30. März 2016

Folgen der Willkommenskultur gegenüber Wölfen


Wolf tötet Ziegen in Nordrhein-Westfalen meldet Spiegel Online heute Morgen.
 "Und wo, bitte schön, ist die Nachricht?" möchte man fragen. Daß Ziegen, Schafe und sonstige Haus- und Nutztiere zum Beuteschema von Wölfen gehören, dürften zumindest die älteren unter uns noch im Biologieunterricht der Regelschule gelernt haben. Ob dieses Wissen heute noch so vermittelt wird, scheint dagegen nicht sicher, denn daß etwaige Gefahren von der gewollten Wiederansiedelung von Wölfen in Deutschland ausgehen könnten, wurde -und das ist die eigentliche Nachricht des Artikels auf Spiegel Online- in den letzten Jahren systematisch heruntergespielt, ja negiert. Mit dem Ergebnis, daß es jetzt eine Meldung wert ist wenn ein Wolf eine Ziege reißt, so als ob dies irgendeinen unerwarteten Neuigkeits- oder Überraschungswert hätte. 

Dabei wies der Charakter der Debatte (sofern es denn eine war) in der Vergangenheit z. T. auffällige Ähnlichkeiten mit den Diskussionen und ideologischen Verhärtungen  zur aktuellen  (menschlichen) Zuwanderung auf, wobei sich die angedeuteten Parallelen im folgenden ausschließlich auf den Charakter der öffentlichen Diskussion beziehen; keineswegs möchte ich menschliche Flüchtlinge und Zuwanderer mit Wildtieren verglichen oder gar gleichgesetzt sehen.

29. März 2016

Die kleinen Dinge. Ein Gedankensplitter zu Oberlehrern und mentalen Porschefahrern


Stellen Sie sich folgende Szene in einem x-beliebigen Discounter in Deutschland vor, lieber Leser: Zwei Männer stehen mit ihren Einkaufswagen an der Kasse. Der vordere hat seine Artikel fast vollständig auf dem Band, der hintere hat gerade begonnen. Nun stellt der vordere fest, dass eine Flasche von dem Wasser, dass er kaufen will, ein beschädigtes Etikett aufweist. Er legt daraufhin die Flasche irgendwo in die Auslage. Der hintere Mann bemerkt dies und weist ihn darauf hin, dass er seine Ware nicht vergessen soll. Der erste Mann geht darauf nicht ein, wechselt in einen leicht agressiven Tonfall und fragt den zweiten, ob dieser "ein Problem damit habe". Nach kurzem Nachdenken sagt der zweite Mann "Ja. Habe ich." Der "Streit" eskaliert noch zwei Stufen weiter bis die Kassiererin es bemerkt, sich die Flasche geben lässt und damit die Situation beruhigt. 
Was ist hier geschehen? Eine Bagatelle, selbstredend. Der erste Mann hat sich schlecht benommen, der zweite hat den Oberlehrer gegeben. Aber wer hat sich nun falsch verhalten ? Der erste ? Der zweite ? Oder gar beide ? 

Zitat des Tages: "Volkspartei läßt sich nicht an Prozentzahl festmachen".


So die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft kürzlich, laut Bericht auf Welt Online, zur dpa. Weiter wird Kraft zitiert:
Das Gegenteil einer Volkspartei ist eine Klientelpartei. Und das waren wir nie und werden wir auch nie werden.
Die wackere Unverdrossenheit Krafts -nur böse Zungen sprächen hier von Durchhalteparolen- muß dem Beobachter Bewunderung abringen, wobei man sich schon fragt, wie es um den Koalitionsfrieden in NRW bestellt sein mag, wenn sie den eigenen Koalitionspartner derart angeht. Lediglich noch bösere Zungen freilich behaupteten, daß alle Parteien Klientelparteien seien und die sogenannten Volksparteien lediglich eine prozentual hinreichend große Klientel zu bedienen wüssten. 

27. März 2016

Ein kleiner Ostergruss

Eine kleine, persönliche Begebenheit: In der vergangenen Nacht, so gegen Viertel vor Elf, saß dieser Autor gemütlich in seinem Bett und schaute sich die neue Staffel von Bosch an (die an dieser Stelle durchaus warm empfohlen sei). Und es geschah etwas zumindest in seiner Wahrnehmung ungewöhnliches: Es läutete. Und zwar vom Kirchturm her.

25. März 2016

Hat alles nix mit nix zu tun. Neues von der Sprachpolizei.

Für besondere sprachliche Eloquenz war Beatrix von Storch eigentlich noch nie bekannt, das weiss man spätestens seit den zumindest nicht gerade sehr geschickten Äusserungen zum Thema Waffeneinsatz gegen Flüchtlinge. Nun hat sie im Rahmen der Anschläge von Brüssel einen neuen Tweet von sich gegeben. Dieser Tweet hat, zumindest nach Meinung der deutschen Medien, einen Shitstorm ausgelöst. 

Christentum und Nihilismus – Ein kurzer Gedanke zum Karfreitag



Es gibt wohl kaum eine trostlosere Geschichte als die biblische Erzählung über die letzten 24 Stunden im Leben Jesu: Von seinen Jüngern im Stich gelassen, von Simon Petrus verleugnet, von Judas Ischariot verraten, ging Christus umgeben von zwei Verbrechern einem qualvollen Tod entgegen, der alles, was der Menschensohn getan und versucht hatte, vorderhand sinnlos erscheinen ließ.


Ohne das Wunder der Auferstehung gäbe es kein Christentum, jedenfalls keines, wie wir es kennen. Die österliche Frohbotschaft ist somit kein der Religion aufgepfropftes Happy End; sie ist die Quintessenz dieses Glaubens. Trotz Kenntnis dieser heilsgeschichtlichen Wendung ist es schwer, sich der beinahe nihilistischen Kraft der Bibelverse über die Geschehnisse am Gründonnerstag und Karfreitag zu entziehen.
 
Und natürlich hat auch die gnadenlose Stringenz, mit der sich die Schrift erfüllt, ihren theologischen Sinn. Sterbende Götter gibt es auch in anderen Religionen. Götter mit menschlichen (und etwa bei den alten Griechen: allzu menschlichen) Zügen ebenfalls. Doch die niederschmetternde Einsamkeit und das bedrückende Gefühl des Verlassenseins, das die Evangelien ihrem Protagonisten in seinen letzten Stunden auf Erden zumuten, ist ein christliches Alleinstellungsmerkmal.

Noricus


© Noricus. Für Kommentare bitte hier klicken.

24. März 2016

Aus der Schwalbenperspektive: 4-3-3

Heaven has a new playmaker. 
Der Himmel hat einen neuen Spielmacher.
Toni Kroos auf Twitter

Die Sporthistorie neigt dazu, bei den jeweils Besten einer Disziplin immer drei Personen zu nennen - entsprechend der olympischen Medaillen. Und wenn man nach den drei besten Fußballern fragt, werden in den meisten Fällen die Namen Pélé, Beckenbauer, Maradona genannt. Aber der aus meiner Sicht prägendste Fußballer aller Zeiten war ein anderer. Ein schmächtiger, kettenrauchender, arroganter und stets angriffslustiger junger Mann, der aus einfachen Verhältnissen im Amsterdamer Stadtviertel mit dem poetischen Namen Betondorp stammt, fußläufig von der damaligen Heimspielstätte des Hauptstadtvereins Ajax. 

Der Terror von Brüssel und was wir von Israel lernen könnten

Vier Monate nach den Anschlägen von Paris wurde erneut eine europäische Metropole Ziel islamistisch motivierter Anschläge. Wenn ich die Berichterstattung zu diesen beiden Ereignissen vergleiche, fällt mir zweierlei auf. Zum einen ist bereits ein erster Gewöhnungseffekt zu erkennen. Sowohl in den Medien als auch in den sozialen Netzwerken gab es diesmal kaum ein Moment der Fassungslosigkeit, des Erschreckens oder gar des Innehaltens. Zum anderen, wohl damit zusammenhängend, haben viele sofort begonnen, ihren politischen Honig aus dem Terror zu ziehen. Während eine Junge Grüne in einem Tweet sofort ihre Angst vor "rechtspopulistischer Hetze" kommuniziert hat, beeilte sich Beatrix von Storch (AfD) polemisch zu betonen, daß der Anschlag  "nix mit nix zu tun" habe, ein zynisches "Viele Grüße aus Brüssel" vorangestellt. Beide aber haben kein einziges Wort über die Opfer der Terroristen verloren, was mir symptomatisch erscheint. Unter Gewöhnung muß man hier wohl verstehen, daß man sich nicht einmal mehr einen einzigen Tag lang, idealerweise schweigend, hinter den Opfern solcher Anschläge versammeln kann.

Heute Augstein – Meinung ohne Zweifel und im Zweifel meine Meinung


Mattscheibe Offline - Im Zweifel Nachdenken


Ach ja, die AfD und die Flüchtlingskrise. Gibt es noch Menschen wie mich, die auch gerne wieder einmal etwas anderes lesen möchten? Da macht Herr Augstein aber nicht mit. Gerade jetzt, wo nach dem dreisten Griff der AfD Richtung Macht die Lage langsam kritisch wird, bleibt dem guten Jakob nichts weiter übrig, als auch diese Woche wieder den Kampf gegen dumpfen Populismus fortzusetzen.

22. März 2016

Tod eines Berufspolitikers

Berufspolitiker haben einen schlechten Ruf in Deutschland, fast gilt dieser Begriff als Schimpfwort.
Berufspolitiker gelten vielen Leuten als Inbegriff dessen, was im Lande schlecht läuft. Ihnen wird unterstellt generell prinzipienlos zu sein, ohne Fachkenntnis, ohne Kontakt zum echten Leben und jederzeit bereit, politische Ideale für einen taktischen Vorteil zu verraten.
Das idealisierte Gegenbild ist der edle Amateur. Jemand mit einem soliden Beruf im Rücken, finanziell unabhängig und für eine begrenzte Zeit ein Mandat übernehmend, ohne von Parteiführung oder Regierung irgendwie abhängig zu sein.

In dieser Woche trauern wir um Guido Westerwelle. Er war einer der ganz Großen der deutschen Politik, viel zu früh gestorben an einer tückischen Krebserkrankung.
Bei den Nachrufen übergehen wir lieber, was diverse Fernseh-Sender produziert haben. Ich empfehle diesen Nachruf von Achim Hecht und diesen Text von Gregor Gysi. Der Erste ist einer meiner engsten politischen Freunde, der Letzere absolut das Gegenteil. Beide treffen relativ gut, was Guido als Mensch und in seiner politischen Funktion charakterisiert hat. Die Begeisterung über seine Arbeit zeigt, wie außergewöhnlich er als Politiker war. Und noch mehr zeigt das die Enttäuschung nach der Zäsur von 2013.

Ich durfte ihn auch bei verschiedenen Anlässen erleben. Als Vorsitzender der Jungen Liberalen bei Diskussionen am Rande von Bundesparteitagen. Bei seiner entscheidenden Mithilfe in den Verhandlungen zur Gründung des Bundesverbands Liberaler Hochschulgruppen. Und bei Wahlkampfauftritten als FDP-Vorsitzender, in denen er begeisternd liberale Ideen vertreten hat.

Guido Westerwelle war ein Berufspolitiker.

Kolumnenkarussell: Georg Diez und die Küchenpsychologie



Ach ja, die "Spiegel"-Kolumnen. Soll man sie nun ignorieren? oder doch eher diskutieren? Lohnt sich der Widerspruch überhaupt, zumal der Leser von Zettels Raum, zumindest in meiner Vorstellung, die meist verquast-krausen Gedanken eines Jakob Augstein oder neuerdings auch einer Margarete Stokowski, ohnehin einzuordnen weiß, in vielen Fällen vermutlich präziser als ich? Andererseits: Schweigen ist in der Vergangenheit viel zu oft als Zustimmung fehlinterpretiert worden; gewissermaßen fußt die Politik Angela Merkels auf  als Zustimmung interpretiertes Schweigen, und dessen sollte man sich dann wohl doch nicht schuldig machen...nun denn, sei´s drum. Ein kurzer Blick in die aktuelle Kolumne des "Kritikers", Georg Diez.

19. März 2016

"Neue Hymnen braucht das Land"


Es hilft nichts, es abstreiten zu wollen: uns, den vielen Bewohnern dieses Landes, wurde durch unsere Obrigkeit in gewohnt gestaltgewordener Alternativlosigkeit am letzten Februarsonntag durch die Hofberichterstattung bei Anne Will kundgetan, daß es keinerlei Grund gebe, am seit nunmehr mehr als einem halben Jahr eingeschlagenen Kurs etwas zu ändern. Die Landtagswahlen am vergangen Sonntag haben die Zustimmung zu diesem Befund überwältigend sichtbar gemacht, da nach der Lesart eben jener Obrigkeit bis zu 80 Prozent der Wähler jener Partei ihr Placet verwehrten, deren Name hier nicht genannt werden soll, sondern ihr Kreuzchen irgendjemand anderen gönnten. (Die höhere Schule der Dialektik besteht freilich zudem darauf, daß CDU-Stimmen als Protest gegen die Regierungspolitik zu rechnen sind, weil durch den leicht gesunkenen Stimmenanteil interne Kritiker*Innen der unbeschränkten Willkommenskultur abgestraft worden seien.) Da scheint es nicht das Schlechteste, mit der zaghaften Vorbereitung auf die kommenden, alternativlos alternativlosen Zustände zu beginnen - zuerst als geistige Einübung, als fast frivoles Spiel das Geistes, um das Land für das 21. Jahrhundert fit zu machen, dessen Konturen sich langsam abzuzeichnen beginnen.

16. März 2016

Hinweis auf ein Interview


Jetzt, zwei Tage nach dem Ergebnis der drei Landtagswahlen des "Supersonntags", nachdem sich die Ungewißheit um den Wahlausgang gelegt hat, die Schockstarre darüber bei den "etablierten" Altparteien noch keiner nüchternen Bilanz gewichen ist, sondern sie gegen jede prozentuale Evidenz als strahlender Sieger gekürt worden sind (und wenn nicht sie, dann auf jeden Fall die Flüchtlingspolitik von Frau Merkel) - Verhaltensforscher sprechen bei solchen Verhaltensmustern von "Übersprungshandlungen," wenn etwa eine von der Schlange gebissene Maus den nüchtern betrachtet eher suboptimalen Verlauf der jüngsten Vergangenheit ignoriert und damit beginnt, sich obsessiv der eigenen Fellpflege zu widmen - empfiehlt sich vielleicht der Hinweis auf ein Interview, das der deutsch-libanesische Fernsehjournalist und Drehbuchautor Imad Karim mit der Bundesspecherin der Alternative für Deutschland, Frau Dr. Petry Anfang Februar dieses Jahres in Dresden geführt hat.

Henryk M. Broder hat am Sonntag auf der Achse des Guten bereits darauf aufmerksam gemacht ('Wer hat Angst vor Frauke Petry?'). Da es nicht unwahrscheinlich ist, daß der Fingerzeig in der Hektik des medialen Dauerfeuers und der Stakkatoverlautbarungen des Wahlabends untergegangen ist, sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf verwiesen.

Hier können Sie das am 09. März am YouTube eingestellte, knapp vierzig Minuten lange Interview sehen.

11. März 2016

Faust, Mephisto, Beelzebub

Doch ach! Was hilft dem Menschengeist Verstand / Dem Herzen Güte, Willigkeit der Hand / Wenn's fieberhaft durchaus im Staate wütet / Und übel sich in übeln überbrütet? / Wer schaut hinab von diesem hohen Raum / Ins weite Reich, ihm scheint's ein schwerer Traum / Wo Mißgestalt in Mißgestalten schaltet / Das Ungesetz gesetzlich überwaltet  / Und eine Welt des Irrtums sich entfaltet. 

Der raubt sich Herden, der ein Weib / Kelch, Kreuz und Leuchter vom Altare / Berühmt sich dessen manche Jahre / Mit heiler Haut, mit unverletztem Leib. (...) 

So will sich alle Welt zerstückeln / Vernichtigen, was sich gebührt / Wie soll sich da der Sinn entwickeln / Der einzig uns zum Rechten führt? / Zuletzt ein wohlgesinnter Mann / Neigt sich dem Schmeichler, dem Bestecher  / Ein Richter, der nicht strafen kann, Gesellt sich endlich zum Verbrecher.
Goethe, Faust II
G
Der sehr geschätzte Kollege Llarian hat die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz zur Schicksalswahl - "und was für eine" - erklärt. 

Das ist jetzt nichts Außergewöhnliches, es ist eher schwierig, eine Wahl zu finden, die nicht zu einer solchen hochgejazzt wird. Ein alter Sponti-Spruch lautete: "Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie längst verboten". Diese Auffassung gibt es nicht mehr (oder allenfalls noch bei den ganz harten Verschwörungstheoretikern von links und rechts, die überall eine Manipulation von Kapital, NWO oder wem auch immer vermuten). Der Glaube an die Allmacht der Politik kombiniert mit der Kurzatmigkeit der Medien macht jede Wahl zur Schicksalswahl - selbst eine nachgeholte Kommunalwahl in Telgte.

Ich will auch gar nicht bestreiten, dass diese Wahlen eine gewisse Signalwirkung Richtung Berlin haben. Aber was wird passieren? Ich sehe nicht, dass Llarians Hoffnung erfüllt wird, aus seinem hosenanzuggewordenen Alptraum endlich aufwachen zu können. 

Schicksalswahl ?



Die Penetranz mit der derzeitig diverse Politiker und Pressevertreter versuchen die am Wochenende kommenden Wahlen runterzureden ist für sich schon erstaunlich und steht in ausgesprochen faszinierendem Gegensatz zu der permanenten Betonung wie wichtig es sei, wählen zu gehen. Offensichtlich ist man von dem erwarteten Wahlergebnis bereits heute nicht sonderlich erbaut und versucht der drohenden (oder sicheren) Niederlage bereits heute die Schärfe zu nehmen. So weit, so normal. Und dennoch kann man sich des Eindrucks nur schwer erwehren, dass es diesmal um etwas deutlich wichtigeres geht.

10. März 2016

Peter Altmaiers Chuzpe

Vieles ist in der Flüchtlingskrise geschrieben, vieles gesagt worden; einer langfristigen Lösung harrt sie freilich noch immer. Manchmal aber, so scheint mir, gebiert Politik diplomatische Stilblüten, von denen man nur hoffen kann, daß sie von den betreffenden Partnern übersehen werden und die geeignet sind, dem Beobachter den Schamesröte ins Gesicht zu treiben. Eine solche Stilblüte hat jüngst Peter Altmaier, Kanzlerinvertrauter und Koordinator für Flüchtlingsfragen im Kanzleramt, in einem heute veröffentlichten Interview auf Welt Online zum besten gegeben. Auf den jüngsten Deal mit der Türkei angesprochen, sagte er:

7. März 2016

Gedanken zu den Deutschen: Eine neue Serie in Zettels Raum.



Was ist eigentlich deutsch?

Eine gute Frage? Oder doch eher eine dumme Frage? Beides vermutlich. Aber mit Sicherheit eine, mit der sich zu beschäftigen zumindest ein bisschen lohnt. In dieser Serie möchte ich mich mit Eigenschaften beschäftigen, die ich in Deutschland wahrzunehmen glaube. Es sind Dinge, die mich massiv ärgern, es sind Dinge die mich freuen, Dinge die ich merkwürdig finde wie auch Dinge, die nur auf den ersten Blick selbstverständlich erscheinen. Vieles mag nur meiner eigenen Wahrnehmung entsprechen, so ist diese Serie vielleicht noch ein bisschen subjektiver als sonst. Vielleicht macht sie das aber auch gerade interessant.

4. März 2016

Kurioses kurz kommentiert: L'Allemagne vaut bien une messe

Konversionen aus politischen Gründen gab es allerorten und aus den unterschiedlichsten Gründen - um einer Verfolgung durch die Mehrheitsreligion zu entgehen, wie es die Juden durch die ganze Zeit der Diaspora hindurch begleitet hat, bis es ihnen zum Schluss auch nicht mehr geholfen hat.

Dann gab es auch zahlreiche Fälle am oberen Ende der sozialen Leiter - der Satz, auf den ich im Titel anspiele, wird dem französischen König Henri IV als "Paris vaut bien une messe - Paris ist eine Messe wert" (wie stets in solchen Fällen zu Unrecht) zugeschrieben, der zuvor als Feldherr auf Seiten der Hugenotten gekämpft hatte. August der Starke war wegen der polnischen Königskrone katholisch geworden, achtete aber in seiner Heimat streng darauf, seinen protestantischen sächsischen Untertanen nicht gerade nach Weihrauch stinkend zu begegnen.

Hierzulande sind Religionswechsel aus anderen als spirituellen Gründen selten geworden. Allerdings berichteten die Tagesthemen und in der Folge Cicero in etwas reißerischer Manier über die Tatsache, dass einige Flüchtlinge - wenn man der Tendenz des Berichts glauben mag - zum Christentum übergetreten sind, um ihre Chancen ihres Asylantrags zu verbessern, da Christen nicht in islamische Länder abgeschoben würden.

3. März 2016

Zitat des Tages: Der tiefe Sinn des Verhinderns

Der Aufstieg Donald Trumps zum fast unvermeidbaren Präsidentschaftskandidaten verleiht Hillary Clintons Kampagne endlich einen tieferen Sinn. Sie muss Amerika, ja die ganze Welt vor diesem Mann bewahren.
(Veit Medick auf Spiegel Online)


Kommentar:

Wenn Sie Hillary Rodham Clinton fragen würden, worin der tiefere Sinn liegt, dass sie die 45. Präsidentin der Vereinigten Staaten werden will, wäre das wahrscheinlich nicht die Antwort, die sie geben würde. Vordergründig würde sie ihr Wahlprogramm zum Besten geben, dem Land zu dienen usw., und selbst wenn man in der Lage wäre, ihre persönlichen Motive zu ergründen, dann kämen bei der als sehr ehrgeizig bekannten Politikerin höchstwahrscheinlich der Reiz der Macht und des Amtes zum Vorschein. Aber welche intrinsische Motivation soll es bieten, das kleinere Übel zu sein?

Nun mag man einwenden, dass der amerikanische Wahlkampf seit Angedenken darin besteht, den politischen Gegner schlecht zu machen und somit den Wählern zu signalisieren: "Ich bin gekommen, um den da zu verhindern". Aber da steckt auch viel Folklore und nationales Pathos drin, denn im Grunde genommen schert es viele Amerikaner abgesehen von Sympathie oder Antipathie im Alltag recht wenig, wer da im Weißen Haus sitzt. Die Erwartungen sind einfach geringer, dass das Regierungshandeln einen konkreten und spürbaren Einfluss hat. 

Im Gegensatz dazu steht Europa, und allen voran Deutschland. Hier ist das Verhindern ein Wert an sich. Nicht umsonst ist der einzige Passus des Amtseides, den die meisten Bürger aus dem Gedächtnis aufsagen können "Schaden von ihm wenden". Oder haben Sie schon mal gehört, dass bei einer der so häufigen Klagen, dieser Kanzler oder jene Kanzlerin habe "den Amtseid gebrochen", der Vorwurf lautete, sie habe "Deutschlands Nutzen nicht gemehrt"?

2. März 2016

Kurze Gedanken zu einer Torte


Die Lacher hat das "Peng Collective" wohl auf seiner Seite seit es Ihnen gelungen ist, eine Torte ins Gesicht von Beatrix von Storch zu werfen. Tortenwürfe sind ja auch gemeinhin lustig, vor allem wenns es diejenigen trifft, die es ja ohnehin verdienen.
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Kölner Symbolik


Kaum sind die publizistischen Ausläufer der, so die inzwischen einhellig-distanzierende Sprachregelung, Kölner Ereignisse der Silvesternacht verklungen, muss man dieser Tage erneut die Luft anhalten: schon wieder Köln. Schon wieder eine Art "Mob". Schon wieder „Ereignisse“ und „Vorfälle“.  Der Ort des Geschehens? Nur ein Steinwurf von Kölner Hauptbahnhof und Domplatte entfernt: die Kölner Philharmonie. Eklat in der Kölner Philharmonie: Publikum erzwingt Konzert-Abbruch: „Reden Sie doch gefälligst Deutsch!“ titelt Focus Online. Ein "Beispiel der Verrohung heutiger Konzertbesucher" empört sich Welt Online. "Unerträglich chauvinistisch" echauffiert sich die Neue Osnabrücker Zeitung. Was ist passiert?

1. März 2016

Hauptsache Augenwischerei. Möglichst erbarmungswürdig.


Nein, es sollte an dieser Stelle nicht (schon wieder) um Flüchtlinge gehen. Und doch tut es das natürlich wieder (mea culpa), wenn auch nicht nur, wobei das eigentliche Problem in diesem Fall ein bischen anders liegt:

Die Politik hat inzwischen auch begriffen (lang hats gedauert), dass die ganze Flüchtlingsgeschichte eben doch nicht mal so nebenher gemacht werden kann, und doch eine ganze Stange Geld kostet.