteuerliche Herz, den "Traumzustand der Moderne" genannt hat: jener Eindruck von Surrealität, von einer veritablen Unwirklichkeit, die sich durch die Möglichkeiten der modernen Technik eröffnet - gerade auch deshalb überraschend, weil sie zum unabdingbaren, alltäglichen Part in jeder Sekunde unseres Lebens geworden ist. So etwa für den Chronisten am gestrigen 1. Mai.