18. März 2012

Zitat des Tages: "Die alten Dämonen erheben wieder ihr Haupt". Zwei amerikanische Kommentatoren über Joachim Gauck und die deutsche Befindlichkeit

Germans aren't used to being kicked in the shins by those who are also shaking the tin cup, and yet as their American allies could tell them, this is the price of leadership: it's damned if you do, damned if you don't. (...)

... with stressful times ahead, and the old cultural demons raising their heads, a strong voice of simple principle can be only to the good. Germans need frequent reassurance that they are O.K. The rest of the world likes frequent reassurance that the Germans are O.K. Mr. Gauck is in a position to give both.


(Die Deutschen sind es nicht gewohnt, daß diejenigen ihnen vors Schienbein treten, die zugleich die Sammelbüchse schütteln. Aber wie ihre amerikanischen Alliierten ihnen erklären könnten, ist das der Preis der Führungsrolle: Wie man es macht, macht man es verkehrt. (...)

... es stehen schwierige Zeiten ins Haus; die alten kulturellen Dämonen erheben wieder ihr Haupt. Da kann eine starke Stimme für einfache Prinzipien nur recht sein. Die Deutschen brauchen immer wieder die Bestätigung, daß sie OK sind. Die übrige Welt schätzt immer wieder die Bestätigung, daß die Deutschen OK sind. Gauck ist in der Lage, beides zu liefern.)
Die beiden Deutschland-Experten Jackson Janes und Peter Ross Range gestern in der New York Times. Überschrift ihres Meinungsbeitrags: "Can Joachim Gauck make Germany likable?" - "Kann Joachim Gauck Deutschland sympathisch machen?"

Kommentar: Dieser Artikel weist auf einen Aspekt der Wahl Joachim Gaucks hin, der in Deutschland bisher vergleichsweise wenig beachtet wurde: Gauck ist das Gegenteil des häßlichen Deutschen.

Man sieht ihn als einen Mann mit einem nachgerade angelsächsischen Verständnis von Freiheit und Demokratie; als jemanden, dem die Überheblichkeit fremd ist, die man im Ausland so wenig an den Deutschen mag. An jenen Deutschen, die in den Augen mancher (siehe den "Ausstieg aus der Atomenergie"; siehe das Auftreten gegenüber Griechenland) schon wieder dabei sind, den Schulmeister spielen zu wollen.

Deutschland kommt nicht umhin, in Europa künftig eine Führungsrolle zu übernehmen, zu der wir uns wahrlich nicht gedrängt haben. Auch im Hinblick darauf ist der Bundespräsident Gauck ein Glücksfall. Wenn jemand das Ausland davon überzeugen, kann, daß es die "alten Dämonen" nicht wieder zu fürchten hat, dann dieser überzeugte Liberale. ­
Zettel



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