31. März 2013

Bauernregeln, Osterausgabe 2013

Auf einen kalten Januar
folgt ein milder Februar

Nach einem harten Februar
ist der Frühling endlich nah

Ist es kalt im März,
geht es bald aufwärts

Schneit es im April,
scheint im Mai die Sonne viel

Gibt es Frost im Mai,
kommt die Blüte rasch herbei

Ist der Juni weiß,
wird der Juli heiß

Nach einem eisigen Julei
ist der Winter bald vorbei

Mit Schnee und Glatteis im Augost
endet dann der Winterfrost

Fallen im September Flocken,
wird der Herbst noch warm und trocken

Was im Oktober runtersaut,
ist zur Weihnacht aufgetaut

Wird's im November glatt und glätter,
gibt es warmes Winterwetter

Im Dezember wunderbar,
hofft man auf das nächste Jahr

Kallias

© Kallias. Für Kommentare bitte hier klicken.

30. März 2013

Sommerzeit, Winterzeit

Die Ansichten über die morgen wieder einsetzende Sommerzeit sind seit jeher geteilt. Manche freuen sich über die langen hellen Abende, andere stört das frühe Aufstehen an sich oder die anstrengende Umstellungsphase.

Gelegentlich wird auch eine ganzjährige Sommerzeit vorgeschlagen, die lange Abende ohne Umstellungsprobleme verspricht.

29. März 2013

Vierter Armuts- und Reichtumsbericht: wozu 480 Seiten lesen, wenn´s auch fünf Sätze tun


Schon mal vom "Armutsbericht" gehört? Bestimmt. Schade nur, dass es den nicht gibt. Statt dessen gibt es den Bericht "Lebenslagen in Deutschland - Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung". 
Der vierte Bericht steht kurz vor der Übergabe an das Parlament - aber bereits jetzt ist die politische Debatte über die Ergebnisse voll entbrannt. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen haben eine "Große Anfrage" dazu gestellt, der DGB hat bereits eine vorläufige Stellungnahme abgegeben, der paritätische Wohlfahrtsverband hat ein Interview gegeben. Alle Medien berichten. Und Ausgangspunkt des Schlagabtauschs ist wohl hauptsächlich die Behauptung, der Bericht solle "geschönt" werden. 

28. März 2013

Wir wünschen uns, was wir nicht wollen – Die Deutschen und ihre Prominenten

Zu den Bereicherungen des Repertoires an sozialen Verhaltensweisen, die das Internet mit sich gebracht hat, gehört der so genannte Shitstorm. Kulturanthropologen werden darin vielleicht eine sublimierte, weitgehend verfahrensfreie und in ihren Folgen relativ harmlose Form des klassisch-antiken Scherbengerichts erblicken. Während der altgriechische Ostrazismus die gewichtige Frage der temporären Verbannung eines Mitbürgers betraf, tobt der postmoderne Sturm im Wasserglas über Nebensächlichkeiten wie etwa einem verunglückten Fernsehinterview.

27. März 2013

Wie der NSU-Prozeß zu einer Sternstunde des demokratischen Rechtsstaates werden kann

Am 2. 2. 2013 ist mir eine Meldung auf der Internetpräsenz des Nachrichtensenders n-tv aufgefallen, die sich in anderen Medien zunächst kaum wiederfinden ließ. Hier wurde der Vorsitzende Richter des Oberlandesgerichts München, Dr. Karl Huber, zum ab April stattfindenden NSU-Prozeß mit den folgenden Worten zitiert:

Wir führen ein rechtsstaatliches Verfahren und keinen Schauprozeß für die Öffentlichkeit. Wir machen das nicht in einem Fußballstadion, wie das totalitäre Staaten tun.
Diese Aussage verwirrte mich nicht wenig. Was veranlaßte den Vorsitzenden Richter dazu, mit solch einer Aussage an die Öffentlichkeit zu treten? Waren das nicht Selbstverständlichkeiten in einem demokratischen Rechtsstaat? Wie anders sollte denn dieser Prozeß geführt werden, und wer machte sich im Verborgenen dafür stark?

Klirrend kalte Winter gehören der Vergangenheit an

In Deutschland gehören klirrend kalte Winter der Vergangenheit an: "Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben", sagt der Wissenschaftler Mojib Latif vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie.
Aus "Spiegel-Online" vom 1. 4. 2000. Überschrift: "Winter ade - Nie wieder Schnee?"

Auf dieses Zitat wies Zettel schon einmal hin (wie er auch sonst gerne über Herrn Latifs Auslassungen berichtete), seinerzeit aus zweierlei Anlass. Wir Epigonen reichen nicht an Zettel heran; ich beispielsweise kann diesen neuerlichen Verweis nur dadurch motivieren, dass die deutsche Wirtschaft sich wohl gefreut hätte, hätte Latif recht behalten. Und dadurch, dass ich mich gerade, am 27. März, nach Frühlingsanfang, vor dem Schneeschippen drücke und lieber einen Blogeintrag schreibe.
Gorgasal


© Gorgasal. Für Kommentare bitte hier klicken.

Feu tricolore (3): Rettet die Homo-Ehe François Hollande aus dem Popularitätstief?

In einem seiner Beiträge über unser westliches Nachbarland schrieb Zettel folgenden Satz:
Frankreich ist ein in seinem Kern konservatives Land.
Die von einem nicht vernachlässigenswerten Teil der Bevölkerung getragenen Proteste gegen die geplante Einführung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partner mag diesen Befund stützen.

26. März 2013

... im Schafspelz

Am letzten Sonntag fanden wieder die Neuen Darmstädter Gespräche statt. Eine sehr niveauvolle und renommierte Veranstaltung, bei der in Form eines klassischen akademischen Gesprächs und abseits von Tagesaktualität ein Thema diskutiert wird. Diesmal unter dem Titel "Macht.Geschichte.Sinn?" eine philosophische Diskussion zum Verständnis von historischen Abläufen. Und da kommen immerhin fast 300 Leute und hören an einem Sonntag über zwei Stunden lang zu.

Es ist auch eine wohltuende Abwechslung zum Gebrabbel der Fernseh-Talkshows, wenn die Teilnehmer nicht nur gemeinsam und zielorientiert ein Thema entwickeln, sondern auch komplexe Gedankengänge geschliffen formulieren können. Und Deutsch so gut beherrschen, daß sie gleich zu Anfang den Veranstaltungstitel mit seinem "macht Sinn" kritisieren.

Ein sehr wortgewaltiger Teilnehmer war Prof. Haug, ein Vorkämpfer der marxistischen Denkschule, der wohl alleine fast die Hälfte der Redezeit füllte.
Rhetorisch noch besser Prof. Lübbe, ein ganz brillanter Kopf mit seinen stolzen 86 Jahren und in vielen Punkten der Gegenpart zu Haugs Thesen. Von seiner Biographie und der Art seiner Beiträge hat er mich in vielen Punkten an unseren lieben Zettel erinnert.
Und dann noch Prof. Schmid, nicht so stringent wie seine beiden Kollegen, einige gute Bemerkungen, aber auch etwas billige Effekthascherei.
Der Moderator war als Ersatz für den erkrankten Gastgeber eingesprungen und lieferte nur einige Stichworte.
Und konnte nicht verhindern, daß die Diskussion teilweise gekapert wurde.

25. März 2013

Chinas Klotz am Bein

Vom 26. bis 28. März findet in Seoul die erste Verhandlungsrunde zur Schaffung einer Freihandelszone zwischen Südkorea, Japan und China statt. Diese würde 1,5 Milliarden Menschen umfassen und hätte in etwa die derzeitige Wirtschaftskraft der Europäischen Union.
Dass sich diese drei Staaten in einer Zeit realer Kriegsgefahr, welche von Chinas bisher engstem Verbündeten ausgeht, an einen Tisch setzen, um einen gemeinsamen Wirtschaftsraum zu gründen, könnte eine Neuausrichtung der Außenpolitik Chinas in dieser Region bedeuten.

Presseschau zu "Unsere Mütter, unsere Väter". Ein Gastbeitrag von Kaa

Zur Zeit kann man den dreiteiligen Fernsehfilm "Mütter und Väter", der die Geschichte von fünf jungen Deutschen im 2. Weltkrieg erzählt, noch im Online-Auftritt des ZDF sehen, täglich von 20 Uhr bis morgens um 6 Uhr. Der Film ist als Zeitzeugnis interessant, als Zeugnis über unsere Zeit. Seit dem 15. März sind in der von mir abonnierten Blogwelt um die 120 Beiträge dazu erschienen, alleine in den Zeitungen 35 Artikel. Die Artikel vor der Ausstrahlung lobten die Authentizität des Films, die deutliche Härte von Gewalt- und Kriegsszenen und schienen mir eine Antwort auf die über 60 Jahre alte Frage: "Warum?" zu versprechen. Sie erklärten die Unwahrscheinlichkeiten der Handlung als notwendig für die filmische Kompression.

24. März 2013

Der kalkulierte Defekt

Geplante Obsoleszenz. Ein Begriff, den man vor einigen Jahren noch nicht kannte. Es ist der Fachterminus für den eingebauten Defekt, den geplanten Ausfall eines Gerätes nachdem die Garantie abgelaufen, aber das eigentlich "natürliche" Ende der technischen Lebenszeit noch nicht erreicht wurde.
Natürlich ärgere auch ich mich über Dinge, die unvermittelt, vermeintlich "vor ihrer Zeit" kaputt gehen. Und das, gefühlt, auch oft kurz nach dem Ablauf der Herstellergarantie. Wer täte das nicht?
Aber wenn dieses Feature tatsächlich in immer mehr Gebrauchsgegenständen eingebaut wird, - kann es das nicht nur, wenn die Kunden es eigentlich auch so ein bisschen wollen?

Kurioses, kurz kommentiert: wie der Innenminister fast den Vogel abgeschossen hätte






Am 14.3. wurde vom Innenministerium ein Verordungsentwurf zurückgenommen, der einige Tage zuvor seinen Weg in die Tagespresse gefunden hatte. Dietrich-Wilhelm Dönneweg, Kreisoberst des Arnsberger Schützenbundes und Bundessportleiter des Sauerländer Schützenbundes beschreibt das Problem in einem Interview mit der "Welt" folgendermaßen:

Die Schützenvögel hatten bisher einen Rumpfdurchmesser von 200 Millimetern. Nach der neuen Schießstandsverordnung, die im Bundesgesetzblatt Ende 2012 herausgegeben worden ist, ist die Stärke von 200 Millimetern auf 80 Millimeter heruntergesetzt worden. Und in einem Kugelfang von 3,50 mal 3,50 Metern hinge bald ein kleines Vögelchen an der Stange.

23. März 2013

Kurioses, kurz kommentiert: Dann sollen sie eben im "Effizienzhaus plus" wohnen!


Wer kein Brot im Haus hat, soll eben Kuchen essen. Diese Devise muss wohl im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ausgegeben worden sein - anders ist das mit Steuermillionen bezahlte Pilotprojekt "Effizienzhaus Plus" nicht zu erklären. 
Dieses Projekt soll Wege finden, "energetisch hoch effiziente Gebäude mit der Zukunftstechnologie Elektromobilität zu kombinieren." Ich sehe mir das Foto des Gebäudes an und frage mich, wann es eigentlich wieder gesellschaftlich akzeptabel geworden ist, dass man sich mit der naiven Arroganz der vermögenden Klasse über das einfache Volk lustig machen darf.

Feu tricolore (2): Wenn zwei Verfassungsorgane dem Präsidenten auf die Finger klopfen


Die Einführung einer "Reichensteuer" für Arbeitseinkommen ab 1 Million Euro war die Erfüllung eines vielbeachteten Wahlkampfversprechen François Hollandes. Wie auch hierzulande ausführlich berichtet, hat diese fiskalische Neuregelung mit dem einigermaßen euphemistischen Titel Contribution exceptionnelle de solidarité („Solidaritätsbeitrag mit Ausnahmecharakter“) den Schauspieler Gérard Depardieu in die offenen Arme des russischen Präsidenten Wladimir Putin getrieben.

22. März 2013

Alternativlos

Wieder einmal gibt es im Bürgertum große Unzufriedenheit mit der politischen Lage. Wieder einmal gründet sich deswegen eine neue Partei, die als Sammelbecken der Unzufriedenen für eine andere Politik sorgen will. Mit einigen honorigen, aber weitgehend unbekannten Führungsfiguren. Mit Kernforderungen, die bei einem Teil der Wählerschaft sehr populär sind.
Wieder einmal ist das Scheitern nur eine Frage der Zeit.

Diesmal nennt sich die neue Partei "Alternative für Deutschland".

Vorweg: Auf zwei übliche Vorwürfe gegen die Neugründung lohnt sich nicht einzugehen.
Weder ist die AfD in irgendeiner Weise rechtsextrem. Entsprechende Anwürfe sind nur peinlich für die entsprechenden Medien, werden der Partei auch eher nützen.
Noch kann man es ihr zum Vorwurf machen, daß sie bisher im wesentlichen eine Ein-Punkt-Partei ist. Denn ihr Programmkern hat Substanz genug, da braucht niemand alle Details zu entlegenen Politikfeldern.

Allerdings ist dieser Programmkern so wenig durchdacht, daß er trotz der Wichtigkeit des Themas nicht für einen Erfolg der AfD reichen wird. Und wie ihre gescheiterten Vorgänger wird die AfD ihre strukturellen und taktischen Defizite nicht bewältigen können.

Der dunkle Kult

Morgen, am 23.März gibt es wieder eine sogenannte Earth Hour. Seit 2007 ruft der WWF einmal im Jahr dazu auf, gemeinschaftlich das Licht auszuschalten. Das hat zwar keinerlei Auswirkung auf den Stromverbrauch der Menschheit, aber es geht ja um die Symbolwirkung. 
Nur, worin besteht diese? Und ist es nicht eigentlich bloß eine kultische Handlung, die lustigerweise nur dann wahrgenommen wird, wenn sie sehr gut ausgeleuchtet ist?

Kurioses, kurz kommentiert: Ein Klo für jede Minderheit?

In der DDR gab es einen Witz über die Toiletten in Sibirien. Sie bestünden, so erzählte man sich, aus zwei Stöcken: Einer dient zum Festhalten. Der andere dient zum Vertreiben der Wölfe.

Wer in jener Zeit die ländlichen Gebiete der Sowjetunion besucht hat, weiß um die bittere Wahrheit, die in diesem Witz steckte. Dort gab es zum Erledigen der Notdurft meist nur ein Loch, über dem zwei Griffe zum Festhalten angebracht waren. Wenn man Pech hatte, fehlte ein Griff. Wenn man noch mehr Pech hatte, fehlten beide.

21. März 2013

Wasser-Privatisierung: Ökonomische Anmerkungen zu einem Politikum


In den Medien erschien eine Reihe von Berichten über die Pläne der EU-Kommission, die Ausschreibungsregeln bei der Konzessionierung der Wasserversorgung zu vereinheitlichen. Weil viele Leser Kopfschmerzen bekämen, wenn Sie einen Satz mit obiger Komplexität lesen würden, verschlankte beispielsweise die Bild die Überschrift auf "EU will Wasserversorgung privatisieren". 

Das liest sich zwar besser, ist aber leider nicht mehr richtig.

Zitat des Tages: Sozialdemokrat schlägt Steuersenkung vor

Und mein Vorschlag ist an dieser Stelle, das zurückzugeben, was der Staat gewissermaßen als Trittbrettfahrer der erneuerbaren Energien zusätzlich eingenommen hat.

Spricht der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil im "Deutschlandradio". Denn:

Bis jetzt hat der Staat bei jeder Strompreiserhöhung gleich mitverdient über die Mehrwertsteuer. Und das ist nun nicht Sinn der EEG-Umlage, dass damit auch der Staats[h]aushalt weiter verbessert werden soll.

Feu tricolore (1): Verbalinjurien, bei denen der EGMR den Kärcher zu Hause lässt


Es gibt als eisern verschriene Innenminister, die nach ihrem Aufstieg in das Amt des Staats- oder Regierungschefs eine versöhnlichere Seite an sich entdecken. Dies war etwa bei Günther Beckstein der Fall: Als Leiter des bayerischen Innenressorts mit Epitheta wie „fränkischer Hardliner“ oder „schwarzer Sheriff“ bedacht, wurde er im Amt des Ministerpräsidenten dieser Reputation keineswegs gerecht; vielmehr entpuppte er sich als Duz-Freund Claudia Roths.
Solche Wandlungen sucht man in der politischen Karriere von Nicolas Sarkozy vergebens: Ob im Hôtel de Beauvau oder im Élysée-Palast (dem Sitz des französischen Innenministers bzw. Präsidenten), der gelernte Jurist bediente sich in aller Regel einer direkten, umschweiflosen Sprache. Sein Bild vom Kärcher-Einsatz in der Pariser banlieue schaffte es sogar bis in die deutsche Presse.

20. März 2013

Setzen, sechs! Wie deutsche Bildungspolitik Gescheiterte produziert



 

 

 

 

 

 

Nach Hamburg plant nun auch die frisch gewählte rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen, das Sitzenbleiben an den meisten Schulen abzuschaffen. Spiegel online zitiert die seinerzeit noch designierte niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) mit den Worten:

An integrierten Gesamtschulen gibt es in Niedersachen schon jetzt kein Sitzenbleiben - durchaus mit Erfolg: "Wir haben an den Schulen die niedrigste Schulabbrecher-Quote überhaupt", sagte Heiligenstadt. "Aber natürlich müssen die Schulen auch in die Lage versetzt werden, so arbeiten zu können."
Nun müsste man natürlich zunächst einmal fragen, inwiefern eine niedrige Schulabbrecherquote mit guter Lernleistung korrespondiert und ob der zitierte „Erfolg“ sich auch in Form besserer Vorbereitung auf das und größerem Erfolg im Berufsleben zeigt. Dieser Frage möchte ich mich im Folgenden nähern.


Vertrauen - verschenkt

Was macht uns eigentlich handlungsfähig? Unsere Körperkraft natürlich und unsere geistige Beweglichkeit. Beides abhängig von unserem Gesundheitszustand. 
Natürlich brauchen wir auch die Mittel, mit denen wir etwas bewegen können. Werkzeuge zum Beispiel, oder Ressourcen auf die wir zurückgreifen können - Rohstoffe, Energie, fremde Unterstützung, dergleichen.
Doch was ist in einer arbeitsteiligen Gesellschaft der Schlüssel zu den letztgenannten Gütern?

Es ist das universelle, überall gebrauchte Zwischentauschmittel: Geld

19. März 2013

Gerechtigkeit und Deals

"Gerechtigkeit walte, und wenn die Welt darüber unterginge" lautet ein alter Spruch. Die Welt ist ein hoher Preis für die Gerechtigkeit, und in einer Welt, die nicht an große Worte glaubt, würde ihn wohl nimand mehr bezahlen wollen. Das heißt, für etwas weniger als die ganze Welt würden wir uns die Gerechtigkeit schon abkaufen lassen. Die Frage ist nur, wie hoch der Preis dafür sein sollte.

Wie der Sozialstaat und die Ökonomie den Feiertagskalender prägen

Deutschland ist bekanntlich das Mekka der organisierten Interessen. Bei erheblich mehr als einer halben Million eingetragenen Vereinen dürfte kaum ein Anliegen denkbar sein, das nicht durch einen Zusammenschluss von Bürgern vertreten und gefördert wird.
Dass in Bayern nicht gerade selten die Brauchtumspflege der Zweck derartiger Verbindungen ist, wird kaum verwundern; dass sich eine Gruppierung allerdings die Wiedereinführung eines abgeschafften Feiertages und die Erhaltung der ihm zugehörigen Traditionen zum Ziel setzt, ist wohl weniger alltäglich. Doch genau diesem Unterfangen hat sich die Königlich Bayerische Josefspartei® verschrieben. Deren Streben richtet sich gemäß § 2 der Satzung zuvörderst darauf,
den Josefstag am 19. März wieder als Feiertag einzuführen und ihn sowohl vor als auch nach der zu erreichenden Einführung als Feiertag gebührend zu begehen bzw. zu feiern.

18. März 2013

Ad maiorem Dei gloriam – Franziskus ist der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri


Im fünften Wahlgang des Konklaves, am 13. März 2013, haben die wahlberechtigten Kardinäle den Argentinier Jorge Mario Bergoglio SJ, qui sibi nomen imposuit Franciscum, zum Papst gewählt. Dass der neue Papst aus einem nichteuropäischen Land stammen könnte, galt auch schon vorher nicht als unwahrscheinlich. Die viel größere Überraschung war, dass er dem Jesuitenorden angehört.

Die 1534 von einem exzentrischen Basken namens Inigo (dem späteren hl. Ignatius von Loyola) und ein paar Weggefährten gegründete Compania de Jesus, als Societas Jesu 1540 vom Farnese-Papst Paul III. offiziell als Ordensgemeinschaft anerkannt, hat bis heute einen schillernden Ruf – gerade im konfessionell geteilten deutschsprachigen Raum, wo sie aufgrund ihrer Rolle in der Gegenreformation Gegenstand zahlreicher Kontroversen war.

Die Jesuiten – Giftmischer oder Heilige“ fragt die BZ, Begriffe wie „Kadavergehorsam“ und „jesuitische Rabulistik“ sowie die Figur des Naphta in Thomas Manns Zauberberg sind gängige Assoziationen; und wer es ganz besonders „gut“ mit der Gesellschaft meint, vergisst auf keinen Fall zu erwähnen, dass ihre Organisation Heinrich Himmler als Vorbild für die SS gedient haben soll. Andererseits gelten sie als „intellektuelle Speerspitze der katholischen Kirche“ und die Bezeichnung als „Jesuitenschüler“ weist z.B. einen Heiner Geißler als außerordentlich klugen Kopf aus.

Die Wahl von Pater Bergoglio, übrigens neben einem 79jährigen emeritierten und vergleichsweise unbekannten Bischof aus Jakarta der einzige tatsächlich wählbare jesuitische Kardinal, wirft vielmehr die Fragen auf

• Inwiefern ist die Wahl eines Jesuiten eine Sensation?
• Was bedeutet es für das Pontifikat und die Kirche, wenn ein Jesuit das Amt innehat?

Der 18. März


Jeder neue Tag ist ein besonderer Tag. Für den, der das Hier und Jetzt lebt.
Die Erinnerung an Vergangenes intensiviert sich mit seiner Bedeutung aus der Rückschau und verbindet sich mitunter durch Allegorien mit nicht selbst Erlebtem.
Es ist manchmal eine Suche nach Schlüsselmomenten der Geschichte, welche prägend für ihren Verlauf waren, wie sie auch einen selbst prägten.
Der 18. März ist solch ein Tag. Eigenes Erleben und Geschichte bilden ein erstaunliches Maß an Gemeinsamkeiten.
An diesem Tag ging es zweimal, 1848 und 1990, um die Einheit, welche in ihrem Fehlen, dem Zusammenwachsen zu einem deutschen Staat entgegenstand.

17. März 2013

Das Pseudonym - Der Mensch

In den letzten Jahrzehnten bin ich bei vielen Beisetzungen gewesen. Sie werden häufiger, das ist normal im Leben. Aber die von Zettel war bestimmt die ungewöhnlichste, die ich je erlebt habe.
Nicht von Stil und Ablauf her, das war alles - wie zu erwarten - ganz traditionell. So wie es sich in unseren Regionen so "gehört". Nur mit einem Trauerredner anstelle eines Pfarrers, aber auch das war zu erwarten.

Nur ist es eine eigentümliche Erfahrung, 300 km zur Beerdigung eines Menschen zu fahren, den man im konventionellen Sinne überhaupt nicht gekannt hat. Dessen Gesicht man nie gesehen hat, selbst dessen Namen man noch einige Tage vorher nicht wußte.
Ich gebe zu, ich habe außer meiner Familie niemanden erzählt, wo ich da überhaupt hinfahre. Es wäre mir wohl schwer gefallen, Kollegen, Freunden oder Nachbarn begreiflich zu machen, daß ich einem Pseudonym das letzte Geleit geben will.

Es geht weiter

Liebe Leser,

drei Wochen nach Zettels Tod wird "Zettels Raum" wieder geöffnet.

Wir haben uns vorgenommen, Zettels Wirken fortzusetzen und eine möglichst tägliche Begleitung der Weltläufte zu bieten. Jene Eigenschaften und Fähigkeiten, die Zettel zu einer unverwechselbaren Bloggerpersönlichkeit gemacht haben, werden wir gar nicht erst zu kopieren versuchen, einige Maßstäbe, die er gesetzt hat, werden wir uns aber zu eigen machen. Wir werden versuchen, auf der Grundlage belegbarer Fakten zu schreiben, nach sprachlicher Qualität zu streben und ein weites Spektrum von Themen zu behandeln, auch wenn die Politik weiterhin im Mittelpunkt stehen dürfte.

So etwas wie eine Linie wird der Blog nicht haben. Wir werden jeweils aus unserer individuellen Sicht kommentieren, wobei die meisten von uns erfahrungsgemäß liberalen und konservativen Positionen nahestehen.

Um die gewohnt hohe Zahl von Beiträgen wenigstens einigermaßen halten zu können, haben wir das Autorenteam erheblich erweitert. Zu den bisherigen Autoren Lyllith (im Kleinen Zimmer als C. bekannt), Gorgasal, Gansguoter, Herr, R.A. und Kallias sind zehn neue Autoren hinzugekommen.

Es handelt sich dabei um Noricus, Meister Petz, Andreas Döding, Calimero, Stefanolix, Ulrich Elkmann, Erling Plaethe sowie Felsen2000, der Ihnen aus dem Kleinen Zimmer als Frank2000 bekannt ist. Die meisten von ihnen haben bereits als Gastautoren in "Zettels Raum" geschrieben.

Ferner haben Techniknörgler und Florian ihre Mitarbeit als Autoren angekündigt, andere scheinen noch zu überlegen. Von den bisherigen Contributors haben sich DrNick und Johann Grabner leider noch nicht entschließen können, dem neuen Autorenkreis beizutreten.

Nach Zettels Tod haben im Kleinen Zimmer einige davon abgeraten, "Zettels Raum" weiterzuführen, andere haben es sich gewünscht. Wir danken allen, die ihre Ansicht geäußert, Vorschläge gemacht und Anregungen gegeben haben.

Wir danken ferner sehr herzlich den vielen, die uns finanzielle Unterstützung angeboten haben. "Zettels Raum" und "Zettels kleines Zimmer" sind zur Zeit kostenlos für uns, so daß wir einstweilen kein Geld benötigen.

Voilà.

Die Autoren


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5. März 2013


Diese Anzeige erscheint morgen, am 6.3.2013 in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Für eine vergrößerte Darstellung auf das Bild klicken. Für Kommentare bitte hier klicken.

3. März 2013

Zettels Vermächtnis

Die Nachricht von Zettels Tod hat uns alle tief getroffen. Wohl niemand hätte sich vorstellen können, wie schmerzhaft dieser Verlust sein würde. Er war ja immer da. Fast täglich setzte er ein Thema, welches ihm wichtig erschien, auf die Agenda, vertiefte es, bezog Stellung, und forderte uns zum Denken und Diskutieren heraus. Zettels Raum ist über die Jahre zu einer Informationskonstante im Leben Vieler geworden und plötzlich fehlt sein Gründer und Namensgeber.

Zettel hat jedes neue Mitglied im Kleinen Zimmer willkommen geheißen; viele von uns erinnern sich noch daran. Er hat unsere Diskussionen in einem ungewöhnlich herzlichem Ton moderiert. Er ist aber auch konsequent eingeschritten, wenn sich jemand nicht an die Regeln gehalten hat.

"Niemand schreibt hier Unsinn" pflegte er doch einmal in erhitzter Debatte geäußerte Kommentare zu rügen, "hier wird zur Sache diskutiert". Das war Zettel. Und er war stolz auf seine "Zimmerleute", wie er uns nannte.

Manch einer konnte kaum glauben, dass Zettel, dieser unglaublich produktive Blogger und Diskussionsleiter eigentlich schon im Rentenalter war. Dem emeritierten Professor war dies jedoch nur zu bewusst. Auch dass er eines Tages mal nicht mehr sein würde. Es war ihm aber wichtig, dass Zettels Raum und Zettels kleines Zimmer erhalten und fortgeführt werden.

Im Jahr 2011 erlitt Zettel während seiner fast durchgehenden Berichterstattung rund um die Ereignisse in Japan einen Schwächeanfall. Damals wurde ihm deutlich bewusst, dass seine Zeit endlich war. Im Forum schrieb er:

... es gibt so viele tolle Menschen, die das weiterführen können, was ich angefangen habe. ZR und das Kleine Zimmer hängen ja nicht daran, wie lange das Herz eines Menschen noch pumpt. Ihr sollt das gefälligst weiterführen. Meines Erachtens ist das Kleine Zimmer einmalig im deutschen Netz. Da müßt Ihr alle euch halt a bisserl engagieren.

In den letzten Jahren wählte Zettel aus dem Kreis der Mitglieder des Kleinen Zimmers einige Co-Autoren für Zettels Raum aus. Sie sollten ihm Unterstützung und auch Versicherung sein, wenn es einmal an Kraft mangeln würde. Nun stehen die Co-Autoren und die Zimmerleute vor einem schweren Erbe. Uns ist klar, dass Zettel durch niemanden zu ersetzen sein wird. Aber uns ist auch bewusst, dass sein Wirken fortgeführt werden sollte.

Das Motto von "Zettels Raum" ist Zettels Vermächtnis:

VERNÜNFTIGE GEDANKEN VON GOTT, DER WELT UND DER SEELE DES MENSCHEN, AUCH ALLEN DINGEN ÜBERHAUPT

Ein helles Licht ist erloschen, aber das Feuer brennt weiter. Für die Freiheit, für die Vernunft, und im ehrenden Gedenken an einen großen Aufklärer.


Am 18. März wird sich "Zettels Raum" wieder bei seinen Lesern melden.

Die Autoren

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