17. Mai 2008

Monarchie - warum eigentlich nicht?

Durch eine Mail, die mir freundlicherweise zugeschickt wurde, bin ich auf einen am 10. Mai gegründeten Verein aufmerksam geworden. Er heißt "Bund aufrechter bayerischer Monarchisten und Föderalisten", hat das "Ziel des bayerischen Staatsoberhauptes aus dem Hause Wittelsbach" und möchte sich diesem Ziel vorerst dadurch nähern, daß man Lehrern an bayerischen Schulen einschlägige Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellt.

Die WebSite, auf der sich die Informationen darüber finden, heißt "Monarchistische Nachrichen", und das "kaisertreu" in der Webadresse läßt erkennen, daß es um Monarchie allgemein und nicht nur um die Treue zum Haus Wittelsbach geht.



Es geschieht immer wieder einmal, daß mir jemand eine Mail schickt in der Erwartung oder Hoffnung, daß sie einen Artikel in ZR anregt. Daß ich das im jetzigen Fall aufnehme, mag Stammleser von ZR zu der kopfschüttelnden Frage veranlassen, ob ich denn, zusätzlich zu den sonstigen gedanklichen Kapriolen, die mir gelegentlich angelastet werden, nun auch noch zum Monarchisten geworden bin.

"Hm, hm, ..." lautet meine Antwort, und statt ihn zu schütteln, wiege ich den Kopf.

Denn einerseits bin ich gewiß durch die Nachricht von der Gründung dieses Vereins zu nichts geworden, was ich nicht schon war. Andererseits - war ich vielleicht schon, bin ich also vielleicht ein Monarchist?



Als ZR noch jung und sehr klein war, im August 2006, habe ich mich schon einmal mit der Monarchie befaßt; in einem Artikel, in dem das zu lesen ist, was ich sonst jetzt hier schreiben würde.

Vielleicht ist dieser Artikel ein Lob der Monarchie; jedenfalls steht darin Positives über die europäischen Monarchien.

Es steht darin Positives, denn wenn man vorurteilslos an die Sache herangeht, dann kann der Vergleich zwischen Monarchien und Republiken nur zugunsten der Monarchien ausgehen.

Alles in allem ist es denjenigen europäischen Ländern, die ihre Monarchen behalten haben, statt sie im 19. Jahrhundert oder nach dem ersten Weltkrieg davonzujagen, besser gegangen als vielen Republiken. Ganz sicher ist es ihnen nicht schlechter gegangen, den Briten und Schweden, den Luxemburgern und Norwegern und nicht zuletzt den Spaniern, denen die Monarchie den friedlichen Übergang von der Franko- Diktatur in die Demokratie ermöglicht hat.



Demokratie und Monarchie - das sind ja keine Gegensätze. Eine demokratische politische Verfassung ist in keiner Weise an die Staatsform der Republik gebunden. Eher im Gegenteil, möchte man sagen.

Die schlimmsten Diktaturen waren und sind Republiken; von den Staatswesen Hitlers, Stalins, Maos, Pol Pots und Saddams bis zu den heutigen Diktaturen im Iran, in Cuba, in Nordkorea.

Oder nehmen wir Indochina und den arabischen Raum: In der Monarchie Thailand geht es entschieden demokratischer zu als in den Republiken Vietnam und Burma alias Myanmar. Ebenso finden sich Ansätze zu einer Mehrparteien- Demokratie unter den arabischen Ländern nicht in Republiken wie Algerien und Syrien, sondern in den Monarchien Marokko und Jordanien.



Und also?

Nein, wir werden in Deutschland nicht wieder eine Monarchie bekommen; auch nicht in Bayern.

Aber dem "Bund aufrechter bayerischer Monarchisten und Föderalisten" wünsche ich dennoch gute Arbeit. Träumen darf man ja in der Politik. Und ein Bund, der von einer Monarchie träumt, ist mir entschieden lieber als Parteien und Vereinigungen, die vom Sozialismus träumen.



Mit Dank an Martin Spannbrucker. Für Kommentare zu diesem Artikel gibt es einen Thread in "Zettels kleinem Zimmer". Dort findet man auch eventuelle Aktualisierungen und Ergänzungen.