20. Januar 2008

Marginalie: Warum hat MacCain in South Carolina gewonnen? Nebst einem Irenwitz

Das war eine vergnügliche Wahlnacht für mich alten Anhänger von John McCain.

Für McCain war es politisch und auch persönlich wichtig, gerade in South Carolina zu gewinnen. Dieser Staat war vor acht Jahren sein Waterloo gewesen, als er dort George W. Bush im Primary unterlag. Zuvor hatte er in Michigan triumphal gewonnen; mit South Carolina begann sein Abstieg.

Und jetzt hat er gegen einen viel schwierigeren Konkurrenten gesiegt, Mike Huckabee. Schwieriger deswegen, weil Huckabee das Idol der Evangelikalen ist, die in South Carolina sehr zahlreich sind.



Zwei Männer treffen sich am Tresen. Nach dem ersten Whisky fragte der eine den anderen, was er denn für ein Landsmann sei. "Ire" sagt der. - Darauf der erste: "Ach, Ire. Na sowas. Ich auch. Darauf gebe ich einen aus." -"Aus welcher Stadt denn? - "Aus Kildare". - "Kildare? Das gibt's ja nicht. Ich auch. Darauf müssen wir einen trinken." - "Und wo sind Sie zur Schule gegangen?" - "Auf die Schule in der King's Road". - "Auf die Schule in der King's Road? Unglaublich, ich auch. Darauf heben wir einen." Und so fort. Es stellt sich heraus, daß sie dieselben Lehrer hatten, gleich alt sind, in die gleiche Klasse gingen.

Ein neuer Gast kommt in den Pub, sieht die beiden fröhlichen Männer am Tresen und fragt den Wirt, wer das denn sei. "Och, kümmern Sie sich nicht um die", antwortet der, "das sind die Zwillinge O'Ryan. Die besaufen sich mal wieder".



Dieser Witz gehört zum Standard- Programm der Wahlreden von John McCain. Warum erzähle ich ihn jetzt? Erstens, weil er mir gefällt und ich ihn immer schon mal in einem Artikel unterbringen wollte. Zweitens, weil es jetzt eine Gelegenheit gibt.

Denn John McCain erzählt auf seinen Veranstaltungen diesen Witz nicht einfach so. Sondern er leitet ihn ein mit einer Bemerkung wie: "Die einzige Gruppe von Einwanderern, über die man heutzutage noch einen Witz machen darf, sind die Iren".

Und da haben wir ihn, den John McCain, der in South Carolina gewonnen hat:

Einer, der sich über diese Herrschaft der politischen Korrektheit lustig macht, die in den USA ja noch viel schlimmer ist als bei uns.

Einer mit Selbstironie; denn er ist selbst Nachfahre irischer Einwanderer.

Und einer, der den Problemen nicht ausweicht; denn just das Thema "Einwanderung" hat ihm im Wahlkampf viel Ärger gemacht, weil er dazu eine für viele Konservative zu liberale Haltung einnimmt.



Kurz, was McCain so beliebt macht, das ist weniger seine politische Position als seine Persönlichkeit. Er ist aufrecht und ehrlich. Und das gefällt selbst Konservativen, die seine Haltung zu einzelnen Fragen gar nicht unbedingt schätzen.

So kommt es, daß - der erste Grund für seinen Erfolg - er auch in den evangelikalen Hochburgen im Nordwesten von South Carolina erstaunlich gut abgeschnitten hat. Natürlich haben dort die meisten Huckabee gewählt; aber McCain kam bei den Evangelikalen, wie Bill Schneider in seiner Wahlanalyse auf CNN sagte, auf einen beachtlichen zweiten Platz. Er bekam dort deutlich mehr Stimmen als umgekehrt Huckabee bei den Nicht- Evangelikalen.

Der zweite Grund heißt, laut Bill Schneider und den anderen Analysten von CNN, Fred Thompson. Dieser konservative Kandidat schnitt mit ungefähr 16 Prozent gut ab und wilderte damit in Huckabees Revier.

Andererseits ist Thompsons Wahlkampf insgesamt bisher nicht so gelaufen, wie er das erhofft hatte. Viele rechnen damit, daß er demnächst aufgibt. Wohin werden dann seine Wähler gehen? Wen wird er empfehlen?

Das sind zwei verschiedene Fragen. Thompson- Wähler sind von ihrer konservativen Haltung her eigentlich sozusagen prädestinierte Wähler Huckabees. Aber viele Beobachter rechnen damit, daß Thompson selbst, wenn er als Kandidat zurücktritt, seinen Wählern John McCain empfiehlt.

Warum? Weil er sein persönlicher Freund ist. So, wie sein persönlicher Freund aus dem entgegengesetzten Lager, der demokratische Senator Lieberman, schon vor Wochen, als McCain in den Umfragen noch ganz unten war, zu seiner Wahl aufgerufen hat.

Nicht Barack Obama, der damit Wahlkampf macht, sondern John McCain wäre ein Präsident, der die Amerikaner wieder zusammenführen könnte, über die Grenzen der politischen Lager hinweg, die sich in den vergangenen Jahren so erbittert bekriegt haben.

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